Krisen, Krieg in Europa, Flucht, Inflation, Klimawandel und andere Schlagworte lassen schnell Gedanken aufkommen nach dem „Früher war alles besser“. „Wo kann man da noch Halt finden. Wie erhoffen wir die Zukunft gerade auch aus Sicht der Frauen in der Gesellschaft?“ Worte, die Dr. Andrea Schrimm-Heins von der Evangelischen Frauenarbeit der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg zur Begrüßung und Eröffnung des 12. Frauentages im PFL Oldenburg sprach. Zusammen mit Andrea Gärtig stellte sie das Thema des 12. Frauentages „Quo Vadis – Orientierung in sich wandelnder Zeit“ verbunden mit der Frage „Wie geht es weiter“ vor.
Auf unterschiedliche thematische Art und Weise beschäftigt sich der Frauentag mit dem Thema. Das Gute daran, alle Teilnehmerinnen konnten sich wieder direkt begegnen. Der vergangene Frauentag musste auf digitaler Ebene wegen der Corona-Pandemie stattfinden. „Wie schön ist es doch, sich hier gegenseitig zu begrüßen und in direktem Kontakt diesen 12. Frauentag feiern zu dürfen.“
Die nicht so gute Nachricht war, dass krankheitsbedingt einige kleinere Änderungen vorgenommen werden mussten. Beate Schulte vom Ev. Verband Kirche Wirtschaft Arbeitswelt (KWA) musste kurfristig absagen, wie auch die Popkantorin der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg Sarina Lal. Für sie sprang deren Gesangsschülerin Cheyenne Bruns aus Oldenburg ein. Die 20-jährige und angehende Studentin begleitete auf dem E-Piano, stimmte den Gesang an und hatte damit den musikalischen Part des Tages übernommen.
Bevor mit dem Poetry-Beitrag von Poetry-Slammerin Theresa Sperling und im Anschluss mit den Gedanken von Dekanin Birgit Hamrich, Ev. Kirche in Hessen und Nassau, auf die Suche nach der Identität der Frauen in wandelnder Zeit gegangen werden konnte, stimmt die Andacht des Vorbereitungsteams in das Tagesthema ein.
Unter der Überschrift „Wir reisen gemeinsam….“ unternahmen das Organisationsteam des Frauentages, neben Dr. Andrea Schrimm-Heins und Andrea Gärtig, eine Reise in die Welt. Rita Beutin (Frauenarbeit des Gustav Adolf Werks), Doris Vogel-Grunwald (Gleichstellungsbeauftragte der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg) und Kirsten Ulrich Welz (Pfarrfrauenvertretung der Ev.-Luth. Kirche Oldenburg) gingen auf die Suche nach „unserer Welt“.
Der Blick auf die Karte der Welt mache Angst und Sorge. Kriegerische Auseinandersetzungen, sozialer Notstand, Schreckens-Regime und Krisen überall. Und, ohne Wasser kein Leben, dafür Unwetter und Leid. „Sind wir tatsächlich gemeinsam unterwegs?“, hinterfragten die Frauen in der Andacht. Sicher sei, dass wir alle auf dieser Welt miteinander zurechtkommen müssen. Bilder und Mut für Gerechtigkeit müssen gesucht und gefunden werden. Zitiert wurde das Gedicht „Gemeinsam“ von Rose Ausländer. Indem heißt es u. a. „Vergesset nicht, es ist unsere gemeinsame Welt, die ungeteilte, ach die geteilte, die uns aufblühen lässt, die uns vernichtet, diese zerrissene ungeteilte Erde auf der wir gemeinsam reisen.“
Die Suche nach dem Weg und der Identität in dieser sich wandelnden Zeit, beschrieb als Festrednerin Dekanin Birgit Hamrich. Die 50-jährige aus Siebenbürgen in Rumänien stammende Pfarrerin, war im vergangenen Jahr zur neuen Dekanin des Evangelischen Dekanats Büdinger Land gewählt worden. Seit 2016 war sie Referentin in Europa und den USA und war Geschäftsführerin der Aktion „Hoffnung für Osteuropa“ am Zentrum Oekumene. Von 2002 bis 2016 arbeitete sie als Pfarrerin in der Kirchengemeinde Panrod und Hennethal im südhessischen Rheingau-Taunus-Kreis. Seit 2013 ist sie als Co-Herausgeberin des vom Patmos-Verlag herausgegebenen FrauenKirchenKalenders tätig. Ihre theologische Ausbildung erhielt sie am Theologischen Institut in Hermannstatt (Sibiu) in den Jahren 1991 bis 1997. Im Jahr 2000 studierte sie u. a. bei der evangelischen Theologin, Journalistin und Professorin Johanna Haberer in Erlangen christliche Publizistik. Von 1999 bis 2001 war sie Pfarrerin der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien.
„Identität ist das, was mich hält und trägt „Von wem werden wir getragen und gehalten, in dem lebendigen Chaos? Für mich sind es dann Momente in denen ich mich spüre, aufatme und weitergehe, die mir helfen. Aber auch Bilder wie beim Kirchentag, wenn die erst 26 Jahre alte Anna-Nicol Heinrich Präses der Synode der EKD wird. Ist das nicht cool? Aber auch wie gestern Abend der Gang beim CSD-Festival hier in Oldenburg. Lebenslust pur, Menschen die ihre Identität zeigen“, so die Gastrednerin.
„Für uns als Einzelne ist es wichtig, sich darüber klar zu werden wo, man selber steht; sich fragt, was man selber möchte. An welcher Stelle habe ich einen Unterschied bemerkt. Oft hilft jemand, der einem das mitteilen kann und hilft.“ Dabei erinnerte die Referentin an ihren Stand als evangelische Pfarrerin in Rumänien. Dort war sie anders und musste sich für sich und ihre Anschauung entscheiden, ihre Identität zeigen. Als sie nach Deutschland kam war sie die Rumänien, die als evangelische Pfarrerin arbeitete. Wieder musste sie ihre Identität verteidigen.
Aufgeteilt hatte Dekanin Birgit Hamrich ihren Vortrag in vier Bereiche: 1. Allgemeinde Bedeutung des Begriffs Identität, 2. Was gibt mir Halt, 3. Theologische Reflexion (Impulse aus der Bibel) und 4. Herausforderungen in unserer Zeit.
Zuvor hatte Theresa Sperling in ihrem Poetry-Beitrag beschrieben „Was ich meiner Tochter, glaube ich, nie sagen würde“. Sie gewann zusammen mit Matti Linke als Slam-Duo „Sophie & Fabel“ als auch als Solistin die niedersächsisch-bremischen Landesmeisterschaften 2023 in Hildesheim. Nach der Mittagspause und einem weiteren Aufritt der Poetry-Slammerin, Jugendbuchautorin und Theaterautorin aus Nordhorn standen verschiedene Gruppenangebote im Mittelpunkt.
Ein Beitrag von Peter Kratzmann