Kulturförderung ist für Sie nicht nur ein Begriff, sondern ein Lebensinhalt und Antriebsmotor für vielerlei Aktionen. So würdigte Norbert Hartfil, leitender Redakteur der Nordwest-Zeitung in Nordenham, das Engagement von Pastor i.R Frank Klimeck, der am Sonntagvormittag, 21. Juli, zu einer interessanten und angeregten Diskussion zum Thema Kulturpolitik in der Wesermarsch in die Rodenkircher Markthalle eingeladen hatte.
Vor allem die beiden Landratskandidaten Dr. Stefan Kühn (SPD) und Thomas Brückmann (CDU) gewählt wird im September, zeitgleich mit der Budnestagswahl sollten bei der Gesprächsrunde Rede und Antwort stehen und Fragen des Publikums sowie des Nordenhamer Museumsleiters Dr. Tomothy Saunders, der Geschäftsführerin der Stiftung Kunst und Recht, Heide Naujoks, und des Privatsammlers Reiner Thiesler beantworten. Die Parteipolitik oder Wahlkampfgetöse waren an diesem Tag verboten.
Sehr schnell waren sich die Gesprächspartner einig: Es muss eine stärkere Vernetzung der bereits vorhandenen Kulturangebote und eine bessere Verzahnung von Kultur und Tourismus geben in der Wesermarsch.
Genau das kritisierte aber Kunstmoderator Frank Klimmeck, dem besonders die Kulturschätze in den mit Holzbildhauer Ludwig Münstermann und Orgelbauer Arp Schnitger üppig ausgestatteten Kirchen sehr am Herzen liegen. Man müsse den Egoismus in den einzelnen Gemeinden und Städten überwinden und gemeinsam in eine Richtung gehen, unterstützt durch eine noch zu benennende zentrale Person. Der nächste Schritt sei dann eine bessere Vernetzung mit dem Nachbarkreis Friesland, der bereits Interesse signalisiert habe.
Der Kultur- und Städtetourismus könne zusätzliche Bedarfe wecken, meinte Thomas Brückmann der sich für eine zentrale Vermarktung der Wesermarsch in Absprache mit den Kulturinstitutionen aussprach. Auch Dr. Stefan Kühn sah die Notwendigkeit eines abgestimmten Marketings und der Schaffung einer einheitlichen Marke zur Identifikationsförderung sowohl der Einheimischen als auch der Touristen. Er plädierte zudem für die Schaffung eines Kulturfonds als Ergänzung zur Kulturstiftung Wesermarsch.
Aus dem Publikum fragte Dr. Cord Diekmann, Vorsitzender des Kirchbauvereines der St.-Secundus-Kirche in Schwei, nach der finanziellen Unterstützung bei der Wiederbeschaffung der im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzenen Kirchenglocke. Der Schweier Kirchbauverein habe sich nach der erfolgreichen Restaurierung der Schweier Orgel im vergangenen Jahr nun mit der Neubeschaffung der großen Glocke eine anspruchsvolle und kostenintensive Aufgabe gestellt.
Dies sei sicherlich eines der vorzüglichen Projekte der Region, betonte Stefan Kühn. Das Juwel in Schwei würde so weiter attaktiviert. Hier sei ein systematisches Vorgehen gefragt, bei der die Kreisverwaltung sicherlich viele Möglichkeiten habe. Kühn bot Diekmann ein Gespräch nach der Wahl an und ließ nicht unerwähnt, dass die Kirche durch die eingenommenen Kirchensteuern viele soziale und gesellschaftlich wichtige Dinge umgesetzt habe. Es sei eine Frage des Anstandes, die Kirche bei derlei Projekten durch Kirchbauvereine und Spender tatkräftig zu unterstützen.
Thomas Brückmann sah dagegen die Kirche mehr in der Pflicht in Sachen Restaurierung, Sanierung oder Wiederbeschaffung kirchenrelevanter Einrichtungen. Dennoch wolle er das Geld, was die Kirche gebe, entsprechend aufstocken, um so Projekte zu unterstützen.
Auch über die Ausgestaltung und Finanzierung von Kultur in allen anderen Bereichen äußerten sich Kühn und Brückmann. Wir haben Geld für die Kultur. Die Frage ist, wie wir es einsetzen, erklärte Thomas Brückmann den erstaunten Zuhörern. Leider werde der Kulturbereich als freiwillige Leistung verstanden, erklärte Brückmann und wies auf die politischen Gremien hin, wo entsprechende Schwerpunkte gesetzt werden müssten. Dort gebe es durchaus Handlungsspielraum und die Verwaltung des Landkreises sollte in engem Schulterschluss mit den Kulturschaffenden agieren, meinte Brückmann weiter.
Auch sein Gegenkandidat Dr. Stefan Kühn sah nicht in erster Linie das Problem des fehlenden Geldes, sondern vielmehr das Problem der unterfinanzierten kommunalen Ebenen, die bei den Kommunen durch Erlasse zu anderen finanziellen Verpflichtungen führten. Auch im Interesse einer guten Kulturpolitik muss es eine Entlastung auf kommunaler Ebene geben. Kultur ist mehr als eine freiwillige Aufgabe, es ist eine Lebensbedingung, machte Kühn deutlich und wünschte sich eine Förderung der kulturellen Jugendarbeit und eine Unterstützung der überwiegend ehrenamtlich arbeitenden Kulturmenschen.
In einem Punkt waren sich die beiden Landratskandidaten einig: Eine hauptamtliche Kulturmitarbeiterin bzw. ein hauptamtlicher Kulturmitarbeiter im Landkreis könne die Angebote vernetzen, Fördermöglichkeiten eruieren und mit einem gemeinsamen Marketing für mehr Präsenz unter den konkurrierenden Anbietern anderer Regionen sorgen. Diese hauptamtliche Stelle müsse dringend geschaffen werden.
Ein Beitrag von Beatrix Schulte.