Die „Ora Et Labora“ wird 100 Jahre alt. Zu Ehren des Geburtstags des Modellschiffes in der Nikolaikirche auf der Insel Wangerooge werden ab dem 21. Juli zwei besondere Festwochen begangen.
Seit 100 Jahren schwebt das Modellschiff „Ora Et Labora“ im Kirchenraum in der evangelischen Nikolaikirche auf Wangerooge. Dieses Jubiläum wird mit einem besonderen interaktiven Kunstprojekt von Valeska Klug und Birk-André Hildebrandt als Künstlerduo „Scheinzeitmenschen“ gefeiert. Es setzt mit Lichtinstallationen und Schattenspielen in der Nikolaikirche das Schiff neu in Szene und soll ungewöhnliche Perspektiven auf das Objekt eröffnen.
Durch die Vergrößerung seines Schattens werden Details des Schiffsmodells erkennbar, die dem Blick sonst verborgen bleiben. Schlaglichter auf einzelne Teile des Schiffs zerlegen es in separate Schattenbilder, die sich wie seine Bedeutungen vervielfachen und überlagern können. Während die Schiffsschatten über die weißen Wände, Decken und die bunten Fenster wandern, treten sie in einen Dialog mit architektonischen Elementen des Kirchenraums.
Zusätzlich erzählen drei Hör-Boxen an verschiedenen Orten auf der Insel Geschichten, die sich um das Modellschiff ranken. Faltet man den Veranstaltungsflyer zu einem Papierschiff, verwandelt er sich in den Schlüssel zu den drei Erzählungen. Legt man anschließend in der Nikolaikirche mit dem Faltschiff, mit dem man Erzählungen gesammelt hat, an einer weiteren Holzbox an, kann man schließlich die Installation im Kirchenraum beeinflussen: Denn das Spiel mit Licht, Schatten und Wasser in der Kirche verändert sich – je nachdem, mit wie vielen Geschichten das eigene Papierschiff bereits beladen ist.
Das Kunstprojekt „Ein Schiff ist ein Schiff ist ein Schiff“ ist vom 21. Juli bis zum 4. August bei Tag von 10 bis 22 Uhr und bei Nacht von 22 bis 24 Uhr zu sehen.
Und das Schiff ist selber voller Geschichten und gibt Rätsel auf. Der Name des Schiffes „Ora Et Labora“ soll an das Unglück eines gleichnamigen holländischen Frachtenseglers auf der Mellumplate im Jahr 1909 erinnern. Dennoch entspricht der imposante Dreimaster in der Kirche nicht der verunglückten schlichten holländischen Tjalk. Vielmehr ähnelt er dem Segelschiff, auf dem sein Erbauer vor seiner Tätigkeit als Wangerooger Leuchtturmwärter selbst als Matrose zur See fuhr. In der Kirchenchronik der Inselgemeinde von 1924 finden sich Aufzeichnungen zu Geldsammlungen, um die Kosten des Schiffs zu decken. In den 1990er Jahren ist im Rahmen der Restaurierung der Ora et Labora wiederum konsequent die Rede von einem Votivschiff – also einer Gabe aus Dankbarkeit für erfahrene göttliche Bewahrung auf See und damit einer Schenkung. Somit ist das Objekt im Kirchenraum mehr als nur ein Schiff: „In ihm überlagern sich die Betrachtung als Gedenkschiff, Modellschiff, Votivschiff sowie als Symbol für eine eng mit dem Leben und Arbeiten auf See verbundene Biografie. Mit dieser Vieldeutigkeit setzt sich das Kunstprojekt auseinander und macht sie mit vielen Sinnen erfahrbar“, schreibt Inselpastor Jan Janssen zu dem Jubiläumsschiff.
Das interaktive Kunstprojekt „Ein Schiff ist ein Schiff ist ein Schiff“ ist Teil der Festwochen rund um das 100-jährige Bestehen des Modellschiffs „Ora Et Labora“. In dieser Zeit widmen sich Sonntagsgottesdienste und tägliche Abendandachten Aspekten der „Ora Et Labora“.
Weiter Programmpunkte sind:
21. Juli,
19 Uhr, „Ein Schiff ist ein Schiff ist ein Schiff“,
Auftakt für das „lichtschattenwasserhörspiel“ mit dem Duo „scheinzeitmenschen“, Bochum und Rieka Beewen, kommiss. Bürgermeisterin Wangerooge
23. Juli,
20 Uhr, „Rettung naht!“ Was bedeutet das eigentlich?
Abendgespräch mit Kapitän Michael Ippich, Schiffdorf, Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger
25. Juli,
20 Uhr, „Von der Nordsee bis zur Adria“,
Liederabend zum Hinhören und Mitsingen, Sojčić-Familienchor, Gladbeck
28. Juli,
10.30 Uhr, „Ora et labora!“ Gottesdienst,
Musik: Sojčić-Familienchor, Gladbeck, Lothar Mengedoth und Lars Schrell, beide Wangerooge,
anschl. Tag der Seenotretter, Zedeliusstraße, Wangerooge
30. Juli,
20 Uhr, „Auf großer Fahrt?“ Vom Alltag auf den Pötten,
Hermann Goldschweer, Kapitän i.R., Wangerooge, und Björn Kropp, Hapag-Lloyd-Kapitän, Oldenburg im Gespräch
1. August,
20 Uhr, „Geschuftet, nicht geschunkelt“,
Shanties mit den SchippRatz, Wangerooge
2. August,
20 Uhr, „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“, Erfahrungsbericht: Seenotrettung auf dem Mittelmeer,
Annika Schlingheider, Berlin, United4Rescue e.V.
4. August,
10.30 Uhr, „Vor Malta auf See“. Gottesdienst, u.a. mit Annika Schlingheider, United4Rescue,
Musik: Sojčić-Familienchor, Gladbeck