Am späten Mittwochabend, 23. Oktober, wählte die Kreissynode Wesermarsch die Pfarrerin Christiane Geerken-Thomas aus Großenkneten zur Kreispfarrerin ihres Kirchenkreises. Die 56 Delegierten der 27 Kirchengemeinden sprachen sich mit 47 Stimmen bei 2 Gegenstimmen und 7 Enthaltungen für die gebürtige Brakerin aus. Pfarrerin Christiane Geerken-Thomas bedankte sich für das ausgesprochene Vertrauen. „Auf festem traditionsverbundenem Grund“ möchte sie die Kirche so mitgestalten, dass „in ihr die Liebe Gottes immer neu erfahrbar wird, in dem sie zeitliche Räume und räumliche Orte schafft, in denen das möglich ist“. Geerken-Thomas war die einzige Kandidatin.
In ihrem Vortrag zum Thema: „Wofür brauchen die Menschen in der Wesermarsch im Jahre 2030 die Evangelische Kirche?“ betonte die 54jährige Theologin, dass es wichtig sei, über kirchengemeindliche Grenzen hinaus zu denken und zu handeln. Die Kirche sei kein Selbstzweck. Sie sei nicht dafür da, Arbeitsplätze zu erhalten oder Gebäude oder sich mit sich selbst zu beschäftigen. Auch habe sich die Kirche in ihrer Geschichte schon immer verändert. Und das werde sie auch weiter tun und tun müssen. Dazu sei es wichtig, den Kontext und die Lebenswelt der Menschen wahrzunehmen und das Wahrgenommene auch ernst und wichtig zu nehmen. Wenn die Menschen das spüren, dann spüren sie auch, dass sie die Kirche brauchen.
Die Erwartungen in der südlichen Wesermarsch, der zum Teil schon zum Speckgürtel Bremens gehöre, werden andere sein, als das, „was den Butjenter umtreibe“, sagte Geerken-Thomas. Und wer in Nordenham in einem sogenannten Arbeiterviertel lebe, werde „im Detail anderes beschäftigen als einen Landwirt in Mooriem oder Stedingen.“ Dazu benötige es „Orte und Menschen bei der Kirche, wo Liebe Gestalt bekommt“. „Dadurch, dass Menschen wertschätzend und respektvoll miteinander Umgehen, dass Menschen sich aufeinander einlassen, um nach Antworten und Wegen zu suchen, die Sicherheit in Unsicherheit geben, dass es Hilfe und Unterstützung gibt, ganz konkret, wenn diese benötigt wird.“ Diese Aufgabe könne nur durch ein größtmögliches Maß an Einbindung von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen aller Tätigkeitsfelder kirchlicher Arbeit gelingen, so die neue Kreispfarrerin.
Das Kreispfarramt umfasst eine volle Pfarrstelle, zu der die Übernahme von kirchengemeindlichen Aufgaben im Kirchenkreis mit einem Dienstumfang von 25 Prozent gehört. Die Amtszeit beträgt acht Jahre. Pfarrerin Christiane Geerken-Thomas wird Nachfolgerin von Kreispfarrer Jens Möllmann, der Anfang April nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 57 Jahren gestorben war. Er hatte 2012 das Amt übernommen. Seit April hatte der stellvertretende Kreispfarrer Jochen Dallas aus Lemwerder die Geschäfte des Kreispfarramtes geführt.
