Klar haben wir in der Kirchengemeinde Altengroden am Rande mal mitbekommen, dass in unserem Stadtteil auch Asylbewerber leben. Wirklich bewusst geworden ist es mir und vielen anderen aber erst an einem Sonntag Ende des vergangenen Jahres, denn da kam plötzlich ein Ehepaar mit seinem Kind zu uns in den Gottesdienst, berichtet Professor Dr. Götz Strömsdörfer. Diese zufällige Begegnung war der Auslöser für ein neues Projekt, das die Integration von Migrantenfamilien in den Mittelpunkt rückt.
Entstehen soll ein Café oder ein Treffpunkt im evangelischen Gemeindehaus im Wilhelmshavener Stadtteil Altengroden. Ein Name muss noch gefunden werden, doch auf den Namen kommt es schließlich nicht an. Verschiedene Institutionen und Gruppierungen aus der Stadtverwaltung und der evangelisch-oldenburgischen Kirche arbeiten dabei Hand in Hand, um Asylbewerbern eine schnellere Integration zu ermöglichen. Rainer Päsler von der Koordinierungsstelle für Migration und Teilhabe der Stadt Wilhelmshaven, Rüdiger Schaarschmidt, Leiter des evangelischen Familienbildungsstätte, Petra Meyer-Machtemes, Geschäftsführerin der Diakonie in Wilhelmshaven, Imke Diefenbach vom Familienzentrum West, Jörg Ratzmann, Mitarbeiter beim Familienzentrum, Dorothea-Katharina Herbst, Pastorin in Altengroden und Gemeindemitglied und Ideengeber für das Projekt Prof. Dr. Götz Strömsdörfer stellten das Projekt jetzt vor.
Worauf es ankommt, das entdeckten die Gemeindemitglieder in der Kirchengemeinde Altengroden bereits bei der Begegnung kurz vor Weihnachten: Die Verständigung war sehr schwierig, das Ehepaar kam aus Albanien, der Vater sprach nur wenige Brocken Englisch. Seit kurzem lebten sie in Altengroden, einen Stadtteil, von dem aus die vier Familienzentren und andere Anlaufpunkte nur schwierig zu erreichen sind.
Rund 300 Personen sind im vergangenen Jahr als Asylbewerber nach Wilhelmshaven gekommen, mindestens 500 werden in diesem Jahr noch erwartet, 70 Migranten leben derzeit in Altengroden, einem Stadtteil, in dem es etlichen Leerstand auf dem Wohnungsmarkt gibt. Deshalb wird hier auch mit weiterem verstärktem Zuzug gerechnet. Während die Menschen aus den unterschiedlichen Nationen auf das behördliche Verfahren warten, dürfen sie nicht arbeiten, sie haben aber auch keinen Anspruch auf Deutschunterricht. Und genau da ist der Knackpunkt. Die Möglichkeit des Spracherwerbs ist unglaublich wichtig um sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden, deshalb wollen wir vor allem die Gelegenheit bieten, Deutsch zu lernen, sagt Rüdiger Schaarschmidt. Eine Integrationslotsin will den Sprachunterricht übernehmen. Was weiter angeboten wird, wird sich zeigen, denn das richtet sich nach dem Bedarf derjenigen, die das Café besuchen. Das Café soll aber ausdrücklich nicht nur Treffpunkt der Migranten werden, wir wollen alle Bürger aus Altengroden von Anfang an mit einbinden, sagt Pastorin Herbst und verweist auf eine lange Tradition der Gemeinde in internationaler Ökumene.
In diesen Tagen geht es los, das Café oder der Treffpunkt findet zunächst immer freitags von 11 bis 12.30 Uhr statt. Mehrsprachige Einladungen wurden verschickt, außerdem sind ausdrücklich auch die langjährigen Einwohner des Stadtteils eingeladen. Ein gutes Miteinander soll es geben, das ist das Ziel. Das Gemeindehaus in Altengroden soll zur Keimzelle der Kommunikation werden, sagt Schaarschmidt und Meyer-Machtemes wirbt dafür, die Zuwanderung als Chance zu sehen und diese gemeinsam zu nutzen.
Die Herausforderungen beim verstärkten Zuzug von Migranten sind schon jetzt deutlich zu spüren. In Wilhelmshaven geht man aktiv auf die Aufgaben zu. Wir haben viele Ehrenamtliche, die hier wertvolle Arbeit leisten, sagt Päsler und berichtet von mindestens einem neuen Kursus zur Ausbildung von weiteren Integrationslotsen, der in Kürze starten soll.
Das Migrantencafé in Altengroden soll zunächst in eine Probephase gehen. Rund 3.000 Euro sind nötig, um die Sachkosten abzudecken. Hier hoffen die Initiatoren noch auf Spenden.
Annette Kellin