Wie geht eigentlich Fundraising? Rund 70 Kirchenmitarbeitende nutzten am ersten Fundraising-Tag der evangelischen Kirchen in Oldenburg und Bremen die Chance, mehr zu erfahren über das Einwerben von Spenden. Mit dabei waren Ehrenamtliche ebenso wie Pfarrerinnen und Pfarrer und Mitarbeitende kirchlicher Institutionen. Sie alle wollten erfahren, wie sie das Fundraising gezielt für die finanzielle Unterstützung von Projekten und Arbeitsfeldern in ihren Gemeinden nutzen können.
Ob Jugendarbeit oder Seniorenkreis, Supervision Ehrenamtlicher oder die Ausweitung diakonischer Angebote nicht alle Aufgaben und Angebote der Kirchengemeinden und Institutionen sind allein mit Kirchensteuern zu finanzieren. Längst schon werben die Mitarbeitenden Fremdmittel ein. Nicht selten hängt vom Gelingen oder Scheitern auch die weitere Existenz eines Projektes ab.
Hier ein professionelles Rüstzeug zu bieten, war Ziel des Fundraising-Tages, der am 7. September im Gemeindehaus der City-Kirche in Delmenhorst angeboten wurde. Ganz bewusst hatten sich die bremische und oldenburgische Kirche auf halber Strecke getroffen, initiiert von Petra Detken (Fachstelle Fundraising Bremen) und Silke Timmermann sowie Sabine Schlösser (Projektstelle Fundraising Oldenburg). Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Beratung der Gemeinden.
Zu welchen Gelegenheiten können Menschen auf Spenden angesprochen werden? Und wie? Welche weiteren Fördermöglichkeiten gibt es? Wie kann eine Gemeinde die Öffentlichkeit auf ihre Projekte aufmerksam machen? Wie schreibt man einen Spendenbrief, der tatsächlich ankommt? Mit Impulsreferaten und sechs verschiedenen Workshops boten die Referentinnen und Referenten eine Bandbreite des Themas und bereiteten die Teilnehmenden mit praktischen Beispielen und nützlichen Informationen auf das Fundraising vor.
Mit dabei waren Lothar Schulz, Mitbegründer der Fundraising-Akademie Frankfurt und als Kirchenvorsteher nah dran an den Fragen der Gemeinden, Melanie Stöhr, Geschäftsführerin der Umweltstiftung Greenpeace, Annette Urban-Engels, Geschäftsführerin der Quäker-Stiftung in Bielefeld, Maik Meid, Fundraising-Manager beim Christlichen Jugenddorfwerk Deutschland, Jens Holdorf, Leiter der Servicestelle Fördermittel der Bremischen evangelischen Kirche, und Hans-Werner Kögel, Pressereferent der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg.
Nicht am Geld zu hängen, sondern mit Freude zu teilen, dazu rief Bischof Jan Janssen in einer kurzen Andacht auf, zu der die Tagungsteilnehmenden sich mittags in der Citykirche zusammengefunden hatten. Schon in der Bibel und auch heute noch scheint reich sein immer auch frei sein. Dabei ist man eigentlich gefangen in seinen Gütern, scheint vom Besitz in Besitz genommen zu sein. Im Reichtum sehen wir nur uns selbst doch wer sich nur auf sich selbst verlässt, bleibt allein.
Begeistert schilderte Janssen einen Gottesdienst in Ghana, in dem Christinnen und Christen nicht verschämt ein paar Cent in ein schwarzes Kästchen werfen, sondern die Spende an sich, das Teilen in der Gemeinschaft feierten.
Es ist viel zu viel Angst dabei, wenn es um das Thema Fundraising geht, machte Lothar Schulz in seinem Vortrag Warum David vor Goliath keine Angst hatte deutlich. Angst vor großen Spendenorganisationen, vor viel Arbeit, aber auch davor, in die Rolle des Bettlers zu geraten. Angst aber dürfe man nicht haben beim Fundraising. Im Gegenteil man müsse in den Menschen die Freude am Geben wecken. Dass David Goliath besiegen konnte, hat für Schulz viele Gründe, die so auch auf das Fundraising übertragbar seien: David kannte das Gelände, er war beweglich, ging nah genug heran, um perfekt zielen zu können und benutzte ein kostengünstiges Instrument Feldsteine um seinen Gegner zu schlagen.
Kirchengemeinden kennen ihre Mitglieder, wissen, wen sie ansprechen können, und sie haben die Möglichkeit, schnell und unbürokratisch zu agieren, übertrug der evangelische Theologe und einer der ersten Fundraiser in Deutschland sein biblisches Beispiel auf das kirchengemeindliche Fundraising. Die Wirklichkeit allerdings sehe oft anders aus: Kirchengemeinden wissen oft nicht, wie sie ihre Vorteile nutzen können. Dabei haben sie großes Potenzial und beste Kontakte.
Doch was ist die Kirchengemeinde denn eigentlich? Wie setzt sie sich konkret vor Ort zusammen, welche Zielgruppe kann überhaupt angesprochen werden, und wie findet man den richtigen Ton? Darauf ging Melanie Stöhr in ihrem Vortrag So kann kirchliches Fundraising gelingen ein. Grundvoraussetzung ist, zu wissen, mit wem man es zu tun hat, betonte sie. Gerade die Kirche habe es eigentlich leicht, Spenden einzuwerben, befand die Expertin. Die Kirche ist nicht nur eine Marke, sondern vom Ansehen her selbst so etwas wie ein Spendensiegel.
Die geleistete Arbeit öffentlich zu kommunizieren, das Bekanntheitsniveau zu halten oder sogar zu erhöhen und die Menschen von der kirchlichen Arbeit zu überzeugen, sei entscheidend für den Erfolg des Fundraisings. Dazu gehöre allerdings, so Lothar Schulz, selbst überzeugt und begeistert zu sein von den Projekten, für die Mittel eingeworben werden sollen. Fundraising fängt zu Hause an, betonte er und kam noch einmal auf David und Goliath zurück: David hat sich Goliath gestellt mit einer guten Idee und der Gewissheit, dass Gott bei ihm ist. Und das sollte beim Fundraising der Kirche auch gelten.
Kirchengemeinden, die mehr erfahren möchten über gezieltes und professionelles Fundraising, wenden sich an die Projektstelle Fundraising der oldenburgischen Kirche unter fundraising@kirche-oldenburg.de.
Mehr Informationen zum Fundraising in der evangelischen Kirche finden Sie auch unter www.fundraising-evangelisch.info
Ein Beitrag von Anke Brockmeyer.