Angesichts des zunehmenden Populismus in der Gesellschaft sieht der Oldenburger Bischof Jan Janssen die Kirche wieder neu gefragt. «Die Kirche besteht nicht in einem unpolitischen Raum auf einer Insel der Glückseligen», sagte der evangelische Theologe im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Vielmehr sei es eine Aufgabe der Kirche, zum demokratischen Bewusstsein in der Gesellschaft beizutragen. Das beginne im Konfirmandenunterricht und reiche bis weit in die Erwachsenenbildung.
«Es geht darum, die Menschen zu befähigen, sich zu orientieren und zu beteiligen.»
Die Bibel sei voll von Geschichten und Geboten, die sich mit der Frage beschäftigten, wie Menschen in einer Gesellschaft friedlich zusammenleben können. Was eine christliche Haltung bewirken könne, sei nicht zuletzt in der friedlichen Revolution in der damaligen DDR mit all ihren Folgen bis in die Gegenwart hinein zu beobachten. Das gelte auch für die Rolle und das Ansehen, das Deutschland heute in Europa genieße, unterstrich Janssen.
Mit Blick auf die Bundestagswahl im kommenden Jahr warb Janssen um die Aufmerksamkeit der Menschen. Wichtig sei es, sich informiert zu beteiligen. Sich aus gesellschaftlichen Diskussionen einfach herauszuhalten nach dem Motto «die da oben - wir hier unten», sei nicht die Sache von Christen.
Die Kirche lebe dadurch, dass Menschen ihren christlichen Glauben im Alltag lebten. «Wer sich für das Evangelium engagiert, ist auch politisch, weil es immer um das Zusammenleben von Menschen geht.» Das präge die Erziehung der eigenen Kinder oder zeige sich im Verhalten gegenüber der Schöpfung und in zivilgesellschaftlichen Prozessen, sagte Janssen. Auch das große Engagement gegenüber den Flüchtlingen in den Gemeinden spiegele solche christlichen Biografien. «Und genau so wird Kirche in der Gesellschaft auch wahrgenommen, durch engagierte Menschen.»
epd/Jörg Nielsen