Ein kleines Jubiläum feiert Klaus Stölting (71) aus Wildeshausen. Der Ruheständler pflegt den Bibelgarten direkt am Remter der Alexanderkirche in Wildeshausen seit nunmehr fünf Jahren.
Ein Zeitraum, in dem sich der Garten prächtig entwickelt hat und zu einem Anlaufpunkt im Umfeld der ehemaligen Stiftskirche geworden ist. Aber der Garten ist auch ein Kleinod biblischer Geschichten und Darstellung fundamentaler christlicher Werte wie Glaube, Liebe und Hoffnung.
Doch wie kommt jemand dazu, seine Freizeit im letzten Lebensabschnitt ganz in die Pflege einer solchen Gartenanlage zu stellen? Für Klaus Stölting ist die Pflege und Hege des Bibelgartens die Antwort auf eine Frage, die er kurz nach seiner Pensionierung beim Sonntagskaffee nach dem Gottesdienst in der Alexanderkirche in Wildeshausen im Kreise der Kirchenratsmitglieder stellte. Sie lautete: Wo ist eigentlich der Bibelgarten?
Den gibt es nicht mehr, kam die prompte Antwort. Die Erklärung folgte auf den Fuß: Vandalismus hätte den Versuch, einen Bibelgarten entlang der äußeren Kirchenmauern anzulegen, zunichte gemacht. Kirchenältester Franz Duin sah aber auch sofort die Gunst der Stunde: Hätten Sie Interesse? Klaus Stölting hatte Interesse und nahm die Aufforderung an. Ich stand gerade am Anfang des Ruhestandes und hatte mich schon gefragt, was Sinnvolles zu machen sei. Jetzt hatte ich meine Aufgabe.
Gut fünf Jahre sind seitdem vergangen. Heute lehnt sich Klaus Stölting zurück, genießt mit Besucherinnen und Besuchern einen Tee im angrenzenden Schuppen, wo früher Stall und Plumpsklo waren, erklärt die Besonderheiten des Gartens in Führungen und kennt zu fast allen Stellen auch den biblischen Hintergrund. Mir ist es ein Anliegen, im Kontext zur Bibel die Gottesvorhaben mit den Örtlichkeiten im Ansatz hier im Garten aufzuzeigen.
Ein Beispiel ist das Felsengrab, zu dem die Frauen am Ostermorgen gingen, um den Leichnam Jesu zu balsamieren. Die Auferstehung Jesu Christi ist christlicher zentraler Glaubensinhalt. Die Gartenarchitektur gibt die Auferstehung wieder und zeigt möglichst nah das damalige Erscheinungsbild des Grabes. Eine lebensgroße Jesus-Figur, angefertigt wurde die 1,80 Meter große Metallstatue von Gero Schulte, fällt sofort ins Auge. Das Grab verschließt ein großer Findling als Stein vor der Tür.
Eine Idee, die Klaus Stölting hatte. Ebenso wie für das Holzkreuz, das aus uralter Eiche angefertigt wurde, die Stölting bei sich zu Hause gelagert hatte. Aber auch den Rizinusstrauch (Altes Testament, Buch Jona, 4,6-8) der Jona Schatten spendete, ein Maulbeerbaum, weißer Ginster, Wüsten-Gebiet, Flusslauf und andere Landschaften und Stellen, die in der Bibel eine Rolle spielen und erwähnt werden, hat Klaus Stölting in den Bibelgarten integriert.
Und im Hinterkopf hat er schon eine weitere Idee. Gerne würde ich einen Salzsee anlegen, aber das ist auch eine Platzfrage. Lücken gibt es inzwischen nicht mehr große in den Rabatten am Remter der Kirche.
Jeden Mittwoch um 15 Uhr ist Klaus Stölting in seinem Garten, wartet auf Gäste oder pflegt die Beete. Vieles ist dabei inzwischen automatisiert, wie zum Beispiel die Bewässerung.
Dem sinnbildlichen Paradies auf Erden ist der Bibelgarten in den vergangenen Jahren so ein Stück näher gekommen. Heute ist der Bibelgarten ein Ort der inneren Einkehr, des Verweilens und Nachdenkens. Ein bedeutender, kulturhistorischer und kirchlicher Erfahrungsraum und wichtige Ergänzung der Gesamtanlage Alexanderkirche.
Schicksalhafte Begegnung
Viele Landschaften und Orte kennt Klaus Stölting aus eigener Anschauung. Im Park des Grafen zu Oldenburg in Rastede machte Stölting die Lehre zum Gärtner und lernte eine Diakonin aus Nepal kennen. Eine schicksalhafte Begegnung. Fortan wollte der junge Mann mehr für Gott und die Kirche tun, widmete sich Aufgaben der Krankenpflege und sammelte in seiner Bundeswehrzeit umfassende medizinische Kenntnisse. Vieles ist aus meiner heutigen Sicht keine zufällige Begebenheiten, so Stölting, denn er lernte auch seine spätere Frau, eine Krankenschwester, in der Ausbildung kennen.
Beide hatten das Ziel Afrika. Nach der Heirat im Jahr 1968 gingen sie 1970 nach Süd-Kamerun und halfen dort Menschen in nahezu allen Lebenslagen in einem ländlichen Hospital. Im Januar 1980 trat Stölting im Haus Sannum in Dienst und arbeite dort 30 Jahre als erste Fachkraft bis zur Pensionierung 2010.
Ein Beitrag von Peter Kratzmann.