Zum Weltgebetstag (WGT) sind Frauen und Männer weltweit am Freitag, 4. März, zu ökumenischen Gottesdiensten eingeladen. Allein in den Kirchen und Gemeindehäusern im Oldenburger Land sind rund 50 Gottesdienste geplant. In diesem Jahr steht der Weltgebetstag unter dem Thema: „Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf“. Der thematische Rahmen wurde von christlichen Frauen in Kuba vorbereitet. Ins Zentrum ihres Gottesdienstes haben die kubanischen Frauen das Zusammenleben der unterschiedlichen Generationen gestellt.
„Die Weltgebetstagsbewegung ist die größte Laienbewegung weltweit", sagt Diakonin Andrea Gärtig. Sie ist die Ansprechpartnerin für den Weltgebetstag im Oldenburger Land und verantwortlich für die Vorbereitungsveranstaltungen. Die Referentin für gemeindebezogene Frauenarbeit der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg hat seit Jahresbeginn mit einem ökumenischen Team an mehreren Terminen in verschiedenen Gemeinden Workshops zur Vorbereitung der Gottesdienste durchgeführt.
Der WGT ist ein Stück gelebter weltweiter Ökumene, denn in jedem Jahr stammt der Entwurf des Gottesdienstes aus einem anderen Land der Erde. Das Schwerpunktland Kuba ist die größte und bevölkerungsreichste Karibikinsel. Die Texte, Lieder und Gebete dafür haben über 20 kubanische Frauen unterschiedlicher christlicher Konfessionen entwickelt. Sie erzählen von ihren Sorgen und Hoffnungen angesichts der politischen und gesellschaftlichen Umbrüche in ihrem Land.
Ein gutes Zusammenleben aller Generationen begreifen die kubanischen Weltgebetstagsfrauen als Herausforderung – hochaktuell in Kuba, dem viele junge Menschen auf der Suche nach neuen beruflichen und persönlichen Perspektiven den Rücken kehren.
Von der „schönsten Insel, die Menschenaugen jemals erblickten“ schwärmte Christopher Kolumbus, als er 1492 im heutigen Kuba an Land ging. Mit subtropischem Klima, weiten Stränden und ihren Tabak- und Zuckerrohrplantagen ist die Insel ein Natur- und Urlaubsparadies. Seine 500-jährige Zuwanderungsgeschichte hat eine kulturell und religiös vielfältige Bevölkerung geschaffen. Der Großteil der über elf Millionen Kubanerinnen und Kubanern ist römisch-katholischen Glaubens. Eine wichtige Rolle im spirituellen Leben vieler Menschen spielt die afrokubanische Religion Santería. Der sozialistische Inselstaat ist nicht erst seit Beginn der US-kubanischen Annäherung Ende 2014 ein Land im Umbruch – mit seit Jahren wachsender Armut und Ungleichheit.
Im Gottesdienst zum Weltgebetstag 2016 feiern die kubanischen Frauen mit allen Christinnen und Christen weltweit ihren Glauben. Jesus lässt im zentralen Lesungstext ihrer Ordnung (Mk 10,13-16) Kinder zu sich kommen und segnet sie.
Weltgebetstag weltweit
Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird der Weltgebetstag gefeiert. Dass der Gottesdienst von Frauen eines anderen Landes vorbereitet wurde, entwickelte sich etwas später.
Heutzutage wird in rund 170 Ländern der Weltgebetstag gefeiert. In vielen Ländern gibt es ein eigenes Komitee. Das Deutsche WGT-Komitee wird von Frauenorganisationen und -verbänden christlicher Kirchen getragen. Jedes Komitee ist u.a. für die Verwendung der Kollekte aus den WGT-Gottesdiensten verantwortlich. Die Kollekte ist seit jeher ein wichtiger Bestandteil jeder Gottesdienstfeier zum Weltgebetstag. Sie ist ein sichtbares Zeichen weltweiter Verbundenheit und Solidarität. Über die Verwendung der Kollekten entscheidet jedes nationale Weltgebetstagskomitee eigenständig.
Dem Deutschen WGT-Komitee gehören zwölf verschiedene Frauenorganisationen und -verbände an, (z. B. die Kath. Frauengemeinschaft Deutschland, Ev. Frauenarbeit, Bund Ev.-freik. Gemeinden, Frauenwerk der Ev.-methodistischen Kirche, Frauenarbeit mennonitischer Gemeinden, Die Heilsarmee u.a.), die insgesamt neun unterschiedliche Konfessionen vertreten.
Der Großteil der Kollekten der Weltgebetstagsgottesdienste in Deutschland kommt Frauen- und Mädchenprojekten auf der ganzen Welt zugute. Seit 1975 konnten so über 6.000 Projekte in rund 150 Ländern weltweit mit ca. 67 Mio. Euro unterstützt werden.
Gemeinsam in die Zukunft
Illustriert wird der Weltgebetstag 2016 durch das Werk der jungen kubanischen Künstlerin Ruth Mariet Trueba Castro. Die Malerin hat an der Akademie der Schönen Künste in Havanna sowie dem dortigen „Instituto Superior de Arte“ studiert. Ausstellungen mit ihren Werken waren bereits auf Kuba, in den USA, in Georgien und Russland zu sehen. Neben der Malerei und der darstellenden Kunst ist Ruth Mariet Trueba Castro auch literarisch tätig. Sie veröffentlicht Gedichte und Kurzgeschichten.
Ihr Bild „Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf“ wurde von den kubanischen Weltgebetstagsfrauen durch einen Wettbewerb als Titelbild für „ihren“ Weltgebetstag ausgewählt. Es greift Motive aus dem Alltag der Menschen in Kuba auf. Darunter ist ein Pferde- oder Eselskarren, der auf Kuba Menschen und Güter transportiert. Ihr Bild ist auch reich an symbolischen Elementen. Im Bildvordergrund sehen wir Hände und Bewegung der Menschen. Sie bringen nicht nur das Miteinander der Generationen zum Ausdruck, sondern auch die Vielfalt innerhalb der kubanischen Bevölkerung, die selbstverständlich in die Familien hineinreicht. Und mit Bezug zum Kinderevangelium, dem Lesungstext im Gottesdienst, könnte hier vielleicht eine Mutter ihr Kind oder ein Kind seine Mutter zu Jesus führen.
Hier finden Sie eine Auflistung geplanter Gottesdienste zum Weltgebetstag im Oldenburger Land im Format PDF.
Umfangreiche Anleitungen, Anregungen und Materialien sind über die Internetseite: www.weltgebetstag.de als Download erhältlich.
andrea.gaertig@kirche-oldenburg.de
Ein Beitrag von Bärbel Romey.