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„In meinem kleinen Apfel, da sieht es lustig aus“, schallte es am Donnerstagmorgen von einem Grundstück an der Hauptstraße in Sande herüber. Vorbeilaufenden Passanten wurden aufmerksam, kamen näher. Die Kinder aus dem evangelischen Kindergarten hatten ihren Spaß, sie sangen fröhlich und etliche Erwachsene aus den umliegenden Pflegeheimen, die eigens eingeladen wurden und weitere Interessierte stimmten in das alte Kinderlied, das aus Mozarts „Zauberflöte“ stammt, gleich mit ein.

Ein bisschen Zauberei, das waren und sind auch die „Apfelwochen“, die jetzt im Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven stattfinden. Auch die kleine Szene oben gehörte dazu, denn an dem Tag wurden auf einer Gemeinschaftswiese der Gemeinde Sande mehrere Apfelbäume gepflanzt. Heimische Sorten wie der Gravensteiner oder der Pannemann standen an erster Stelle. Wenn die Bäume Früchte tragen, dürfen sie von jedem Passanten gepflückt werden.  Und hier wie an vielen anderen Orten auch, brachte das Thema „Apfel“ viele Menschen in Bewegung und zwar quer durch alle Generationen.

Die „Apfelwochen“ waren von Marie Halbach von der Projektstelle „Zukunft Einkaufen“ und von Kirstin Pöppelmeier von der Projektstelle „Zukunftsfähige Seniorenarbeit“ angeschoben worden. Dabei ging es gleichzeitig um zwei Ziele: einerseits dem Apfel als heimische Ressource wieder mehr Bedeutung zukommen zu lassen, andererseits wurden erste Erfahrungen mit einer neuen Form von Beteiligungskirche gesammelt. Heraus kamen rund 20 Veranstaltungen, erdacht und geplant von verschiedenen Menschen aus ganz unterschiedlichen Gemeinden, die Organisatorinnen gaben nur den Anstoß. Es wurde gebacken und gekocht, es gab Leseabende, regerechte Feste rund um den Apfel und vieles mehr. „Ich bin begeistert, mit so viel Resonanz hätte ich nie gerechnet“, freute sich Kirstin Pöppelmeier. Anfangs sei sie doch recht skeptisch gewesen, hätte sogar schon einen Flop befürchtet, weil zunächst für die anmeldepflichtigen Veranstaltungen nur spärlich Rückmeldungen eingegangen waren. Dann aber war der Zuspruch sehr gut, lediglich zwei Veranstaltungen mussten mangels Interesse abgesagt werden. Dafür sind aber zu den zunächst geplanten Aktionen viele weitere hinzu gekommen. „Unsere Apfelwochen werden Ende des Monats noch lange nicht zu Ende sein. Es gab einen Funken und nun sprüht es, das ist fantastisch“, zeigte sich Pöppelmeier begeistert.

In der Planungsphase habe man gar nicht mit einem so großen Ideenreichtum gerechnet, sagte Marie Halbach. „Ich bin wirklich überwältigt, wie viele Menschen mitgemacht haben.“ Bei vielen Veranstaltungen kam auch die Bedeutung der heimischen Apfelsorten zum Tragen. Alte heimische Sorten sind nämlich dem Klima am besten angepasst und kommen deshalb meist mit wenig gezielten Düngergaben und artgerechter Pflege aus. Bei einem Seminar zur Apfelsortenbestimmung wurde zudem  deutlich, dass etliche Menschen sich durchaus dafür interessieren, Apfelbäume zu pflanzen und zu pflegen, oft fehlt aber auch ein wenig „Nachhilfe“. Solche praktischen Tipps, zum Beispiel wie man den Boden verbessert um dem Baum bessere Anwachschancen zu geben, gab es bei den Apfelwochen ganz einfach gratis dazu.  
Annette Kellin

Beim Seminar zum Bestimmen von Apfelsorten ging es auch um Probieren, Riechen und fühlen. Auch Marie Halbach (r. hinten) lernte hier noch Neues.
Mit Pomologen ging es auf die Obstwiese.
Äpfel verraten auch durch ihr Inneres viel über die Sorte. Aber auch den Würmern schmeckt’s.
Kirstin Pöppelmeier hatte Apfelbäume mitgebracht, die auf einer Gemeinschaftswiese eingepflanzt wurden. Eine Kostprobe gab es vorab.
Die Kindergartenkinder sangen das Lied vom „Kleinen Apfel“.
Auf der Obstwiese entdeckten die Kinder vieles, was sich gut zu Saft verarbeiten lässt. Fotos: Annette Kellin