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Doppelten Anlass zum Feiern hatte jetzt die kleine evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Schweiburg am Jadebusen. Die Kirche wurde 250 Jahre alt und erhielt endlich einen Namen. Bislang gehörte sie zu den wenigen Kirchen im Landkreis Wesermarsch, die keinen Namen tragen.

Der Festtag wurde von allen Vereinen und Institutionen am Ort begangen. Er begann mit einem Festumzug von der Ortsmitte bis zur Kirche am Deich. Die kleine Kirche konnte nicht alle Festgäste aufnehmen. So wurde der Gottesdienst, den Pastorin Heike Jakubeit eröffnete, mit Bild und Ton in den Friedhofsgarten übertragen.

Bischof Jan Janssen weihte das nunmehr 250 Jahre alte Gotteshaus auf den Namen St.-Vitus-Kirche. Diesen Name hatte vor fünf Jahren der Gemeindekirchenrat ausgesucht, um an die untergegangenen Kirchorte im Gebiet des heutigen Jadebusens zu erinnern. Vor etwa 650 Jahren, nach der 2. Marcellusflut, wegen der zahlreichen Opfer auch „Grote Manndränke“ genannt, wurde der Ort Jadele mit seiner Pfarrkirche St. Vitus endgültig aufgegeben. Im 11. Jahrhundert beheimatete Jadele ein Kloster, das jedoch nach argen Sturmfluten der Natur preisgegeben wurden.

Schweiburg ist geprägt durch Deichbau, Neulandgewinnung und mehrfache Heimsuchung durch Sturmfluten. Damit ähnelt seine Historie der von Jadele. Auch Schweiburg hatte bereits von 1677 bis 1686 eine Kapelle, die in den Fluten des Meeres versank. In seiner Predigt über den Zöllner Zachäus (Lukas 19) beglückwünschte Bischof Janssen die Schweiburger Gemeinde. Sie bleibe nicht wie Zachäus  nur beobachtend auf dem Baum sitzen und sehe zu, was Jesus in die Welt bringt. Ihre Mitglieder beteiligen sich vielmehr im Sinne eines guten Miteinanders. Janssen lobte die Schweiburger Festschrift, die auch von dem erzählt, wie die Menschen am Ort sich Gottes Begleitung auf den Wegen in die Zukunft vorstellen.

Nach dem Gottesdienst richteten der Bürgermeister der Gemeinde Jade, Henning Kaars, der stellvertretende Landrat Karlheinz Ranft aus Nordenham und Malgorzata Bunse vom Architekturbüro Angelis & Partner, Oldenburg, Grußworte an die Gäste in der festlich geschmückten Kirche. Sie erinnerten an die zwei Restaurierungsschritte, die in den vergangenen Jahren  mehr als 300 000 Euro erfordert hatten, zu denen zahlreiche Institutionen beträchtliche Zuschüsse gewährt hatten. Besonders gewürdigt wurden die wertvollen restaurierten Kirchenschätze wie etwa die Kanzel oder der Kirchenstuhl.

Nach dem Gottesdienst pflanzte der Bischof - musikalisch begleitet von den Jagdhornbläsern des Hegerings Jade - im Gemeindehausgarten einen Gingkobaum. Zuvor machte Pastorin Jakubeit deutlich, warum die Gemeinde sich ausgerechnet für diese Baumart entschieden hat: der Jahrtausendbaum soll Hoffnungszeichen für langen Bestand der Kirchengemeinde haben, die medizinische Wirkung der Blätter sei Zeichen für eine heilende Gemeinschaft. Schließlich gebe es eine historische Verbindung. Die ersten Gingkobäume wurden in Deutschland um 1760 gepflanzt, als auch die Schweiburger Kirche gebaut wurde.-

Am Nachmittag führten die Schweiburger Landfrauen in historischen Kostümen in der Kirche ein Theaterstück mit Szenen aus der Kirchengeschichte des Ortes auf. In der  wieder vollbesetzten Kirche gab es großen Beifall für die Darsteller. Schon während des Festtages waren die Damen in ihren Kostümen bewundert worden. Zahlreiche weitere Aktionen unterhielten die Besucher beim „Budenzauber“ der Vereine. Im Gemeindehaus hatte der Förderkreis der Kirche „Use Kark“ eine kleine Ausstellung mit alten Taufkleidern, Bibeln, Hochzeitsurkunden, alten Gesangbüchern, Haustaufgeschirr aus Schweiburger Haushalten vorbereitet. Sogar ein Hochzeitskleid aus den 1950er Jahren war dabei.  Ein knackiges Dudelsackkonzert der Moorland-Piper beendete das Jubiläumsprogramm.

Als nächstes hat sich der Förderkreis „Use Kark“ das Ziel gesetzt, für eine neue (gebrauchte) Orgel zu sparen.

Die Festschrift zum Kichenjubiläum „Ich wollte, ich säße noch in Schweiburg!“ ist für 9,80 Euro bei der Kirchengemeinde und im Buchhandel (ISBN 978-3-929901-08-0) erhältlich.

Reinhard Meyer

 

Bischof Jan Janssen während seiner Predigt in der St.-Vitus-Kirche.
Nach dem Gottesdienst pflanzt Bischof Janssen einen Ginkobaum.
Schweiburger Landfrauen führten in historischen Kostümen in der Kirche ein Theaterstück mit Szenen aus der Kirchengeschichte des Ortes auf.