Der Oldenburger Bischof Jan Janssen ist ein Mann mit Leidenschaften. Werden die Menschen im Oldenburger Land nach ihm befragt, fallen stets drei Worte: hochgewachsen, Bibel, und Fahrrad.
Fragt man die kirchlichen Mitarbeiter und Pastoren kommen noch drei Dinge hinzu: Jazz, Fußball und selbst nach der verkorksten Saison, der SV Werder-Bremen. An diesem Dienstag feiert der leitende Theologe der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg seinen 50.
Geburtstag.
Der in Bad Bevensen bei Uelzen geborene Theologe ist kein Bischof der lauten populären Worte, der mit forschen Forderungen die Richtung vorgibt. Seit seiner Einführung vor fast fünf Jahren hat er die oldenburgische Kirche eher sanft bewegt. «Die Kirche lebt von den Menschen, die haupt- und ehrenamtlich in ihr arbeiten», lautet einer seiner Glaubenssätze. Eine selbstbewusste Kirche müsse die Menschen beteiligen. Er selbst wolle die Kirche nicht autoritär leiten, sondern zuhören und Fragen stellen. «Nur so können wir gemeinsam Antworten entwickeln.»
Diese Ideen habe er während seiner Zeit als Pastor beim Deutschen Evangelischen Kirchentag von 2002 bis 2008 schätzen gelernt, sagt er.
Dort habe er verstanden, dass die Kirche abhängig ist von den «Experten des Alltags».
Wie das praktisch aussehen kann, hat seine Kirche mit dem Zukunftskongress im vergangenem Jahr gezeigt. Rund 1.100 Delegierte aus allen Kirchengemeinden der Landeskirche diskutierten zwei Tage lang den künftigen Kurs ihrer Kirche unter dem Motto «Ein Land das ich dir zeigen will - Auf dem Weg in das Jahr 2030». Der Kongress habe sichtbar und erlebbar gemacht, wie das Zusammenspiel der beruflich und freiwillig Engagierten aussehen sollte, sagt Janssen.
Gewöhnen mussten sich viele Menschen in der oldenburgischen Kirche an Janssens Leidenschaft für den Jazz. Ob zum Adventsempfang der Landeskirche oder zum Synodenschwerpunkt Kirchenmusik - gern lädt er Musiker ein, deren Kunst in der Kirche sonst eher selten zu hören ist.
Die Bewahrung der Schöpfung ist eine weitere Leidenschaft des Theologen. Wann immer es geht, ist er auf seinem Dienstrad unterwegs.
Bei einer EKD-Umfrage zum Schadstoffausstoß der Dienst-Autos der Bischöfe schnitt er kürzlich nicht besonders gut ab - was ihn ärgerte. Allerdings dürfte die Zahl der Bischöfe, die ähnlich viele Dienstkilometer auf dem Rad strampeln, ziemlich gering sein.
Privat erholt sich der verheiratete Vater von drei Kindern gern an der ostfriesischen Küste, natürlich am liebsten bei einer Radtour.
Oder eben auf dem Bolzplatz. Denn ein anderer Glaubensatz des Bischofs lautet: «Laufen ohne einen Ball am Fuß ist Quatsch.»
Jörg Nielsen/epd