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Anerkennend und voller Lob äußerten sich am Montagabend, 5. November, die beiden Repräsentanten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg über den Verlauf der zurzeit in Timmendorfer Strand tagenden Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

„Auf dem Weg zum Reformationsjubiläum hat die Synode der EKD vor den Toren Lübecks den Horizont weit nach vorn aufgemacht und gezeigt, dass dies nicht nur ein deutsches, sondern ein ‚Ereignis von Weltrang’ ist, wie der Bundestag festgestellt hat“, sagte Synodalpräsidentin Sabine Blütchen, die die oldenburgische Kirche als Delegierte vertritt. Theologische Impulse gerade aus der Breite der Synode seien ebenso diskutiert worden, wie praktische Veranstaltungsplanungen für Wittenberg und anderswo. „Viele Aspekte gehen dabei über den rein historischen Blick auf Martin Luther wohltuend hinaus: die Perspektiven von Jugendlichen. Stimmen aus der Schweiz, Brasilien und Großbritannien machten die weltweite Strahlkraft der Reformation und des Protestantismus lebendig“, so Blütchen.

„Respekt für ihren Beitrag zum Thema der Synode“, zollte Bischof Jan Janssen der Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie traue den Kirchen große Kraft zu, so Janssen, indem sie eine differenzierte Sicht auf die entscheidenden Prägungen unserer Gesellschaft aus der Reformation an den Tag legte. „Zur Gestaltung des gesellschaftlichen Alltags nicht nur in pädagogischen und sozialdiakonischen Fragen, sondern auch mit Bezug auf theologische Klärungen und auf die positive Religionsfreiheit unserer Gesellschaft rechnet sie fest mit den evangelischen Kirchen. Mit der Bezugnahme der Kanzlerin auf das Motto des Reformationsjubiläums aus dem Johannesevangelium ‚Am Anfang war das Wort’ in der Interpretation Vaclav Havels erwies sich wieder einmal, wie sehr die kirchliche Erfahrung östlich der Mauer den Charakter einer auch theologisch stärkenden Bewährungsprobe hatte.“

 


Ingo Dachwitz von der oldenburgischen Kirche bewertete die Diskussionen der EKD-Synode ebenfalls positiv: “Als Jugenddelegierter der aej (Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend) freue ich mich zusammen mit den anderen Jugenddelegierten von aej, ESG (Evangelische Studierendengemeinde) und SMD (Studierendenmission Deutschland) über die Möglichkeit, die Sichtweise junger Menschen in die Beratungen der EKD-Synode einzubringen. Wir versuchen dabei, nicht nur Lobbyarbeit für die junge Generation zu machen, sondern wirklich alle Themen kritisch-konstruktiv zu begleiten. Dabei profitieren wir sehr von der ausgeprägten Kultur der Partizipation und Beteiligung in der evangelischen Jugend und machen deutlich, welche wichtige Rolle die Synode in Entscheidungsprozessen der EKD spielt oder spielen sollte. Auch thematisch versuchen wir, neuen Wind in die Diskussionen zu bringen: Das Thema soziale Medien etwa ist in der evangelischen Kirche massiv unterrepräsentiert.

 

Die gesamtgesellschaftliche Durchdringung des Web 2.0 wird von der Kirche bisher größtenteils ignoriert. Die Reformation ging vor 500 Jahren Hand in Hand mit der Medienrevolution des Buchdrucks – die digitale Revolution der letzten Jahre zieht an der Evangelischen Kirche auf der Überholspur vorbei. Dabei bieten gerade soziale Medien eine große Chance für die Kirche, besonders im Hinblick auf das anstehende Reformationsjubiläum: Geistliche Vergewisserung und Anregung, gesellschaftspolitische Diskussion, Andachten, Kirchenmusik, Sinnsuche, gelebte Glaubensgemeinschaft – all das kann auch im digitalen Raum funktionieren.

 

Es gibt zwar vereinzelte Bemühungen, aber insgesamt braucht es hier ein ganz grundlegendes Umdenken, das durch die Kirchenleitung aktiv forciert und begleitet werden muss. Denkbar wären etwa Social-Media-Workshops, die auch Menschen, die nicht als ‚digital natives’ gelten, die Angst vorm Internet nehmen – gerne auch in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Jugend. Davon könnte letztendlich auch die Synode profitieren, etwa wenn sie versuchen würde, parlamentarische Abstimmung und politische Entscheidung zwischen den jährlichen Synodentagungen über Konsultationsprozesse im Internet möglich zu machen.”


Noch bis Mittwoch berät die Synode der EKD an der Ostsee. Das Schwerpunktthema lautet „Am Anfang war das Wort - Perspektiven für das Reformationsjubiläum 2017“.

Weitere Informationen zur 5. Tagung der 11. Synode der EKD vom 1. bis 7. November in Timmendorfer Strand finden Sie unter: www.ekd.de/synode2012 (Das Grußwort von Bundeskanzlerin Angela Merkel ist als MP3 abrufbar.)

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, 2.v.li.) war am Montag bei der Jahrestagung der evangelischen Kirche im Ostseebad Timmendorfer Strand zu Gast. (Foto mit dem Ratsvorsitzenden der EKD, Präses Nikolaus Schneider, li., der Präses der EKD-Synode, Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt und Prälat Bernhard Felmberg, Bevollmächtigter des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union). Es ist der erste Besuch Merkels bei einer Synodentagung der EKD. Bild: epd-bild