Die Präsidentin der 48. Synode der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, Sabine Blütchen, hat heute, 23. November, die Synodalen darüber informiert, dass sich Bischof Jan Janssen entschieden habe, „nach gut neun Jahren in diesem anspruchsvollen und fordernden Leitungsamt die damit verbundene Verantwortung abzugeben.“ Am Mittwoch, 22. November, habe Bischof Jan Janssen gemäß § 19 Bischofsgesetz gegenüber der Synodenpräsidentin „seinen Verzicht auf das Bischofsamt erklärt, da er die Verantwortung für die Weiterführung des Amtes nicht mehr tragen zu können glaubt.“ Diese Erklärung entspreche den Anforderungen des Gesetzes, sei unwiderruflich und sofort in Kraft getreten.
Die achte Tagung der 48. Synode der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg findet vom 23. bis 25. November im Evangelischen Bildungshaus Rastede statt.
Weiter informierte Synodenpräsidentin Blütchen über die vorangegangenen Überlegungen. So habe Bischof Janssen den Gemeinsamen Kirchenausschuss in einer Sitzung am 2. November über seine Überlegungen in Kenntnis gesetzt, aus dem Bischofsamt in naher Zukunft wieder in ein Pfarramt zu wechseln. Nach eingehender Vorbereitung habe der Gemeinsame Kirchenausschuss auf einer Sondersitzung am Donnerstagmorgen, 23. November, in enger Abstimmung mit Bischof Janssen die erforderlichen Regelungen für eine geordnete Übergabe der Amtsgeschäfte getroffen.
Gemeinsam mit dem Oberkirchenrat habe der Gemeinsame Kirchenausschuss Pfarrer Jan Janssen ab dem Zeitpunkt seines Verzichts auf das Bischofsamt mit der Vertretung dieses Amtes zunächst bis zum 31. Januar 2018 beauftragt. Pfarrer Janssen hatte sich vorab zur Übernahme der Vertretung bereit erklärt. Mit diesem Beschluss des Gemeinsamen Kirchenausschusses solle der reibungslose Übergang in eine dann weitere Vertretungsphase gewährleistet werden, bis eine Nachfolge für das Bischofsamt gefunden sei, so Blütchen.
Persönliche Erklärung von Pfarrer Jan Janssen
In einer persönlichen Erklärung vor der Synode der oldenburgischen Kirche hat Pfarrer Jan Janssen heute Vormittag, 23. November, die Hintergründe seiner Entscheidung für den Verzicht auf das Bischofsamt und für den Wechsel ins Pfarramt mitgeteilt.
Nicht zuletzt im Jahr des Reformationsjubiläums sei der ständige Erneuerungsprozess der Kirche deutlich geworden – das gelte inhaltlich, strukturell und auch persönlich, so Janssen. Diesem wichtigen Anliegen stetiger Erneuerung habe er sich seit 2008 gerne gestellt und inzwischen über neun Jahre lang das geistliche Leitungsamt mit großer Freude und Hingabe ausgefüllt.
Janssen führte weiter aus: „Angesichts der gesellschaftlichen Veränderungen und deren Auswirkungen auf unsere Kirche gehört zu den Gedanken über stete Erneuerungsprozesse auch die Überlegung, ob ein lebenslanges Amt den Herausforderungen weiterhin angemessen ist und ob ein solches in seiner weitgreifenden Verantwortung und Bürde bis zu Ende ausgefüllt werden kann. Dagegen kann von Zeit zu Zeit ein Wechsel zu neuen Kräften und Ideen für unsere Kirche nach vorn weisen – so wie es auch andere Kirchen vorsehen. Bitte verstehen Sie meinen Schritt auch als ein Signal in diese Richtung.“
Er sei Pastor, so Janssen, und auf dieser Basis habe er auch das Bischofsamt fruchtbar gemacht. „Gott sei Dank – mit aller Kraft durfte ich an dieser Stelle für unsere Kirche arbeiten. Darin habe ich stets versucht, dem in mich gesetzten Vertrauen gerecht zu werden.“ Zudem sei er in seinem Nebenamt für die EKD im Horizont von Ökumene und Mission tätig gewesen, was ihm nun seinen persönlichen Weg weise. Nach über neunjähriger kirchenleitender Tätigkeit als Bischof gehe es für ihn im 55. Lebensjahr nach sorgfältiger Abwägung „um einen Neuanfang im Pfarrdienst, auf Gemeindeebene, in Verkündigung und Seelsorge an der Basis vor Ort.“
Janssen kündigte an, dass er sich in einem Bewerbungsverfahren für eine Pfarrstelle außerhalb des Oldenburger Landes befinde. Da aber letzte Entscheidungen noch ausstünden, bat Janssen um Verständnis, keine weiteren Auskünfte geben zu können.
Janssen dankte dem Gemeinsamen Kirchenausschuss für das Vertrauen, ihn mit der kommissarischen Vertretung des Bischofsamtes zu beauftragen. Er wolle die Amtsgeschäfte gerne geordnet weiterführen, bis diese im ersten Quartal 2018 in andere Hände übergehen könnten. Dann folge für ihn eine Übergangszeit als Pfarrer, bevor er den neuen Dienst aufnehmen könne.
Janssen betonte: „Ich habe den Dienst im Bischofsamt gern, mit viel Freude und mit aller Kraft gestaltet. Sie wissen, dass mir Land und Leute in Oldenburg und umzu sehr am Herzen liegen. Und doch bitte ich für meine persönliche Entscheidung zu einem erneuten Dienst im Pfarramt um Ihr Verständnis.“
Seit 2008 im Bischofsamt
Der im April 1963 in Bad Bevensen geborene Pfarrer Jan Janssen war 2008 zum Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg gewählt und am 29. September 2008 ins Bischofsamt in der Oldenburger Lamberti-Kirche eingeführt worden. Von 2002 bis 2008 war er Kirchentagspastor des Deutschen Evangelischen Kirchentags. Als Gemeindepastor arbeitete er in Wiefelstede (1994 bis 1996) und in der Christus- und Garnisonkirche in Wilhelmshaven (1997 bis 2002).
Sondersynode Anfang 2018 geplant
Um die nun anstehenden strategisch wichtigen Fragen in Ruhe und vorbereitet bedenken zu können, habe der Gemeinsame Kirchenausschuss die Präsidentin der Synode aufgefordert, zu Beginn des Jahres 2018 (Januar/Februar) eine außerordentliche Tagung der Synode einzuberufen, erklärte Synodenpräsidentin Blütchen weiter. Das Datum der Sitzung soll noch während der 8. Tagung der 48. Synode abgestimmt werden.