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Mit einem großen Festgottesdienst anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Stadtkirche Brake wurde am 1. Advent an deren Jahrestag der Einweihung am 2. Dezember 1862 erinnert. Der Oldenburger Bischof Jan Janssen hielt während des Gottesdienstes eine zweiteilige Predigt, eingerahmt durch eine musikalische Predigt, geleitet von Kreiskantor Gebhard von Hirschhausen. Begrüßt wurden die zahlreichen Kirchgänger durch den zusammengesetzten Chor aus Braker Kantorei und Kirchenchor, der Luther's Adventslied „Nun komm, der Heiden Heiland“, 200 Jahre später vertont durch Johann Sebastian Bach, anstimmte. Er wurde durch ein achtköpfiges Instrumentalensemble professionell begleitet.

War es bei der Einweihung der Stadtkirche vor 150 Jahren noch still – mangels Glockengeläut oder einer Orgel – so erschallten am Sonntag vielerlei Klänge beim Kantatengottesdienst, auch die Orgel wurde vom Kreiskantor in mehreren Etappen gespielt. Eine besondere akustische Wirkung entfaltete das von der Gemeinde mit der Orgel im Wechsel mit dem Chor und dem Ensemble gesungene Psalmlied „Mach hoch, die Tür“, welches den besonderen Klang in der Stadtkirche unterstrich. Auch die zur Predigt gespielten Sätze aus den Bach-Kantaten BWV 36 und 62 mit Luthers Adventslied, der choral, rezitativ und mit Sologesängen von der Braker Kantorei und dem Ensemble vorgetragen wurden, boten ein musikalisches Glanzlicht und sorgten für besondere Momente der Besinnlichkeit.

Die Kirche in Brake wurde 1858 bis 1862 von Otto Lasius d. J. nach einem Entwurf Carl Ferdinand Busses errichtet. Erst 1865 die Orgel von Philipp Furtwänglers fertiggestellt werden. Dem Orgelbaumeister Alfred Führer aus Wilhelmshaven gelang es in den Restaurierungen 1959 und 1970, elf Register der ursprünglichen Orgel noch teilweise oder ganz zu erhalten.

Während Pfarrer Christian Egts die Begrüßung vornahm, oblag es Kreispfarrer Jens Möllmann das Evangelium aus Matthäus 21 Vers 1 bis 9 zu verlesen, in dem es um die Menschwerdung Gottes geht.

Im Zentrum des Festgottesdienstes stand jedoch die Predigt von Bischof Jan Janssen, der auf eine historische Einordnung des Ereignisses einging und den Blick in die Neuzeit mit deutlichen Worten fand. „Die gute Nachricht breitet sich aus“, begann Jan Janssen seine Predigt zum zuvor gehörten Zitat aus dem Evangelium.

Der 150. Geburtstag der Stadtkirche in Brake sei ein Fest, weil sie in einem viel weiteren Bogen stehe, weil ihre Geschichte auf diesem Evangelium fuße, weil ihre Gemeinde zu dem Volk gehöre, das einst die Ankunft Jesu in der Stadt Jerusalem erwartet und bejubelt habe, erklärte der Bischof. Vor genau 150 Jahren wurde die Stadtkirche Brake mit einem großen Gottesdienst feierlich eingeweiht. Vor bald 200 Jahren habe der Wunsch der Siedler in dem wachsenden Handelsort rund um den Hafen Brake für erste Gottesdienste im Schulhaus gesorgt. Vor bald 300 Jahren habe Johann Sebastian Bach seine Kantate geschrieben, vor bald 400 Jahren sei der kleine Sielhafen Brake an der Weser entstanden zwischen den damals schon alten Kirchdörfern Golzwarden und Hammelwarden.

Vor bald 500 Jahren habe Martin Luther in der Reformation den Glauben neu entdeckt und belebte ihn mit neuen Liedern. Doch auch seine Worte seien nur weitergedacht und gingen auf einen 1600 Jahre alten Gesang des Ambrosius von Mailand zurück – Veni, redemptor gentium – Komm du, der die Völker frei macht.

Es seien dichte und gewichtige Worte, die Luther auch für die Menschen der Neuzeit noch gefunden habe, wunderbare Klänge, die nun Kantorei und Orchester zu Gehör brächten. Es sei eine ansprechende Architektur, in der die Gemeinde seit 150 Jahren feiern dürfe.

„Der neue, unerwartete Weg, den Gott nimmt, wirft Licht auch auf die Veränderungen, denen wir uns ausgesetzt sehen. Veränderungen, die viel mehr dazu gehören, als unser Alltag, der scheinbar gleich bleibt, vermuten lässt“, so Jan Janssen.

Gerade die Kirchengemeinde Brake sei davon geprägt. Luthers Worte gäben zu denken in der jetzigen Welt, die den Menschen so wenig Menschwerden lasse, die die Schwachen so wenig stark mache, die nur der selbst gemachten Pracht und Prominenz hinterher laufe, die im Überfluss bald gar keine Enthaltung mehr kenne, die sich von der Dunkelheit derart verstören lasse, die nicht wahrhaben wolle, was ungesund und krank, was heils- und hilfsbedürftig sei. Die Stadt Brake verdanke ihren Aufstieg zum Teil der Kontinentalsperre, einer europäischen Maßnahme. Der Hafen werde heute in Lebens- und Arbeitskraft an weltweiten Wirtschaftsentwicklungen hängen.

„Und auf einmal ist es mehr als eine Frage der Mode, auf einmal geht es unter die Haut, wenn Kinder in Asien unsere Kleider produzieren, wenn in dortigen Fabriken Feuergefahr lauert, wenn soviel Leid und Tod zum Preis für unsere günstige Waren wird“, sparte der Bischof nicht an kritischen Worten zur maßlosen Konsumgesellschaft in modernen Zeiten.

Zum Abschluss der Predigt sangen alle Beteiligten gemeinsam eine sensible Nachdichtung des alten Lutherchorals in heutiger Sprache, die Bischof Jan Janssen im Jahr 2005 verfasst hat.

Nach dem Festgottesdienst öffneten sich die Stände des kleinen Adventsmarktes auf dem Kirchenvorplatz und im Eingangsbereich der Stadtkirche. Viele Helfer aus dem gesamten Bereich der Kirchengemeinde waren in den vergangenen Wochen an dessen Vorbereitung beteiligt gewesen und boten nun Eintopf, Glühwein, Kartoffelpuffer, Waffeln und auch Basteleien zum Verkauf an.


Beatrix Schulte

Die Braker Kantorei und der Kirchenchor unter der Leitung von Kreiskantor Gebhard von Hirschhausen gestalteteten mit einem Instrumentalensemble den Festgottesdienst musikalisch.
Nach dem Gottesdienst freuten sich Bischof Jan Janssen mit den insgesamt vier Pfarrern und den Gemeindekirchenratsmitgliedern über eine adventliche Stimmung vor der Stadtkirche.
Außenszene nach dem Festgottesdienst mit Ständen an denen es heißen Punsch und Suppe gab. Fotos: Beatrix Schulte