Oldenburg/Bremen (epd). Der Bremer Bildhauer Amir Omerovic hat einen von der Stadt Oldenburg ausgeschriebenen Wettbewerb für ein Mahnmal auf dem Alten Jüdischen Friedhof der Stadt gewonnen. Das Kunstwerk solle an die dort anonym beerdigten Kriegsopfer sowjetischer, polnischer und unbekannter Herkunft erinnern, wie die Stadt an Freitag mitteilte. Der bereits mehrfach ausgezeichnete Bildhauer und Lehrbeauftragte der Bremer Hochschule für Künste habe mit seiner Arbeit aus Bronze und Stahl überzeugt.
Auf dem Jüdischen Friedhof an der Dedestraße wurden den Angaben zufolge in der NS-Zeit zwischen 1941 bis 1943 in einem Sammelgrab 56 Kriegsopfer begraben. Die 48 Soldaten und acht Zivilisten hätten als Zwangsarbeiter unter schwersten Bedingungen in verschiedenen Arbeitskommandos gearbeitet. Sie starben meist an den Folgen von Unterernährung, Krankheiten oder durch Gewaltanwendung und wurden auf dem Jüdischen Friedhof würdelos vergraben - ein Akt, der als Schändung des Friedhofs zu betrachten sei.
In enger Abstimmung mit der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg solle mit dem Mahnmal die Erinnerung an die Folgen von Krieg und Gewaltherrschaft wachgehalten und den Opfern ihre Identität zurückgegeben werden, hieß es. Dazu sollen ihre Namen und Lebensdaten, soweit bekannt, aufgeführt werden.
Die Arbeit Omerovics weise einfühlsam auf das qualvolle Leiden und Sterben der 56 Opfer hin. Dem Künstler sei es gelungen, die Besonderheit des Ortes auf dem Friedhof und die Erinnerung an die Kriegsopfer zu verknüpfen und damit ein würdevolles Gedenken zu ermöglichen.
Der Friedhof im Stadtteil Osternburg stammt aus dem Jahr 1814. Er wurde seit dem wiederholt geschändet, auch in der Pogromnacht am 9./10. November 1938, als die jüdischen Mitbürger Oldenburgs verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert wurden. Nach Kriegsende wurde auf Anweisung der britischen Militärregierung der Friedhof wiederhergerichtet. Das Kriegsgräberfeld ist bis heute lediglich mit einem schlichten Gedenkstein aus den 1950er Jahren ohne Namensnennungen versehen.
Mit der Errichtung des Mahnmals solle nun ein würdiges Gedenken an namenlosen Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft ermöglicht werden. Die offizielle Übergabe des Kunstwerks ist für den 22. Juni kommenden Jahres anlässlich des 80. Jahrestags des Überfalls auf die Sowjetunion geplant.