Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der katholischen Forumskirche St. Peter in Oldenburg haben am Sonntagabend, 2. Dezember, Bischof Thomas Adomeit und Weihbischof Wilfried Theising den Advent und damit das neue Kirchenjahr eröffnet. Seit 2009 gibt es dieses gemeinsame Zeichen für das ökumenische Miteinander der beiden Kirchen in der Nordwest-Region.
„Ökumene ist in Deutschland inzwischen für viele Gläubige eine Selbstverständlichkeit. Was aber den wenigsten bewusst ist, ist die Tatsache, dass sie 1966 im Oldenburger Land ihren Anfang genommen hat“, sagte Weihbischof Theising in seiner Begrüßung. Die hier geführten Gespräche zwischen der evangelisch-lutherischen und der katholischen Kirche hätten in den Folgejahren viele wichtige Impulse für ganz Deutschland gesetzt, erläuterte er. Diese guten geschwisterlichen Kontakte hätten seitdem immer Bestand gehabt und seien von allen Bischöfen vorangetrieben worden.
Zum zehnten Mal wird laut Theising dieser Anlass abwechselnd in einer evangelischen und einer katholischen Kirche gefeiert. Und immer predige in der evangelischen Kirche der katholische Bischof und in der katholischen Kirche der evangelische Bischof. „Ich freue mich sehr, dass ich die heutige Eröffnung erstmals mit Bischof Thomas Adomeit feiern kann. Und ich bin mir sicher, dass auch wir die Ökumene im Oldenburger Land gut weiterführen werden“, schloss Theising.
„Haben wir wirklich Grund zum Jubel, wie es eben im Evangelium getan wurde“, fragte Bischof Thomas Adomeit in seiner Predigt. Die Probleme für die Landwirtschaft aufgrund der Trockenheit, die Polarisierung in der Gesellschaft, die Schere zwischen arm und reich, Hunger, Kriege und Vertreibung oder sexualisierte Gewalt auch in den Kirchen machten ihn traurig und betroffen. Für Freude und Lobgesang sei da wenig Platz. Aber die bevorstehende Ankunft des Herrn mache im Advent Freude.
Dass Gott Mensch geworden sei, heiße aber nicht, dass der Mensch Gott geworden sei, betonte Adomeit. Klar sprach er sich am Beispiel der kürzlich in China geborenen Retortenbabys Nana und Lulu gegen Eingriffe in die menschliche Natur aus. Wer wenig Gottesfurcht habe, denke vielleicht, selbst Gott spielen zu können. „Was für eine extreme Form des Hochmuts“, beklagte Adomeit. „Anstatt zu denken, wir wären Gott, lasst uns erst mal menschlich sein“, forderte er.
Es gebe viel zu tun – das Eintreten gegen Armut und Hunger oder für Frieden und für Gerechtigkeit. „Dafür ist Gott auf die Erde gekommen, damit wir Menschen sein können.“ In dieser Erwartung dürften die Menschen fröhlich sein. Jesus habe seine Jünger immer zu zweit losgeschickt. „Wie gut, dass wir unsere evangelischen und katholischen Kräfte bündeln. Gemeinsam tragen wir die Botschaft in unsere Städte, in unsere Region, in die Welt.“ Jesus Christus werde in unseren Kirchen und unserer Gesellschaft dringend gebraucht, schloss Bischof Adomeit seine Predigt.
Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes übernahm die Choralschola der Forumskirche. Die Orgel spielte Manuel Uhing. Im Anschluss an den Gottesdienst waren alle Gläubigen zu einem Empfang in das Forum St. Peter eingeladen.
Bisher fand die ökumenische Eröffnung des Kirchenjahres in folgenden Kirchen statt:
2009: evangelische Schlosskirche in Varel
2010: katholische Kirche St. Gorgonius in Goldenstedt
2011: evangelische Kirche St.-Johannes in Bad Zwischenahn
2012: katholische Kirche St. Johannes Baptist in Molbergen
2013: evangelische Kirche St.-Bartholomäus in Golzwarden
2014: katholische Kirche St. Catharina in Dinklage
2015: evangelische Kirche St.-Laurentius in Hasbergen
2016: katholische Kirche St. Vitus in Löningen
2017: evangelische Kirche zum guten Hirten in Damme
2018: katholische Kirche St. Peter in Oldenburg
Ein Beitrag von Dr. Ludger Heuer, Bischöflich Münstersches Offizialat.