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Der Tod eines geliebten Menschen ist im Leben von Kindern und Erwachsenen eines der nachhaltigsten und prägendsten Ereignisse. Der Verlust stellt die eigene Weltsicht auf den Kopf, kostet Zeit und Kraft, weil er jeden Menschen mit den eigenen Grenzen konfrontiert. Ein Angebot mit fachlicher Begleitung kann dabei entlastend und hilfreich sein.
   
Erwachsene denken häufig, sie könnten ihren Kindern den Schmerz und die Schwere des Todes ersparen, indem sie den Fragen der Kinder ausweichen. Dadurch stehen Kinder ihren Gefühlen oft hilflos gegenüber und können die Emotionen und Erfahrungen nur schwer einordnen und verarbeiten. „Ihre Chancen, mit diesen Erfahrungen gut weiter leben zu können, hängen stark von der Begleitung im Trauerprozess ab. Für sie ist es deshalb wichtig, offen über ihre Gefühle und Eindrücke sprechen zu können und von Erwachsenen ehrliche Antworten auf ihre Fragen zu bekommen“, meint Rüdiger Schaarschmidt, Leiter der Ev. Familien-Bildungsstätte. „Die Kinder fühlen sich oft mit ihren Gefühlen alleine gelassen, weil die Erwachsenen mit sich und ihren eigenen Gefühlen beschäftigt sind.“ Außerdem wollen sie „ihren Eltern nicht noch zusätzlich Kummer bereiten“. Die Erfahrungen in der Familien-Bildungsstätte zeigen, dass Kinder und Jugendliche den Kontakt zu gleichaltrigen Betroffenen als sehr positiv empfinden.
   
Anders als bei Erwachsenen gibt es bei Kindern im Trauerprozess keine Gesprächstherapie. Kinder trauern direkter, nicht so reflektiert wie Erwachsene. Diese altersgerechte Art zu trauern wird in der Trauerbegleitung unterstützt durch Gespräche und besonders auch durch kreative Ausdrucksformen, bestimmte Aktionen und auch passende Spiele. Für die Kinder ist es dabei eine wichtige Hilfe zu wissen: Die anderen Kinder in der Gruppe haben auch jemanden verloren. Sie befinden sich in einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten. In der Schule oder anderswo kommen sie sich dagegen oft eher merkwürdig vor, denn der Verlust trifft nur sie und nicht die anderen. Die Trauerbegleitung bietet den Kindern verschiedene kreative Formen zur Bewältigung an. Dazu gehört auch das szenische Spiel mit entsprechenden Figuren: Einige dieser Figuren sind bereits vorhanden, andere werden mit den Kindern selbst „erschaffen“, damit die Trauerbewältigung möglichst dicht an den persönlichen Erfahrungen der einzelnen Kinder bleibt.
   
Erzählerisch oder spielerisch wird die alte und die neue Lebenssituation der Kinder beleuchtet, besprochen und bedacht. Dabei werden auch Strategien überlegt, wie die Kinder besser mit der Wucht der Trauer (sowohl der eigenen wie auch mit der der anderen Familienmitglieder) umgehen können. Darüber gibt es bei Bedarf Einzelgespräche mit Eltern bzw. einem Elternteil, den (Geschwister-)Kindern und Freunden der Familien.
   
Unter der Leitung der therapeutischen Figurenspielerin und Spiel- und Theaterpädagogin Silvia Zahn-Claus und von Pastor Rainer Claus treffen sich im Evangelischen Gemeindehaus in Heppens regelmäßig Kinder ab 6 Jahren, die einen Familienangehörigen, einen Freund oder eine Freundin verloren haben und in der Geborgenheit einer Gemeinschaft diese Erfahrungen verarbeiten wollen. „Manchmal tut es gut, einen Ort zu haben, der anders ist, als das alltägliche Umfeld, wo junge Menschen andere, ebenfalls vom Tod eines geliebten Menschen betroffene Kinder treffen können und neue Erfahrungen möglich sind, “ sagt Pastor Claus dazu. Bei dem Angebot werden Geschichten erzählt, Bilder gemalt und es wird mit weiteren Ausdrucksmöglichkeiten gearbeitet, um mit dem Verlust leben zu lernen.
   
Wenn Silvia Zahn-Claus von ihren Erfahrungen in der Trauerbegleitung der Kinder berichtet, dann sind das oft sehr berührende Geschichten. Treffpunkt für die Trauerbegleitung ist das Gemeindehaus Heppens in der Heppenser Straße 29 in Wilhelmshaven. Interessenten nehmen am besten vorab Kontakt mit Pastor Rainer Claus unter (04421) 30 35 34 auf. Die Teilnahme ist für Kinder und Angehörige kostenlos. Weitere Informationen bei der Ev. Familien-Bildungsstätte unter (04421) 32016 oder www.efb-friwhv.de.

Foto: EFB Wilhelmshaven
Foto: EFB Wilhelmshaven