Bremen (epd). Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat zur Solidarität im Kampf für Gerechtigkeit und gegen Unterdrückung aufgerufen. «Es ist möglich, sich dem Unrecht und den Todesmächten entgegenzustellen», sagte Schneider am Montag in einem ökumenischen Rundfunkgottesdienst zum «Tag der Arbeit» aus der Bremer Liebfrauenkirche. Der Gottesdienst stand wie die bundesweiten gewerkschaftlichen Kundgebungen am Maifeiertag unter dem Motto «Ungebrochen solidarisch».
«Mit einem langen Atem, der auch eine Eigenschaft des Geistes Gottes ist, und gegen manchen Augenschein wird dem Wüten des Bösen auch durch solidarisches Handeln von Menschen Grenzen gesetzt», bekräftigte Schneider. Solidarität sei eine unverzichtbare Grundlage im Ringen um gerechtes Zusammenleben in pluralen Gesellschaften und zwischen den Völkern. Auch im Wort Gottes sei Solidarität zentral: «Es ging und geht immer auch um Nächstenliebe, Fürsorge und das Eintreten für die Menschenrechte von Benachteiligten, Unterdrückten und Geschundenen.»
Schneider betonte, zwischenmenschliche Solidarität und Gemeinschaftsgerechtigkeit seien notwendige Früchte im Glauben an Gott. Dem Wüten von Todesmächten seien Grenzen gesetzt. Der Schatz des Glaubens und des Vertrauens ermögliche auch in Bedrängnis, Unterdrückung und Verfolgung eine solidarische Lebenshaltung: «Stärker als alle Todesmächte dieser Welt ist Gottes Lebensmacht.»
Der ehemalige Ratsvorsitzende Schneider ist Sohn einer Arbeiterfamilie. Nach dem Theologiestudium arbeitete er unter anderem als Pfarrer in Duisburg-Rheinhausen und Moers. Von 2003 bis 2013 stand er als Präses an der Spitze der Evangelischen Kirche im Rheinland, der zweitgrößten evangelischen Landeskirche. Nach dem Rücktritt von Margot Käßmann übernahm der Theologe im Februar 2010 kommissarisch den EKD-Ratsvorsitz, im November 2010 wurde er zum neuen Ratsvorsitzenden gewählt. Er trat im November 2014 vorzeitig zurück, nachdem bei seiner Frau Anne Schneider Brustkrebs diagnostiziert wurde.
Bremens Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Ernesto Harder, sagte während des Gottesdienstes, mit ihrem Motto «Ungebrochen solidarisch» wollten die Gewerkschaften auch daran erinnern, dass Demokratie und Freiheit keine Selbstverständlichkeiten seien: «Heute noch werden weltweit Menschen auf Grund ihres Einsatzes für Freiheit und Demokratie verfolgt - auch Gewerkschaften und ihre Mitglieder.»