In diesen Tagen feiert der ökumenische Dialog zwischen der katholischen und evangelisch-lutherischen Kirche im Oldenburger Land sein 50jähriges Bestehen. Die seit 1966 bestehenden „Oldenburger Ökumenischen Gespräche“ sind damit der älteste ökumenische Arbeitskreis auf Kirchenleitungsebene in der Bundesrepublik. Aus diesem Anlass laden Bischof Jan Janssen und Weihbischof Heinrich Timmerevers zum ökumenischen Gottesdienst aus Anlass des 50jährigen Bestehens der „Oldenburger Ökumenischen Gespräche“ am Samstag, 13. Februar, um 10.30 Uhr in die Klosterkirche (Franziskanerplatz) in Vechta ein.
„Diese Gespräche sind eine Erfolgsgeschichte“, bilanzierte Weihbischof Heinrich Timmerevers im Vorfeld der Feierlichkeiten. In den 50 Jahren habe es zwar wechselnde Gesprächspartner gegeben, aber die Gespräche seien immer von einem Vertrauensklima geprägt gewesen, das durchgetragen und gewahrt worden sei und zu einem lebendigen Miteinander bis heute beitrage. Die Offenheit füreinander sei dafür der Schlüssel.
Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 – 1965) sei ein „Türöffner“ gewesen, sagte Bischof Jan Janssen. Nach einem Brief des Bischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Oldenburg, Gerhard Jacobi, an den damaligen Bischof von Münster, Dr. Joseph Höffner, trafen sich am 8. Januar 1966 Vertreter der beiden Kirchen in Vechta zum ersten Oldenburger Ökumenischen Gespräch. In Folge dieses ersten Treffens wurden katholischerseits alle evangelischen Taufen als gültig anerkannt, die nach der „Ordnung der Kindertaufe“ bzw. der anerkannten Agende der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg gespendet worden waren. Über 80 Mal hat dieses Treffen inzwischen stattgefunden, jahrzehntelang zweimal im Jahr, später im jährlichen Rhythmus. Bis heute sei es „ein immerwährendes Fest, gemeinsam unterwegs zu sein“, so Janssen. „Ich genieße es sehr.“
„Im Oldenburger Raum erdet sich die große Theologie“, betonte Bischof Janssen. Die gemeinsame Nachbarschaft in Sicht- und Rufweite, die Nähe und die fast deckungsgleichen Grenzen der oldenburgischen Kirche und des Offizialats begünstige diese Entwicklung. War die Klärung der Tauffrage der Anfang der ökumenischen Gespräche, so sei in den späteren Jahren die gemeinsame gesellschaftliche Verantwortung der Kirchen hinzugekommen, berichteten die Bischöfe. Dazu gehör die Weiterentwicklung eines konfessionell orientierten Religionsunterrichts oder die religiöse Freiheit in unserer Gesellschaft, die es neu zu gestalten gelte. Dazu hätten bereits die Gespräche mit den orthodoxen Geschwistern oder der gemeinsame Besuch bei den Yeziden beigetragen.
„Wichtig sei der Wunsch, so viel wie möglich gemeinsam tun zu können und sich dabei besser zu kennenzulernen, neue Dinge zu entdecken und zu respektieren“, hob Weihbischof Timmerevers hervor. Bischof Janssen ergänzte: „Wir wollen gemeinsam gestalten und zugleich dem Geist Gottes nichts vorweg nehmen.“ In den jeweiligen Kirchen gebe es eine reiche Vielfalt an evangelischer und katholischer Lebenskultur, mit unterschiedlichen Ausprägungen. „Dieses Anderssein müsse man verstehen und respektieren“, sagte Timmerevers. „Man sollte sich davon befruchten zu lassen“, führte Janssen fort, denn das Anderssein sei kein Hindernis, sondern könne auch gut tun. Damit sei „die Ökumene eine Lerngeschichte für die Gesellschaft“.
In den vergangenen fünf Jahren habe es im Oldenburger Land noch nie so viele ökumenische Gottesdienste gegeben wie heute, berichteten die Bischöfe. Der gemeinsame Gottesdienst zu Beginn des Kirchenjahres und zu vielen anderen Anlässen seien Zeichen des guten Miteinanders. „Wir erleben uns als eingespieltes Team“, sagte Weihbischof Timmerevers. Die Verbundenheit der beiden leitenden Geistlichen zeige sich auch darin, dass sie sich mehrfach im Jahr zu Vier-Augen-Gesprächen treffen und neben der Bearbeitung konkreter Fragen auch einen vertrauensvollen Austausch zwischen den Bischofsämtern pflegen.
Das 50jährige Bestehen der „Oldenburger Ökumenischen Gespräche“ feiern die Vertreterinnen und Vertreter der katholischen und evangelisch-lutherischen Kirche am Samstag, 13. Februar, in Vechta. Um 10.30 Uhr laden Bischof Dr. Felix Genn, Weihbischof Heinrich Timmerevers und Bischof Jan Janssen zu einem ökumenischen Gottesdienst in die Klosterkirche (Franziskanerplatz) ein, anschließend findet im Foyer des Rathauses ein Festakt statt. Den Festvortrag hält Oberkirchenrat i. R. Prof. Dr. Rolf Schäfer. In einem moderierten Gespräch unterhalten sich anschließend Prälat Dr. Karl Jüsten, Leiter des Kommissariats der deutschen Bischöfe in Berlin, und Prälat Dr. Martin Dutzmann, Bevollmächtigter des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union, über das Thema Ökumene.