Doppelt hält besser: Zwei Gütesiegel wurden jeweils zum zweiten Mal an die Evangelischen Kindergärten St. Ansgar in Oldenburg-Eversten sowie an den Jona-Kindergarten in Ganderkesee verliehen. Im Rahmen einer Feier in der St. Lamberti-Kirche wurde den Teams am Montag, 24. November, die Auszeichnung überreicht. Beide Kindergärten waren im August 2009 die ersten bundesweit, die das Evangelische Gütesiegel der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder (BETA) und das Qualitäts-Siegel für Kindergärten der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg erhielten. Die Siegel gelten jeweils für die Dauer von fünf Jahren.
Qualitätssiegel als Wegweiser
Aufgabenbereiche beschreiben und Verantwortlichkeiten bestimmen, die Zusammenarbeit mit Eltern, Trägern und anderen Institutionen planen, Ziele für die Zukunft vereinbaren das und mehr sind Arbeiten, die vor der Vergabe der beiden Gütesiegel für Kindergärten erledigt werden wollen. Festgehalten wird alles in sogenannten Qualitätshandbüchern, in denen die Mitarbeitenden ihre Arbeit und alle Beschlüsse genau dokumentieren. Das Ergebnis ist sozusagen ein Wegweiser durch den jeweiligen Kindergarten mit seinen ganz individuellen Schwerpunkten.
Die Qualifizierung verschafft uns einen roten Faden für unsere Arbeit und ganz allgemein einen besseren Überblick. Alle sind auf dem gleichen Stand, und neue Mitarbeiter haben es viel leichter, sich zurechtzufinden, sagte Ina Struck, Leiterin des Ev. Kindergartens St. Ansgar aus Oldenburg. Anhand einer Bewertungsskala für die einzelnen Aufgaben etwa das Einbeziehen der Eltern, das Eingliedern von Neuzugängen oder auch die Planung der Öffentlichkeitsarbeit kann sich jede Einrichtung zudem selbst einschätzen, gezielt weiterentwickeln und verbessern. An diesem Prozess sind alle Mitarbeitenden gleichermaßen beteiligt. Und weil alle beteiligt sind, sind auch immer alle informiert, so Birgit Aufermann, Leiterin des Ev. Jona-Kindergartens in Ganderkesee.
Die beiden Qualitätssiegel, die nach der Überprüfung und Bewertung der Dokumente und einer zusätzlichen, eingehenden Auditierung vor Ort, nun zum zweiten Mal an die Kindergärten Jona und St. Ansgar verliehen wurden, gelten wieder für die Dauer von fünf Jahren. Für die Neuvergabe mussten beide Einrichtungen ihre vorhandenen Qualitätshandbücher und die Strukturen ihrer Arbeit erneut prüfen. Die Kindergärten bekommen so ein klareres Bild von ihrer Einrichtung und ihrer Arbeit, erklärte Pastorin Hilke Freels-Thibaut, Beauftragte für Qualitätsentwicklung der oldenburgischen Kirche. Es ist auch eine Selbstvergewisserung die Mitarbeitenden setzen sich damit auseinander, was es bedeutet, nicht in irgendeinem, sondern in genau diesem evangelischen Kindergarten zu arbeiten. Die Vorbereitungen sind zwar aufwendig und können sich über ein Jahr und länger hinziehen. Jedoch: Der Entschluss für eine solche Qualifizierung bedeutet, das Beste aus seinen Möglichkeiten herauszuholen, betonte Christine Lohn von der Diakonie Deutschland aus Berlin. Die vorhandenen Mittel können effektiver eingesetzt werden, und das Team arbeitet strukturierter.
Feier in der St. Lamberti-Kirche
Die beiden Teams der rezertifizierten Kindergärten, Vertreter und Vertreterinnen der Träger und der Kommunen, Eltern, Freunde und Gemeindemitglieder sowie der Oldenburger Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker, Dr. Carsten Schlepper, stellvertretender Bundesvorsitzender der BETA, und Christine Lohn von der Diakonie Deutschland waren zur feierlichen Verleihung der Gütesiegel in die St. Lamberti-Kirche gekommen.
Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker, der die Siegel zusammen mit Carsten Schlepper überreichte, sprach von Qualitätsmanagement als Chance. Kinder lieben es, sich zu verkleiden, sie setzen eine Maske auf, schlüpfen in die Rolle eines anderen, begann er seine Ansprache. Auch viele Erwachsene finden das spannend. Denn Masken sind ja auch eine wunderbare Möglichkeit, sich zu verstecken mein Wesen, meine Schwächen und Fehler. Ein Qualitätsentwicklungsprozess bietet dagegen die Möglichkeit, Masken abzulegen, sich der Analyse, der Reflexion zu stellen, einen offenen Blick auf Stärken und Schwächen zu richten. Dazu gehört auch Mut. Als Pfarrer sage ich: Gott durchschaut jede Maskerade und deckt sie schonungslos auf. Denn: Der Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an. Diese Einsicht stammt aus dem Alten Testament und war 2003 die Jahreslosung. Vor Gott brauchen wir keine Maskerade. Mucks-Büker beglückwünschte beide Kindergärten zur Rezertifizierung:Von Ihrer Arbeit profitieren alle: Mitarbeitende, Trägervertreter und vor allem die Kinder in unseren Einrichtungen.
In Zeiten, in denen die Diskussion um mehr Qualität in Kitas im Bund und den Ländern intensiv geführt wird, haben Sie im Oldenburger Land mit den evangelischen Kitas Zeichen gesetzt. Die Frage nach der Verlässlichkeit der Qualität haben Sie eindeutig beantwortet, sagte Carsten Schlepper. Mit unseren evangelischen Kitas wollen wir die Kita-Landschaft in den Städten und Gemeinden unseres Landes bereichern. Der stellvertretende Bundesvorsitzende der BETA kam auch auf die aktuelle Tagespolitik mit der Ankunft vieler Flüchtlingsfamilien mit ihren Kindern zu sprechen: Auf der Grundlage unseres christlichen Menschenbildes können wir die Kinder in unseren Kitas auf diesem Weg begleiten. Die Jahreslosung für das kommende Kirchenjahr, das am 1. Advent beginnt, lautet: Nehmt einander an wie Christus Euch angenommen hat zu Gottes Lob (Röm 15,7). Diese uneingeschränkte Annahme des Anderen und die Bereitschaft aufeinander zuzugehen, ist der Nährboden für die Kinder in den Kitas und die Chance für ein friedliches Zusammenleben in dieser Vielfalt schon heute und in Zukunft.
Die Entscheidung für ein Qualitätsmanagement kann nichts an mangelhaften Rahmenbedingungen ändern, erklärte Christine Lohn in ihrem Vortrag. Aber diese Entscheidung macht deutlich, dass Träger und Einrichtung bereit und in der Lage sind, mit den vorhandenen Ressourcen im Interesse von Kindern und Familien verantwortlich umzugehen. Dazu mein herzlicher Glückwunsch, denn ein Gütesiegel bekommt man nicht geschenkt, es muss erarbeitet werden das ist jeden Tag aufs Neue eine bewusste Entscheidung für eine qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreuung.
Beim anschließenden Empfang tauschten sich die Kindergartenteams über ihre Arbeit aus. Die Vorbereitung auf die erneute Überprüfung war eine sehr anregende Zeit, man setzt sich wieder neu mit allen Themen auseinander, sagte Nadine Böte für vom Jona-Kindergarten. Man stellt etwa bei der Selbstbewertung fest, auf welchem Stand man ist, und an welchen Bereichen man noch weiter arbeiten kann, so Manuela Zemke, Qualitätsbeauftragte des St. Ansgar-Kindergartens. Es war eine intensive Zeit, aber ich möchte sie nicht missen, erklärte Ina Struck, Leiterin des St. Ansgar-Kindergartens. Wir haben in unserem Qualitätshandbuch genau festgehalten, was es bei uns zum Beispiel heißt, die Kinder zu beteiligen, was es heißt, religionspädagogisch zu arbeiten. Daher fand ich die Rede des Oberkirchenrats besonders passend: Man kann sich in der täglichen Arbeit nicht mehr hinter Floskeln verstecken.
110 Kindergärten in der oldenburgischen Kirche
In den 110 Kindergärten der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg werden rund 10.000 Kinder von 1.150 pädagogischen Fachkräften betreut. 40 Prozent der ev. Kindergärten befinden sich zurzeit im Qualitätsentwicklungsprozess, davon sind 50 Prozent bereits mit dem Ev. Gütesiegel (BETA) und dem Qualitätssiegel der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg zertifiziert.
Ein Beitrag von Antje Wilken.