Zum Hauptinhalt springen

Ein Klavier, an dem Jung und Alt zusammen üben können, und eine Gitarre für die Sonntagsschule, die Finanzierung von Handarbeits-, Handwerks- und Computerkurs-Angeboten für Senioren und Behinderte, neue Möbel für die Gästezimmer des Diakonischen Zentrums sowie frische Farbe für die Werkstatt: Für diese und für weitere Zwecke hat die evangelische Kirchengemeinde in Liepaja (Lettland) die gesamtkirchliche Kollekte eines Herbstsonntags 2012 der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg in Höhe von fast 9.000 Euro genutzt.

 

„Wir sind sehr dankbar für die Kollekte, weil sie uns wirklich hilft, unsere Arbeit fortzusetzen und weiterzuentwickeln“, sagt Martin Urdze, der Pastor der lettischen Gemeinde. „Bei Pastor Urdze laufen gleich mehrere Stränge diakonischer Arbeit zusammen“, erklärt Thomas Adomeit vom Oberkirchenrat der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, die mit der Jahreskollekte eben diese Arbeit unterstützen will. Urdze, der aus Oldenburg stammt und dessen familiäre Wurzeln in Lettland liegen, betreut die Kreuzkirchengemeinde in Liepaja und pflegt unter anderem intensive Kontakte zur Oldenburger Kirche und den Johannitern sowie zur Kirchengemeinde St. Stephanus in Delmenhorst.

Ende Juni endete in Liepaja ein vom Europäischen Sozialfonds gefördertes Projekt, womit in den 18 Monaten zuvor ein soziales Rehabilitationsprogramm für Menschen mit Behinderung sowie Menschen im Vorruhestand und Rentner aufgebaut worden war. Knapp 80 Teilnehmer wurden dabei im Diakonischen Zentrum der Stadt unterstützt, unter anderem mit verschiedenen Handwerks- und Handarbeitskursen sowie Bildungsmaßnahmen zum Umgang mit Computern und Internet. Letztere Kenntnisse sollen den Teilnehmern die Arbeitsuche, aber auch den Kontakt mit Behörden erleichtern. Alle Teilnehmer absolvierten darüber hinaus spezielle Motivationsprogramme, zudem gab es verschiedene Gesundheitsangebote. Mit der finanziellen Hilfe aus der Kollekte können einige der Angebote nun fortgeführt werden.

„Die Teilnehmer können ihre im Laufe des Projektes erworbenen Fertigkeiten weiter üben und vervollkommnen. Unser Ziel ist es, im Diakoniezentrum eine offene Werkstatt einzurichten, wo auch die hergestellten Sachen verkauft werden, damit sich unsere Projektteilnehmer ein Zubrot zu ihrem in der Regel sehr geringen Einkommen verdienen können“, so Martin Urdze. „Zudem können wir mithilfe der Kollekte die Transportkosten für behinderte Teilnehmer übernehmen, die auf dem Lande wohnen, und unseren Fahrer entlohnen, der die Rollstuhlfahrer von zu Hause abholt und zurückbringt.“ Mit dem Geld aus Oldenburg wurden zudem Musikinstrumente für die Sonntagsschule gekauft, welche ein Angebot für Kinder und Jugendliche ähnlich einem Kindergottesdienst bietet. Für neue Möbel für die Gästezimmer und kleinere Renovierungsarbeiten sollen die Mittel aus der Kollekte ebenfalls noch reichen.

Mit der Diakonie Liepaja kommen rund 1000 Menschen aus der Region in Berührung. Einzugsgebiet ist die Region Liepaja. Die gleichnamige Stadt liegt im Südwesten Lettlands direkt an der Ostsee. Sie ist mit rund 75 000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Lettlands. Die dortige Ev. Luth. Kreuzkirchengemeinde hat zurzeit 115 Mitglieder. Das Diakonische Zentrum, direkt neben der 84 Jahre alten Kreuzkirche in Liepaja gelegen, konzentriert sich vor allem auf die Arbeit mit Menschen mit Behinderung sowie auf sozial Benachteiligte. Es werden Räumlichkeiten für verschiedene Gruppen gestellt, zudem gibt es eine Kleiderkammer, eine Tauschbörse, die Sonntagsschule sowie ein Gesundheitszimmer, in dem einmal wöchentlich eine Krankenschwester und eine Ärztin ehrenamtlich Beratung anbieten.

Weitere Kontakte bestehen zwischen Oldenburg und Lettland beim Aufbau eines Freiwilligendienstes. In Kooperation der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg und der Subkommende Oldenburg des Johanniterordens wurde im vergangenen Sommer eine Vereinbarung mit dem Diakonischen Werk in Riga unterzeichnet, die den Aufbau eines Freiwilligendienstes der drei Partner vorsieht. Der Freiwilligendienst bietet jungen Deutschen und Letten die Möglichkeit, im jeweils anderen Land bis zu einem Jahr lang zu arbeiten, sich bei gemeinnützigen Projekten einzubringen und das jeweilige Land zu entdecken. Auch aus Oldenburg waren bereits Freiwillige in Liepaja vor Ort, die unterschiedlichste Arbeiten im Diakonischen Zentrum übernahmen, etwa in der Sonntagsschule und bei Sportangeboten für Rollstuhlfahrer. „Wir sind sehr froh, dass wir die Freiwilligen haben“, freut sich Martin Urdze. „Sie bringen viel Leben in unsere Gemeinde und es macht Spaß, mit ihnen zu arbeiten.“

Die Oldenburger Johanniter unterstützen die Kirchengemeinde in Liepaja schon seit Jahren. Gemeinsam mit der St. Stephanus Gemeinde Delmenhorst werden unter anderem Sachgüter gesammelt und nach Lettland gebracht, die dann über das diakonische Zentrum in Liepaja verteilt werden. „Über die Jahre konnte man beobachten, wie die Unterstützung zu nachhaltigen Veränderungen geführt hat. Das Gemeindezentrum hat inzwischen zum Beispiel einen Fahrstuhl, sodass die Kleiderkammer für alle erreichbar ist“, weiß Dieter Meyer von den Johannitern, der schon mehrfach vor Ort war und in Oldenburg über den Freiwilligendienst in Lettland informiert. Zurzeit sind vier Teilnehmer aus Deutschland zum Freiwilligendienst in Lettland. Der nächste Austausch startet im September.
Antje Wilken

 

Das Klavier wurde mithilfe der Kollekte aus Oldenburg für das Diakonische Zentrum in Liepaja angeschafft.
Hell und freundlich, so zeigen sich die neu eingerichteten Gästezimmer im Diakonischen Zentrum von Liepaja nach der Renovierung.
Die „Kerzengruppe“ in Aktion: Dies ist nur einer jener Kurse, die zuletzt mit finanzieller Unterstützung des Europäischen Sozialfonds angeboten wurden, und die nun aus Mitteln der Oldenburger Kollekte weitergeführt werden sollen.