Auftakt zur Corona-Impfaktion in Niedersachsen und Bremen
Impfauftakt in Bremen und Niedersachsen. Ministerpräsident Weil gibt den Startschuss in einem Altenheim in Bad Rothenfelde, Bürgermeister Andreas Bovenschulte begleitet derweil im Stadtteil Findorff den ersten mobilen Impfeinsatz in der Hansestadt.
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Bad Rothenfelde/Kr. Osnabrück/Bremen (epd). Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hat am Sonntag den Einsatz eines der ersten Corona-Impfteams im Land begleitet. «Ich freue mich wirklich sehr, dass wir am Ende dieses Jahres, dem viele von uns keine besondere Träne nachweinen, doch noch einen echten Lichtblick haben werden», sagte Weil vor dem Pflegezentrum Schlüter in Bad Rothenfelde. «Das ist der Auftakt zu der größten Impfaktion, die wir in Niedersachsen jemals gesehen haben.» In Bremen bezeichnete Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) den Impfauftakt in einem Seniorenheim im Stadtteil Findorff als einen «Tag für Hoffnung und Zuversicht».
In dem privaten Pflegeheim im Landkreis Osnabrück ließen sich 89 der derzeit 99 Bewohner impfen, sagte dessen Leiter Jochen Schlüter.
Sie seien zwischen Mitte 60 und 100 Jahren alt. Von den 70 Beschäftigten habe sich der überwiegende Teil impfen lassen. Die Impfungen selbst fanden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Auch im Landkreis Cloppenburg wurden am Sonntag bereits die ersten rund 100 Pflegeheim-Bewohner und -Beschäftigte geimpft. Beide Regionen sind besonders stark vom Coronavirus betroffen.
In Bremen war die 85-jährige Alice Oeßelmann die erste Person, die den erst kurz vor Weihnachten in der EU zugelassenen Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer verabreicht bekam. «Da habe ich kein Problem mit - wollen wir hoffen, dass es besser wird», kommentierte die Bewohnerin des Heims der Convivo-Gruppe in Findorff die Impfung.
Bremen wurden zunächst etwa 5.000 Dosen des Präparats vom Bund zugeteilt. Sie reichen für 2.500 Menschen, da für vollständigen Impfschutz eine Zweifachimpfung erforderlich ist. Im Laufe des Januar rechnet die Gesundheitsbehörde in der Hansestadt mit bis zu 40.000 weiteren Dosen für das Land Bremen.
Die erste Charge für Niedersachsen umfasst laut Landesgesundheitsministerium 9.750 Impfdosen für rund 5.000 Menschen. Ministerpräsident Weil bedauerte, dass zu Beginn doch deutlich weniger Impfstoff bereitstehe als ursprünglich gedacht. In den kommenden Tagen würden jedoch weitere Lieferungen von mehreren Zehntausend Dosen erwartet. Gesundheitsministerin Reimann (SPD) sagte, sie gehe davon aus, dass ab der ersten Januarwoche in allen Landkreisen flächendeckend Heimbewohner und -beschäftigte geimpft werden könnten. Im Laufe des Januar sollen sich auch über 80-Jährige, die nicht in Heimen wohnen, in den 50 Impfzentren des Landes impfen lassen können.
Weil kündigte an, dass bald auch Hausärzte massenweise Impfungen anbieten könnten, wenn weitere, weniger sensible Impfstoffe im Laufe des ersten Quartals zugelassen würden. Eine wirksame Impfung sei der einzige wirkliche Schutz gegen Covid-19. Er sei zuversichtlich, dass sich im Laufe der Zeit eine ausreichend große Zahl der Bürger für eine Impfung entscheiden werde. «Am Ende des Tages gibt uns das den Schutz, nach dem wir uns im Laufe dieses Jahres lange, lange gesehnt haben.»
Eva-Maria Homrighausen, seit zwei Jahren in der Hauswirtschaft im Bad Rothenfelder Haus Schlüter tätig, sagte, sie sei «unglaublich erleichtert», dass sie sich impfen lassen dürfe. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen seien in ihrer Arbeit darauf angewiesen, zu den Bewohnern einen engen Kontakt herzustellen. «Wir haben immer im Hinterkopf: Sind wir gefährlich, sind wir ansteckend? Deshalb freue ich mich unglaublich, dass ich heute geimpft werde.»
Die Corona-Impfung ist freiwillig und kostenlos. Experten zufolge müssen zwischen 60 und 70 Prozent der Bevölkerung geimpft werden, damit es gelingt, die Pandemie in den Griff zu bekommen. Welche Personen wann geimpft werden, legt eine Rechtsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums fest. Demnach sind zuerst die besonders gefährdeten Bewohner in Pflegeheimen an der Reihe, ebenso Pflegekräfte und medizinisches Personal, das ein hohes Ansteckungsrisiko hat. Allein in Niedersachsen zählen laut Gesundheitsministerin rund 800.000 Menschen zu dieser ersten Priorisierungsgruppe.