In seiner Predigt am Ostersonntag in der Oldenburger Lamberti-Kirche rief der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Jan Janssen, dazu auf, Brücken in die Fremde zu bauen. Geben wir uns einen Ruck, der Not abzuhelfen, reichen wir Hände allen, die irgendeine Mühe haben. Lassen wir Auferstehung, diese Sache auf Tod und Leben, doch näher an uns heran!, so Janssen. Der Bischof kritisierte, dass die biblische Botschaft zu sehr auf Distanz gehalten werde. Geschichte, Geographie und auch Psychologie werde dazu verwendet, um den Graben zwischen uns und all den Orten der Auferstehungsbotschaft in unserer Welt größer zu machen.
Bereits in den jüdischen Überlieferungen gebe es die Erfahrung der Bedrohung und der Vernichtung ebenso wie die Erfahrung der Rettung und des Neuanfangs. Das sind Leidenserfahrungen und Lebenserfahrungen, die Menschen über alle Religionszugehörigkeit miteinander verbinden und die uns solidarisch zusammenführen sollten!, mahnte Janssen an.
In biblischen Geschichten wie von Jona im Bauch des Wales oder von der Flucht der Israeliten zwischen Wüste und Schilfmeer erkennen wir Orte wieder, die uns heute ans Herz gehen: das Tal des Schreckens in den französischen Alpen, die Untergangsstellen der Flüchtlingsboote im Mittelmeer, die zerstörten Inseln von Vanuatu, das zerbombte Aleppo, das gespenstische Mossul. Es sind lauter Orte, an denen auch wir - wie im Osterevangelium - fragen müssten: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? (Mk 16,3) lauter Orte, wo auch wir hören könnten: Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten (Mk 16,6). Überall dort sei es mit Händen zu greifen und es gehe uns durch Kopf und Herz: Auferstehung ist eine Sache auf Leben und Tod!
In der Passionszeit, berichtete Bischof Janssen weiter, habe er zwei Orte kennen gelernt, an denen konkrete Gemeinden hoffen und handeln. Die eine sei die kleine deutsche evangelische Gemeinde in Beirut mit 150 Menschen. Trotz ihrer kleinen Größe stehe sie auf und helfe, wo sie könne. Sie habe sich konkret dafür entschieden, zwei Lehrerinnen im Flüchtlingslager für Menschen aus Syrien mit einem kleinen Gehalt zu versorgen, damit die Kinder, damit eine nächste Generation Hoffnung lernen könne.
Die andere Gemeinde sei eine graue Vorstadtgemeinde in Kiew, zu der sich 500 Menschen zählen. Im Kellergeschoss ihres Gemeindehauses haben sie 30 Flüchtlinge aus der Ostukraine untergebracht, aus den Kampfgebieten um Luhansk und Donezk. In ihren Gesichtern stehe der Schrecken vor Angriffen und Gewalt, dazu die Ratlosigkeit, wie es weitergehen soll. Dort leidet Jesus und ich meine auch das konkret. Seine Gemeinde, diese Körperschaft, der Leib Christi leidet. Und wir als seine Glieder leiden mit. Dennoch gebe es Hoffnung. Deshalb müsse die umgangssprachliche Redewendung umgedreht werden, damit sie die richtige Richtung bekomme, sagte Janssen. Auferstehung ist eine Sache auf Tod und Leben!