In seinem Grußwort gedachte Bischof Thomas Adomeit noch einmal dem verstorbenen Kreispfarrer Jens Möllmann, der „in fundierter Kenntnis der Notwendigkeiten, seiner Nähe zu den Menschen und ihren Hoffnungen sowie seiner glaubwürdigen Art segensreich in diesem, in seinem Kirchenkreis gewirkt“ habe. Er sei dankbar, dass er ihn kennen durfte. „Für mich war er ein wunderbarer Pastor und Kreispfarrer“, sagte Adomeit. Zugleich dankte der Bischof Pfarrer Jochen Dallas, „der als amtierender Kreispfarrer in die Vertretungsaufgaben gegangen ist und den Kirchenkreis - gemeinsam mit einem kleinen Vertretungsteam - so souverän und verlässlich führt.“
Vor der Vorstellung von Pfarrerin Geerken-Thomas erläuterte Bischof Thomas Adomeit als Vorsitzender des Wahlausschusses die Arbeit des Gremiums. Dem Wahlausschuss gehörten neben Bischof Thomas Adomeit die Präsidentin der Landessynode Sabine Blütchen und aus dem Kirchenkreis Jost Richter, Pfarrerin Katja Röker, Pfarrer Jochen Dallas, Silvia Warns, Birgit Osterloh und Ingbert Plewka an. Vor einer bundesweiten Ausschreibung der Kreispfarrstelle hatte der Wahlausschuss zuvor Kriterien erarbeitet: „Was macht den Kirchenkreis Wesermarsch aus, was brauchen wir hier für ein Profil? Was benötigen wir für Kompetenzen? Wie sollte der neue Kreispfarrer oder die neue Kreispfarrerin an die Dinge herangehen?“ Er hoffe, dass „das Ergebnis mit Ihren Erwartungen übereinstimme“, sagte Adomeit. Am Ende der Ausschreibungsfrist habe es zwei Bewerbungen geben, wobei eine Bewerbung den Erwartungen des Wahlkollegiums entsprach. Der Dienstbeginn werde am 1. Februar kommenden Jahres sein. Die Kreispfarrerin werde vom Gemeinsamen Kirchenausschuss berufen und vom Bischof eingeführt.
Geerken-Thomas stammt gebürtig aus Brake und ist in der Wesermarsch aufgewachsen. Seit 2010 ist sie (geschäftsführende) Pfarrerin in der Kirchengemeinde Großenkneten (50 %) sowie im Kirchenkreis Delmenhorst/Oldenburg Land (50 %). Seit November 2013 ist sie zudem Kreisjugendpfarrerin im Ev.-luth. Kirchenkreis Delmenhorst/Oldenburg Land und seit 2014 als Gemeindeberaterin in der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg aktiv.
Von März bis Oktober 2013 war Geerken-Thomas Beauftragte Kreispfarrerin des Ev.-luth. Kirchenkreises Delmenhorst/Oldenburg Land. Die Projektleitung des Zukunftskongresses der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg (Juli 2012) hatte sie in der Zeit von Februar bis August 2012 inne. Im Zeitraum 2002 bis 2014 gehörte sie der Synode der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg an.
Von 1998 bis 2010 war Geerken-Thomas Pfarrerin in der Kirchengemeinde Ohmstede (50 %) und arbeitete in dieser Zeit in der Notfallseelsorge im Kirchenkreis Oldenburg Stadt mit. Ihren Dienst als Pastorin begonnen hat sie 1994 in der Kirchengemeinde Wardenburg.
Nach ihrem Abitur am Gymnasium Brake (Juni 1984) studierte Geerken-Thomas von 1985 bis 1992 Ev. Theologie an der Georg-August-Universität Göttingen sowie der Philipps-Universität Marburg. Ihr Vikariat absolvierte sie in der Kirchengemeinde Ohmstede.
Nach einem Wahlvikariat bei der Telefonseelsorge Wilhelmshaven und der Ev. Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle des Kirchenkreises Wilhelmshaven wurde sie am 11. September 1994 zur Pfarrerin der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg ordiniert.
Geerken-Thomas ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn und eine erwachsene Tochter.
Ev.-luth. Kirchenkreis Wesermarsch
Zum Ev.-luth. Kirchenkreis Wesermarsch gehören 45.044 Christinnen und Christen (Stand 12/2018) in 27 Kirchengemeinden. In den Kirchengemeinden finden sich außergewöhnlich viele kunsthistorisch wertvolle Kirchen mit einzigartigen Ausstattungsstücken wie etwa den Altären, Kanzeln, Taufsteinen oder Epitaphien des bedeutenden Bildhauers Ludwig Münstermann (um 1575 bis 1638). Die Wesermarsch ist auch die Heimat des berühmten Orgelbauers Arp Schnitger (1648 bis 1719).