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Bückeburg (epd). Der Bückeburger Landesbischof Jürgen Johannesdotter (66) ist am Sonnabend in einem Festgottesdienst in den Ruhestand verabschiedet worden. Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Johannes Friedrich, würdigte die Verdienste Johannesdotters für die evangelische Kirche und die Ökumene. Er habe Johannesdotter als profilierten lutherischen Theologen erlebt, sagte Friedrich in der Stadtkirche vor mehreren hundert Menschen. Dabei sei der scheidende Bischof nie abgehoben gewesen, weil seine Gemeindeerfahrungen ihn basisnah geprägt hätten.

Der bayerische Landesbischof erinnerte daran, dass Johannesdotter in den vergangenen sieben Jahren für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) Ko-Vorsitzender der «Meißen-Kommission» war, die sich um die Beziehungen zur Kirche von England kümmert. Außerdem habe er als EKD-Beauftragter die Verbindungen zu den Kommunitäten gehalten, die einen wichtigen Lebensbereich neben den Gemeinden darstellten. Sein Engagement als Vorsitzender der Lutherischen Seemannsmission habe die Weltsicht Johannesdotters «realistisch» gehalten.

Johannesdotter leitete die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe an der Grenze von Niedersachsen zu Westfalen seit 2001. Sie ist mit rund 61.000 Mitgliedern in 22 Gemeinden die zweitkleinste evangelische Landeskirche in Deutschland. Sein Nachfolger wird der Auricher Superintendent Karl Hinrich Manzke (51).
Er wird seinen Dienst in Bückeburg Mitte Dezember antreten und am 9. Januar 2010 offiziell eingeführt.

Die niedersächsische Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU) bescheinigte Johannesdotter «ein wahrhaftiges Interesse an seinen Mitmenschen ohne voyeuristische Neugier». Für andere Menschen, Partei zu ergreifen, sei eine Grundhaltung des gebürtigen Bramschers, der neben Theologie auch Soziologie studiert habe und seit 1958 Mitglied der IG Metall ist. Als erster Theologiestudent habe er ein Stipendium der gewerkschaftlichen «Stiftung Mitbestimmung», der heutigen Hans-Böckler-Stiftung, erhalten.

Der katholische Bischof Norbert Trelle (Hildesheim) sagte, er habe Johannesdotter stets als einen Gesprächspartner erlebt, der seine lutherischen Positionen mit Überzeugung und Verbindlichkeit einbringe. Die ökumenische Verbundenheit liege dem Lutheraner am Herzen. Trelle rief dazu auf, die Gespräche zwischen Katholiken und Protestanten fortzuführen. Dies setze jedoch einen pfleglichen Umgang untereinander und miteinander voraus.

Auch der ehemalige hannoversche Landesbischof und jetzige Abt zu Loccum, Horst Hirschler, wies auf die besonderen menschlichen Qualitäten Johannesdotters hin. Er habe immer wieder bewiesen, dass er «außerordentlich aufmerksam und zuhörbereit auf Menschen zugeht, ganz gleich, ob sie Christen oder Nicht-Christen sind, ob sie hohes gesellschaftliches Ansehen oder keines haben».

Johannesdotter wurde 1943 geboren und wuchs in einer Arbeiterfamilie auf. Unter anderem war er Pastor im ostfriesischen Bingum bei Leer, Leiter des Predigerseminars im Kloster Loccum und Landessuperintendent des Sprengels Stade der hannoverschen Landeskirche. 1999 kandidierte er für das Bischofsamt in Hannover, unterlag aber knapp der jetzigen Amtsinhaberin Margot Käßmann. Er ist verheiratet und hat fünf Söhne.