Im Mai tagte zum ersten Mal die Jugendsynode der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg. Dort trafen sich 60 Synodale mit 30 Jugenddelegierten, um über die Zukunft der Kirche zu diskutieren und Beschlussvorlagen zu erarbeiten. „Hat es funktioniert? Haben die Jugenddelegierten ihre Anliegen und Vorstellungen einbringen können? Wurden sie überhaupt ernst- und wahrgenommen? Und auch anders: Wo haben die Jugendlichen die Stimmen der Älteren überhaupt gehört? Was ist am Ende dabei herausgekommen und wie soll es jetzt weitergehen?“, diese Fragen stellte die Moderatorin Annie Heger bei einer Diskussionsrunde in der Delmenhorster Jugendkirche St.-Paulus am vergangenen Mittwoch. Die Aufzeichnung der Gespräche wird heute und in den kommenden Tagen vom Oldenburger Lokalsender oeins ausgestrahlt und ist dann auf dem YouTube-Kanal der oldenburgischen Kirche zu sehen.
In einer ersten Gesprächsrunde berichteten die Jugenddelegierte Lisa Reimers aus dem Kirchenkreis Wesermarsch, der Jugenddelegierte Christian Viebach aus dem Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven, Bischof Thomas Adomeit und die Landesjugendpfarrerin Anne Schrader von ihren Erfahrungen und Beobachtungen. Alle Beteiligten zeigten sich mit der knapp zweitägigen Veranstaltung zufrieden. „Es war genau das, was wir haben wollten. Wir wurden gehört, uns wurde zugehört“, sagte Lisa Reimers. Und Christian Viebach ergänzte: „Wir waren laut, wir haben unsere Themen ansprechen können. Aber das Schöne ist halt, dass man in so einer Diskussion die Möglichkeit hat, auch dann direktes Feedback an einigen Stelle zu kriegen.“ Dieses habe auch die Suche nach Kompromissen erleichtert. Bischof Thomas Adomeit berichtete, dass er den Satz „Wir haben auf Augenhöhe geredet,“ am häufigsten gehört habe. Diesen Eindruck könne er bestätigen, auch wenn er mahnte, dass Synode immer harte Arbeit sei, unabhängig vom Alter der Menschen. „90 Leute in einem Raum heißt 90 Kirchenbilder. Und 90 Kirchenbilder zu einem Bild von Zukunft von oldenburgischen Kirche zu formen, wird niemals ein einzelnes Bild werden können. Das heißt, es bleibt ein Ringen, es bleibt ein Kampf. Ich habe völlig andere Vorstellungen als Sie, ja. Das ist völlig in Ordnung, aber meine sind nicht besser als ihre.“ Landesjugendpfarrerin Anne Schrader, die bei der Jugendsynode eine Arbeitsgruppe geleitet hatte, sieht sich bei der Weiterarbeit zusammen mit den Jugenddiakoninnen und -diakonen eher als die „Ermöglicher“. „Diejenigen, die versuchen, den Jugendlichen Raum zu geben, sich auszuprobieren, sie auch so stark zu machen, dass sie es schaffen, hier zu sitzen und Rede und Antwort zu stehen und dass sie genau wissen, was sie von ihrer Kirche eigentlich wollen und was nicht.“ Bei der Jugendsynode sei in ihren Augen ziemlich deutlich geworden, „dass sich die starken Strukturen meiner geliebten Kirche dort bewegen müssen, damit Jugendliche Raum haben, diese Kirche mitzugestalten.“
In der zweiten Gesprächsrunde mit Synodenpräsidentin Sabine Blütchen, dem Präsidenten der Jugendsynode Lucas Thiel und den beiden Synodalen Tobias Frick und Björn Kraemer lag der Akzent auf die Weiterarbeit mit den Beschlüssen der Jugendsynode. „Es ist ein ganz schöner Berg an Arbeit“, der da auf die Ausschüsse zukommt, waren sich die Teilnehmenden einig. Die Synodenpräsidentin hat bereits mit den Vorsitzenden der synodalen Gremien erste Absprachen zur Weiterarbeit getroffen. Erste Ergebnisse im Blick auf die Beteiligung von Jugendlichen in den Gemeindekirchenräten sollen in das Wahlgesetz eingearbeitet werden, dass die Synode bereits im November für die Gemeindekirchenratswahlen 2024 beraten soll, kündigte Blütchen an. Die Synodalen Tobias Frick und Björn Kraemer betonten die Teilnahme von Jugenddelegierten in Ausschüssen. Auch wenn es zum Teil mühsam sei, sich in die Sprache oder in die juristische Denkform von manchen Ausschüssen einzuarbeiten, räumte Tobias Frick ein. Als Nichtjurist habe auch er im Rechts- und Verfassungsausschuss zuweilen seine Probleme. Lucas Thiel als Präsident der Jugendsynode ist da weiter optimistisch, dass im Miteinander gute Kompromisse erzielt werden können. Dafür sei die Jugendsynode ein gelungener Auftakt gewesen. Ob allerdings nun regelmäßig eine Jugendsynode stattfinden werde, sehe er - wie auch die Synodenpräsidentin - etwas vorsichtiger. Erst einmal müssen die bereits gestellten Aufgaben bearbeitet werden. Dann könne die Jugendsynode in einem anderen Rahmen, mit einem anderen Setting, fortgesetzt werden. „Dafür benötigen wir allerdings vielleicht zwei oder drei Jahre“, ergänzte Sabine Blütchen.
Musikalisch umrahmt wurde die Diskussionsveranstaltung vom Kreiskantor des Kirchenkreises Delmenhorst/Oldenburg Land Thorsten Ahlrichs, der auf dem E-Piano der Jugendkirche die Gespräche begleitete.
Die rund einstündige Veranstaltung wurde vom Oldenburger Lokalsender oeins aufgezeichnet und wird
am Montag, 13. Juni, um 19:20 Uhr und um 23:20 Uhr
am Dienstag, 14. Juni, um 14:20 Uhr, um 19:20 Uhr und um 23:20 Uhr sowie
am Mittwoch, 15. Juni, um 14:20 Uhr ausgestrahlt.
Ebenso steht die Aufzeichnung ab Montag, 13. Juni, 19:20 Uhr, auf dem YouTube-Kanal der oldenburgischen Kirche zur Verfügung.