Hildesheim/Bückeburg (epd). Das katholische Bistum Hildesheim und der evangelische Catholica-Beauftragte Karl-Hinrich Manzke haben die Vatikan-Erklärung zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare begrüßt. Bischof Heiner Wilmer nannte es am Dienstag eine «richtungsweisende Entscheidung der vatikanischen Glaubensbehörde», dass homosexuelle Paare in der katholischen Kirche gesegnet werden dürfen. Der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Manzke, hält die Erklärung auch aus ökumenischer Sicht für «bemerkenswert und erfreulich». Reformkatholiken geht sie allerdings nicht weit genug.
Der Hildesheimer Bischof Wilmer sprach von einer guten Nachricht. «Es geht darum, die heutigen Lebenswirklichkeiten von gleichgeschlechtlichen Paaren zu würdigen, ohne damit das Sakrament der Ehe zwischen Mann und Frau infrage zu stellen.» Manzke sagte, die Erklärung aus dem Vatikan komme für Eingeweihte nicht überraschend. «Liegt sie doch auf der Linie dessen, was Papst Franziskus in seinem Pontifikat immer wieder betont hat, dass die katholische Kirche pastorale Lösungen suchen und finden muss für Menschen in einer besonderen Lebenssituation, die sich nicht den Regeln und der Lehre der katholischen Kirche einfügen.»
Das vatikanische Dikasterium für die Glaubenslehre hatte am Montag in Rom mit Billigung von Papst Franziskus die Erklärung «Fiducia supplicans» (deutsch: Das flehende Vertrauen) veröffentlicht. Ihr zufolge ist eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in der katholischen Kirche künftig möglich, sie wird vom Ehesakrament aber deutlich abgegrenzt. Paare in «irregulären Situationen und gleichgeschlechtliche Paare» könnten gesegnet werden, ohne deren Status offiziell gleichzusetzen mit der Ehe zwischen Mann und Frau.
Für das Bistum Hildesheim bedeute dies, dass Priester nun Paaren in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften das Angebot machen könnten, «ihre Liebe unter den Segen Gottes zu stellen», erläuterte Bistumssprecher Volker Bauerfeld. Dafür gebe es einen Bedarf, den er aber nicht beziffern könne. «Die bisherige Praxis fand in einer kirchenrechtlichen Grauzone statt», sagte Bauerfeld mit Blick auf katholische Priester in Deutschland, die bereits homosexuelle Paare gesegnet haben. «Deshalb ist es gut, dass es nun eine offizielle Öffnung für diese Segensmöglichkeit in der ganzen Weltkirche gibt.»
Die katholische Reformbewegung «Wir sind Kirche» nannte das Papier am Dienstag einen «kleinen Schritt in die richtige Richtung». Die Reforminitiative Maria 2.0 kritisierte, obwohl der Text eine überfällige Öffnung zeige, würden tiefergehende strukturelle Probleme und Diskriminierungen innerhalb der katholischen Kirche damit keineswegs angemessen behandelt. Die in dem Vatikan-Text unternommene Unterscheidung zwischen «Paaren in irregulären Situationen» und regulären Partnerschaften stelle weiterhin eine gravierende Form der Diskriminierung dar und widerspreche den Menschenrechten.