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Bilder gehen um die Welt. Sie erzählen Geschichten. Bilder sind scheinbar eindeutig. Die BetrachterInnen sind emotional berührt, sie sind empört, entsetzt, schockiert. Bilder können Wellen der Hilfsbereitschaft auslösen, aber auch Regierungen dazu bewegen, Soldaten in Marsch zu setzen. Das war in der Zeit der Reformation so und ist noch heute so. Um die Macht der Bilder geht es an diesem Abend. Die Fernsehjournalisten Esther Schapira und Georg M. Hafner lesen am 20. Februar aus ihrem Buch „Das Kind, der Tod und die Medienschlacht um die Wahrheit“. Sie eröffnen damit die Veranstaltungsreihe „Reformation – Bild & Bibel“ des Ev.-luth. Kirchenkreises Ammerland und des Evangelischen Bildungswerkes Ammerland.

Der Hessische Rundfunk schreibt in der Ankündigung eines Films über den Fall des Jungen, der im August 2013 ausgestrahlt wurde:


„Das Bild ging um die ganze Welt: Ein Vater kauert hinter einem Betonfass, schützend den Arm um seinen kleinen Sohn gelegt. Er versucht, sich und sein Kind zu retten. Die tragische Szene wird gefilmt von einem Kameramann des französischen Fernsehkanals France 2. Weltweit ist zu sehen, wie Mohammed Al-Durah, der zwölfjährige Palästinenserjunge, an der Netzarimkreuzung in Gaza in den Armen seines Vaters stirbt, Opfer eines mörderischen Schusswechsels zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten.

Aber stimmt die Geschichte? Oder sind die westlichen Medien Opfer palästinensischer Propaganda geworden? Ist die spektakuläre Szene eine Fälschung? Erste Zweifel an der schlichten Wahrheit formulierte die ARD-Dokumentation "Drei Kugeln und ein totes Kind - Wer erschoss Mohammed Al-Durah?" von 2002. Die akribische Recherche zeigte damals, dass nahezu ausgeschlossen ist, dass israelische Soldaten das Kind am 30. September 2000 erschossen.

Was damals noch für heftige Angriffe gegen die ARD sorgte, ist mittlerweile allgemein akzeptiert. Demnach wären Palästinenser verantwortlich für den Tod des kleinen Jungen. Doch vielleicht ist die wahre Geschichte noch viel unglaublicher: Wurde Mohammed Al-Durah überhaupt erschossen? Die Zweifel jedenfalls an der Authentizität der Szene sind so schwerwiegend, dass kürzlich ein Gericht in Paris urteilte, es sei zulässig, von einer Fälschung zu sprechen.

Wegen dieser Szene haben Menschen getötet und sind Menschen gestorben. Auch Al Kaida nutzt die Bilder - in einem Rekrutierungsvideo im Internet. In Freitagspredigten und auf Flugblättern wurden Muslime aufgerufen, Mohammed Al-Durah zu rächen.


Die Macht der Bilder- ein Aufruf, der grausige Realität wurde mit der bestialischen Enthauptung des amerikanischen Journalisten Daniel Pearl durch Islamisten. Im Video seiner Hinrichtung wird das "Todesurteil" als Rache für die "Ermordung" Mohammed Al-Durahs gerechtfertigt und die berühmte Szene eingespielt. Weltweit wurden Straßen und Plätze nach ihm benannt, und bis heute werden Kinder in Palästina aufgerufen, den "Märtyrer Mohammed Al-Durah" zu rächen und ihm nachzueifern.

Die Dokumentation "Das Kind, der Tod und die Wahrheit" geht den vielen Widersprüchen und Ungereimtheiten nach, versucht das Rätsel um den kleinen Palästinenserjungen zu lösen. Auf Mohammed Al-Durahs Grab steht: "Die in der Schlacht sterben, sterben nicht wirklich, sondern leben weiter" - im Paradies, davon ist jeder gläubige Moslem überzeugt.

 

Sollte Mohammed aber tatsächlich noch am Leben sein, dann wäre er heute zwanzig Jahre alt. Denkbar ist diese unglaubliche Geschichte, denn eines zeigen die Bilder ohne Zweifel nicht: den Tod Mohammed Al-Durahs.“ (Quelle: http://programm.ard.de/TV/hrfernsehen/das-kind--der-tod-und-die-wahrheit/eid_2810810386241484#)

Fernsehjournalisten Esther Schapira und Georg M. Hafner. Foto: privat
Dieses Bild ging im September 2000 um die Welt. Foto: Edition Critic