Einen Bestand von etwa 37 Metern Altakten übergibt Diakonie-Vorstand Thomas Feld an das Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg. Die eher erhaltenen Akten werden im Laufe der Übergabe erfasst, inventarisiert und im Archivalienverzeichnis des Oberkirchenrates katalogisiert. Damit stehen die Akten aus der Anfangszeit der Oldenburger Diakonie im 19. Jahrhundert, dem beginnenden 20. Jahrhundert bis zur Nachkriegszeit für die Forschung zur Verfügung.
In enger Abstimmung mit der Forschungsstelle für die Geschichte der Gesundheits- und Sozialpolitik der Uni Oldenburg wird derzeit ein Forschungsdesign entwickelt, das der Vielschichtigkeit der in den Akten dokumentierten Geschichte der Oldenburger Diakonie gerecht wird. Dabei werden auch unangenehme Themen wie die Frage der Beteiligung an gesetzlich angeordneten Zwangssterilisationen im Dritten Reich zu untersuchen sein. Wir wollen wissen, wie Mitarbeitende der Diakonie in dieser Zeit gehandelt haben und welche Möglichkeiten sie hatten, betont Feld. Betroffenen und Angehörigen steht Pfarrer Thomas Feld als Ansprechpartner zur Verfügung: Das Geschehene können wir nicht mehr ändern, unseren Umgang mit Menschen aber schon. Feld will die Übergabe der Archivalien auch als Angebot an Menschen verstanden wissen, die ihre eigene Geschichte aufarbeiten wollen. Soweit die lückenhaften und bei weitem nicht vollständigen Akten das ermöglichen.
Ein vergleichbares Gesprächsangebot hatte Feld bereits ehemaligen Heimkinder gemacht. In diesem Zusammenhang hat es Anfragen gegeben, die den nicht vom Heimkinderfonds abgedeckten Zeitraum vor 1950 betreffen. Solche Anfragen können zur Zeit nur schwer beantwortet werden, weil der Aktenbestand nicht systematisch erfasst und lückenhaft ist.
Die Akten geben Auskunft über Aspekte der Inneren Mission und des Ev. Hilfswerks, über Patenschaftshilfe und Ostzonenhilfe, Sammlungen und Einrichtungen der Jugendfürsorge, Straffälligenhilfe und der Suchtkrankenhilfe,sowie über Einrichtungen wie die Bahnhofs- und Seemannsmission sowie die Herberge zur Heimat, das Diakonische Werk Oldenburg Stadt. Darunter befinden sich auch Akten mit Bauplänen, Inventarlisten und Grundstücksangelegenheiten.