Viele Bundesbürger hätten das 'beruhigende Gefühl, in einem sozialen Rechtsstaat zu leben, der in Fällen von Krankheit und Not solidarisch einspringt,' verloren, sagte der Synodalpräsident Heinz Heinsen jetzt vor der 46. Synode. Bereits rund ein Drittel aller Bürger lebten in materiell nicht mehr gesicherten Verhältnissen. Die Synodalen waren in der vergangenen Woche in Rastede zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen gekommen und hatten Heinsen mit überwältigender Mehrheit zu ihrem Präsidenten gewählt. Bereits die 45. Synode wurde von Heinsen geleitet.
Zuvor war bereits der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche, Peter Krug, in seiner Predigt in der Rasteder St.-Ulrichs-Kirche auf die Folgen wirtschaftlicher Globalisierung eingegangen. Diese Entwicklung habe 'mit ihren Risiken und Chancen den notwendigen Prozess zum fairen Ausgleich zwischen Spekulantentum und sozialem Absturz nicht gerade befördert', sagte Krug. Ein besonderes Ärgernis bestehe für ihn darin, 'dass arbeitswillige und leistungsfähige Menschen wieder zunehmend ihre Beschäftigung verlieren, weil die Gewinne in Konzernen und Gesellschaften nicht hoch genug erscheinen und daher Arbeitsplätze ohne Not vernichtet werden.' Das sei 'unter dem Liebesgebot Christi gnadenlos und unerträglich', so der Bischof.
Auch auf die bundesdeutsche Bildungsmisere, die kürzlich in der sogenannten Pisa-Studie deutlich wurde, ging Krug in seiner Predigt zum Auftakt der Synode ein. Die Studie 'stünde im schiefen Licht, wenn Bildung reduziert würde auf Lesen, Schreiben und Rechnen,' meinte der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche. Zur ganzheitlichen Bildung des Menschen gehöre das Suchen nach Freiheit und die Bereitschaft zur Verantwortung grundlegend dazu. Gerade der protestantische Zweig des Christentums habe mit Luther die Freiheit eines Christenmenschen herausgearbeitet, der 'sich aber in den Grundwerten der Gottes- und der Nächstenliebe gebunden und gehalten weiß'.