Die Botschaft von Weihnachten sei „eine Botschaft von Gottes Nähe und seiner Liebe zu uns – und eine Botschaft der Solidarität unter uns Menschen“, sagte der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit in seiner Predigt am Heiligen Abend. Er forderte die Menschen auf, sich „besonnen und gerecht“ für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und globale Gerechtigkeit einzusetzen. Dazu gehöre auch eine weltweite Solidarität bei Impfaktionen, so der Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg in der Christnacht in der Oldenburger St. Lamberti-Kirche.
Als Kind in der Krippe sei Gott zu Menschen in die Welt gekommen, die am Rand stünden und die sonst nicht wahrgenommen würden. „Ihnen wendet er sich zu: zuerst den Hirten auf dem Felde dann später vor allem den Mühseligen und Beladenen.“ Aber es sei schon an Heiligabend wichtig, über die Krippe hinauszuschauen. In ihr habe begonnen, was die Welt verändert habe. „Hoffen und helfen wir, dass Gott vollenden wird, was in der Krippe begonnen hat“, So Bischof Adomeit.
Der Blick zum Nächsten sei über die biblische Botschaft hinaus sogar im eigenen Interesse der Menschen, wenn man die weltweite Pandemielage betrachte, sagte Adomeit. „So lange wir der Meinung sind, wir könnten diese Pandemie innerhalb unserer Grenzen oder innerhalb unseres Horizontes in den Griff bekommen, werden wir den kommenden Wellen neue Namen geben müssen – das Alphabet wird nicht ausreichen.“ Darum seien weltweite Impfaktionen nötig.
Aber auch über die Pandemie hinaus seien Christinnen und Christen in die Welt gestellt. „Wir dürfen den Blick zum nahen und fernen Nächsten nicht ausblenden, wenn wir auf Fluchtursachen schauen, auf kriegerische Auseinandersetzungen, auf Klimaveränderungen, die in ihren Auswirkungen bei uns ankommen“, betonte Adomeit. Mit Blick etwa auf die katastrophale Situation in Afghanistan, an der polnisch-belarussischen Grenze und nach wie vor in den Flüchtlingslagern Griechenlands dürften die Menschen hinter den politischen und humanitären Krisen nicht vergessen werden, mahnte der Oldenburger Bischof. „Ihr Schicksal müssen wir immer und immer wieder auf die Tagesordnung setzen und nicht nachlassen – in Solidarität.“ Denn die heilsame Gnade Gottes sei allen Menschen erschienen.
Gerechtigkeit sei die wichtigste Bedingung, unter der ein Leben im friedlichen Miteinander der Menschen und im Einklang mit Gottes Schöpfung gelingen könne. „Gerechtigkeit zwischen Nord und Süd, arm und reich, Groß und Klein, Jung und Alt, bunt oder blass. Vor Gott sind alle Menschen unendlich wertvoll – und damit sind sie alle gleich wichtig. Oder weihnachtlich formuliert: Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“
Adomeit unterstrich, dass es an den Menschen sei, die hoffnungsvolle Botschaft von Weihnachten Wirklichkeit werden zu lassen: „Ich kann darauf warten, dass Gott seine Verheißungen erfüllt und endlich seine Herrschaft aufrichtet. Ich kann aber auch hingehen und anfangen, das Reich Gottes zu bauen in dieser Welt: in meiner Familie, an meinem Wohnort, in unserem Land - ja, auch weltweit.“ Es könne „wahrlich Weihnachten werden, wenn wir bereit sind, die Welt zu einem noch besseren Ort zu machen – in Haltung und Tun.“
Den Wortlaut der Predigt finden Sie hier.