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Bremen (epd). Der Bremer Palliativmediziner Hans-Joachim Willenbrink fordert mehr Verständnis und mehr Mittel für die Versorgung Sterbenskranker in Medizin, Pflege und Gesellschaft. Krankenhäuser beispielsweise seien «kein guter Ort zum Sterben», sagte Willenbrink dem Evangelischen Pressedienst (epd). Willenbrink leitet einen zweitägigen Kongress zur Palliativmedizin, der an diesem Freitag in Bremen beginnt und zu dem mehr als 600 Experten aus ganz Deutschland kommen wollen.

Die Versorgung sterbenskranker Menschen sei zum Teil «grottenschlecht», weil in Krankenhäusern und in Pflegeheimen qualifiziertes Personal und Geld fehle, kritisierte der Chefarzt der Bremer Klinik für Schmerztherapie und Palliativmedizin. Krankenhäuser seien stattdessen dazu verdammt, Gewinnmaximierung zu betreiben. «Das ist eine gesellschaftspolitische Frage: Wie viel wollen wir investieren in die Versorgung Schwerstkranker? Können wir alles ermöglichen? Und vor allem: Unter welchen Bedingungen?»

«Die deutsche Bevölkerung muss endlich aufwachen und sich Gedanken machen, wie sie am Lebensende betreut werden will», sagte Willenbrink, der auch von guten Ansätzen im Krankenhaus berichtete. So werde im Bremer Klinikum Links der Weser eine palliativmedizinisch ausgebildete Liaison-Schwester eingesetzt, die bei Bedarf alle Stationen im Krankenhaus besucht und dort Patienten begleitet.

«Aber klar ist: Es muss ein inneres Bedürfnis aller Akteure sein, die Palliativmedizin in ihr Fachgebiet mit hineinzunehmen.» Und auch der Kostendruck im Krankenhaus erschwere den Einsatz. «Da bleibt keine Zeit für einen Liaison-Dienst, der Geld kostet, für den Schwerstkranken aber ein unendlicher Gewinn ist. Gäbe es mehr Ressourcen, könnte auch sterbenskranken Menschen mit Suizid-Gedanken geholfen werden.»

Zur Diskussion um eine gesetzliche Regelung des ärztlich assistierten Suizids sagte Willenbrink, es sei Sache des betreuenden Arztes, dem Patienten und dessen Angehörigen ein würdevolles Sterben zu gewährleisten: «Wir sollten es jedem Arzt selber überlassen, ob er einen Menschen in dieser Art und Weise begleiten möchte oder nicht.»

Unter einer palliativen Versorgung wird im engeren Sinn eine Schmerztherapie für schwerstkranke und sterbende Menschen verstanden, flankiert etwa durch eine psychosoziale oder auch seelsorgerische Begleitung. Ziel ist es, den Betroffenen ein Sterben in Würde zu ermöglichen. Es geht also nicht mehr um eine Heilung wie bei der behandelnden (kurativen) Medizin. Tötung auf Verlangen und eine kommerzielle Sterbehilfe lehnen Vertreter der Palliativmedizin wie Willenbrink strikt ab.

epd-Gespräch: Dieter Sell

Info:
9. Bremer Kongress für Palliativmedizin am 20. und 21. März im Bremer Veranstaltungszentrum «Die Glocke». Öffentlicher Themenabend Palliativmedizin unter dem Titel «Tod ist leben» am Vorabend (19.
März) ab 19 Uhr im Bremer Rathaus (Eintritt frei). Öffentliche Podiumsdiskussion während des Kongresses zu unterstütztem Suizid und Sterbehilfe auf Verlangen am 21. März ab 13.30 Uhr im großen Glocke-Saal.

Internet:www.palliativkongress-bremen.de

Orte:
Veranstaltungszentrum «Die Glocke», Domsheide 6, 28195 Bremen Rathaus Bremen, Am Markt 21, 28195 Bremen