Zum Hauptinhalt springen

„Die Kirchenmeile ist das Herz der Veranstaltung“, sagt Veranstaltungsmanager Stefan Riepe aus Hannover. Tatsächlich liegen die 24 Pagoden rund um die Christus- und Garnisonkirche in der Mitte der verschiedenen Themen-Meilen beim 36. Tag der Niedersachsen vom 14. bis 16. Juni in Wilhelmshaven. Unter dem Motto „mehr Himmel auf Erden“ geht es im „Heimathaven“ der Kirchen und Religionsgemeinschaften weniger um Selbstdarstellung als darum, zu entspannen, im Trubel des großen Festes zur Ruhe kommen und zu verweilen.

 

„Wo dockst Du an?", fragt Chef-Organisator Pastor Frank Morgenstern und macht dies augenscheinlich, indem „seine“ Christus- und Garnisonkirche mit einem großen Tau (Tampen) an einem Poller symbolisch festgemacht ist.

 

Fotos von der Kirchenmeile beim Tag der Niedersachsen finden Sie in unserer Bildergalerie.

  

„Die Stärke der Kirchenmeile ist das unglaubliche Engagement der Ehrenamtlichen“. 500 betreuen die Stände und Aktionen, singen auf der Radio-Jade-Bühne vor der Kirche in Chören mit, basteln mit Kindern, beraten und informieren die flanierenden Gäste des Festes. In ökumenischer Verbundenheit versorgen ehrenamtliche Helferinnen und Helfer der Neuapostolischen Gemeinde in Wilhelmshaven die Kirchenmeilen-Leute mit selbstgebackenem Kuchen, Getränken und Heißwürstchen.
  
Rüdiger Schaarschmidt aus Wilhelmshaven erlebt den brandneuen Stadtpilgerweg durch zwölf Kirchen der Region, die man mittels VR-Brille im 360-Grad-Modus schon mal ansehen kann, bevor man sie an zwei Tagen mit dem Fahrrad erkundet. Der jesidische Landesverband informiert erstmals mit Symbolen - Schafen, Spindel, Tüchern - aus ihrer dörflichen Heimat im Irak und Iran über seine Religion. Für die Standgäste gibt es Tee aus einem Samowar. „Wir werden das zur Tradition machen“, sagt der Ko-Vorsitzende des Landesverband Ilyas Yanc und freut sich, dass 30 Jesiden in traditioneller Kleidung beim Trachtenumzug am Sonntag mit Zwei-Fell-Trommel und Zurna-Trompeten mitgehen.
  
Kinder können einen zwölf Meter hohen Kletterleuchtturm erklimmen und die 8-jährige Alina darf am Stand der Ökumenischen Friedensdekade den Hammer schwingen. Der stolze Vater Eugen Spengler - selbst Schlosser - sieht sie glühende Eisen zu einem Kreuz schmieden. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus der lutherischen Gemeinde in Jever zeigen das Schmieden unter der Friedensidee: Schwerter zu Pflugscharen. Die Jugendliche Lenya Klaas gestaltet mit einem Brenn-Peter eine Holzbank am Stand der mobilen Werkstatt der Evangelischen Jugend Wesermarsch. Dort können Kinder auch Schlüsselanhänger oder Flaschenpost mit Segenswünschen für Seeleute gestalten. Diakon Hauke Bruns ist mit dem alten Feuerwehrauto voller Bastelsachen zur Christuskirche gekommen.
  
Nachdenklich machen und dabei Spaß haben: Das gelingt den Beratungsstellen der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg und des Bistums Münster. Unter dem Motto „Gleichgewicht als Paar finden“ wagen sich Katharina und Mirko Duzzi - seit über drei Jahren verheiratet - auf eine Wippe und näheren sich ganz langsam an, ohne herunterzufallen.
    
An die verheerende Flut von 1717 erinnert die Heppenser Sturmflutkirche mit historischen Informationen, einer Sandsackaktion und indem sie Bildhauerin Karin Cooper mit Baumsäge und Stechbeitel einen Baumstamm zu dem Kunstwerk „Stillung des Sturms" auf dem Gelände gestalten lässt. Historische Infos gibt es natürlich auch in der größten „Pagode“ im Herzen der Kirchenmeile: Stündlich gibt es Kirchenführungen und Kurz-Andachten und afghanische und iranische Gemeindeglieder zeigen Besucherinnen und Besuchern den Glockenturm.
  
Ein Beitrag von Gunnar Schulz-Achelis.

Im Pavillon der oldenburgischen Kirche können Gäste mithilfe einer Fotobox einen Engel aus sich machen, falls sie nicht schon längst Engel sind. Foto: ELKiO/H.-W. Kögel
Im Pavillon der oldenburgischen Kirche können Gäste mithilfe einer Fotobox einen Engel aus sich machen, falls sie nicht schon längst Engel sind. Foto: ELKiO/H.-W. Kögel
Pfarrer Frank Morgenstern stellt am Freitag Oberlandeskirchenrätin Andrea Radtke, Minister Grant Hendrik Tonne und Pfarrer Sabine Spieker-Lauhöfer die Kirchenmeile vor. Foto: ELKiO/H.-W. Kögel
Bildhauerin Karina Cooper gestaltet mit einer Baumsäge das Kunstwerk "Die Stillung des Sturmes" für die Heepenser Sturmflutkirche, die 1717 bei der Weihnachtsflut auf der Wurt eine Zufluchtsort für die Menschen war und bis heute ist. Foto: Gunnar Schulz-Achelis
Am Infostand des Jesiden gibt es Infos zu ihrer Religion und das Oldenburger Vorstandsmitglied Jalal Ido reicht einen Tee aus dem Samowar. "In den letzten fünf Jahren haben wir wieder bei Null angefangen" erzählt Ilyas Yanc vom Landesverband, der 60.000 Jesiden In Niedersachen zählt. Durch den Krieg im Irak und Syrien kamen viel geflüchtete Glaubensgenossen neu in die Gemeinden in Niedersachsen. Foto: Gunnar Schulz-Achelis
Die Kirchen in Niedersachsen bieten mit ihrer Friedensarbeit Gespräche zum Thema Krieg und Frieden an. Der Schmied Gustav Zielke zeigt, wie schnell sich etwas verändern kann. Foto: ELKiO/H.-W. Kögel