Er habe den Eindruck, so Janssen, dass die Angebote der Gefängnisseelsorge in der JVA Oldenburg intensiv angenommen würden. Das habe sich insbesondere im vertrauensvollen Umgang gezeigt. In den Gesprächen hätten vor allem die Inhaftierten deutlich gemacht, dass sie die Arbeit Gefängnisseelsorge als Beitrag zur Klärung und des Vertrauens sehen. Begleitet wurde Janssen von der Evangelischen Seelsorgerin in der Justizvollzugsanstalt Oldenburg, Pastorin Angelika Menz.
Während seines Besuches traf Janssen zunächst zu einem Gespräch mit Mitarbeitenden der Justizvollzugsanstalt zusammen, an dem auch der Leiter der Justizvollzugsanstalt Oldenburg, Gerd Koop, teilnahm. Die Mitarbeitenden berichteten aus ihren Arbeitsbereichen und stellten die Konzeption der JVA vor. Im Anschluss folgte eine Führung durch die mit rund 300 Inhaftierten größten JVA Niedersachsens. Die klare konzeptionelle Gestaltung der Einrichtung und ihrer Arbeitsbereiche, zu denen Werkstätten, Sportbereiche, Kreativwerkstatt und auch ein Obstgarten gehören, habe er als sehr überzeugend wahrgenommen, so Janssen. Aufgefallen sei ihm, dass auf den Gängen der JVA sehr viele Kunstobjekte ausgestellt seien.
Nach eigenen Angaben verfolgt die JVA Oldenburg das Konzept, den Vollzug so zu gestalten, dass bei allen Vorschriften und den damit gegebenen Einschränkungen gleichermaßen für Bedienstete wie auch für Inhaftierte auf ein korrekter, menschenwürdiger und gewaltfreier Umgang möglich wird. So erhalten Inhaftierte mit Beginn der Haftzeit Vergünstigungen (lange Aufschlusszeiten, erhöhte Besuchszeit, Möglichkeit zur Nutzung von Küche, Waschmaschine und Trockner auf den Stationen u.a.), wofür jedoch ein regelkonformes und angemessenes Verhalten erwartet wird. (Nähere Informationen unter: www.jva-oldenburg.de)
In einer Andacht mit einer Gruppe von Inhaftierten in der Kapelle der JVA ging Bischof Janssen auf die zahlreichen Episoden ein, in denen Gefangennahme, Gefangenschaft und Gefängnisaufenthalt in der biblischen Apostelgeschichte thematisiert werden und übertrug die dort zu findenden Glaubenszeugnisse der ersten Christinnen und Christen auf die Situation der heute Inhaftierten. Janssen ermutigte die Inhaftierten und wünschte Ihnen Hoffnungsschimmer, die zum Frieden führen.
Er könne erkennen, dass sich Menschen auch hier von Gottvertrauen getragen fühlen, dass sie hier helle, warme Momente, ja, Geistesblitze erleben, die ihnen Hoffnung machen, so Bischof Janssen. Jesus kenne das Leben der Menschen und habe auch die Angst, das Alleinsein und die Finsternis durchlitten. Da ist das Gebet zu einem, der mein Herz kennt. Ein mal stärkeres, mal schwächeres, mal lauteres, mal leiseres Reden mit Gott voll Vertrauen, weil er geduldig und tröstlich zuhört.
Im Anschluss hatten die rund 20 Inhaftierten die Möglichkeit, mit Bischof Janssen ins Gespräch zu kommen. Die teilweise sehr persönlichen Gespräche hätten einen deutlichen Charakter von Glaubensfragen gehabt, so Janssen. Beispielsweise sei zur Sprache gekommen, wodurch Menschen Vergebung erlangen oder die Frage, was Menschen in einer leistungsorientierten Gesellschaft trägt, was Menschen nach der Entlassung aus der Haft trägt.
Den Besuch von Bischof Janssen in der JVA Oldenburg bewertete Gefängnisseelsorgerin Angelika Menz als ein klares Bekenntnis, den Justizvollzug als eine gesellschaftliche Realität nicht aus dem kirchlichen Blick zu verlieren. Der Besuch ist auch eine Wertschätzung für die Arbeit der Menschen, die sich jeden Tag an ihrem Arbeitsplatz dieser Realität aussetzen und mit großem Engagement diesen wichtigen und notwendigen Dienst für die Gesellschaft tun, so Menz. Solch eine interessierte Anteilnahme ist für Inhaftierte wie auch für Bedienstete im Justizvollzug ein wichtiges Zeichen.
Zum Abschluss interviewten Vertreter der anstaltsinternen Medien der Gefangenenzeitung tr§tzdem und dem internen Fernsehkanal gitternet den Oldenburger Bischof.