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Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Jan Janssen, und der katholische Vechtaer Offizial und Weihbischof des Bistums Münster, Heinrich Timmerevers, haben gemeinsam in ökumenischer Verbundenheit am 1. Adventssonntag, 27. November, in der evangelischen St.-Johannes-Kirche in Bad Zwischenahn das dann beginnende neue Kirchenjahr eröffnet.

Diese neue Tradition für Christinnen und Christen des Oldenburger Landes wurde vor zwei Jahren in der Vareler Schlosskirche begründet, um ein Zeichen für das ökumenische Miteinander der beiden Kirchen in der Nordwest-Region zu setzen. Im vergangenen Jahr fand der gemeinsame Gottesdienst in der katholischen Pfarrkirche St. Gorgonius, Goldenstedt (Landkreis Vechta), statt.

In seiner Predigt rief der Oldenburger Bischof Jan Janssen dazu auf, Christinnen und Christen beider Konfessionen zusammenzuzählen. „Schon wären wir mehr, auch in Bad Zwischenahn!“, so der Oldenburger Bischof. „Die Frage nach den Zahlen aber, deren Qualität uns so enttäuscht, stellen wir viel zu sehr gegeneinander!“ Er regte an: „Zählen Sie jede und jeden mit, nehmen Sie jeden noch so wenig sichtbaren Weihnachtschristen ernst! Mit jeder Handvoll zunächst verzagter Leute, die den nasskalten Weg in unsere Kirchen finden, geht die Geschichte Gottes weiter, weil er Einzug hält!“

Weihbischof Timmerevers betonte in seiner Begrüßung, dass sich Kirche mit lebendigen Steinen präsentiere und immer wieder neu aufgebaut werde. Gemeinsam wendeten sich evangelische und katholische Christinnen und Christen an den Herrn mit der Bitte „Maranatha – Komm, Herr Jesus“, wie es im letzten Buch der Offenbarung des Johannes stehe.

Heute könnten Menschen oftmals nicht mehr warten, so Timmerevers, und seien dennoch mehr auf der Suche als früher. Sie suchten wie wild nach Sinn, mitunter esoterisch, stressig, viele suchten nach dem ultimativen Kick. Kirche und Glauben blieben dabei of außen vor. Aber diese Suche entpuppe sich als ziel- und heillos. „Christus suchen und auf Ihn warten, ist zielgerichtet auf Gott hin“, so der Weihbischof. Gott verstecke sich nicht, er zeige und offenbare sich und lasse sich sehen und in Jesus Christus berühren. Gott sei für die Menschen da.

In seiner Auslegung des Predigttextes zum 1. Advent zu Jesu Einzug in Jerusalem aus dem Matthäus-Evangelium (Mt 21,1-9) betonte Janssen, dass bei Christinnen und Christen der andere, der „sanftmütige König“ eingezogen sei. „Wir dürfen sogar stolz sein auf diesen König, der ganz andere, freundliche, menschlichere Machtinsignien nutzt als die in der Welt üblichen.“

Mit Blick auf den „wunderbaren ökumenischen Beitrag“ von Christinnen und Christen in der ehemaligen DDR zu den Veränderungen im Herbst 1989 erklärte Janssen, dass es schade sei, dass gleich wieder moniert wurde, die Kirchen seien danach bald wieder so leer gewesen. „Doch ich möchte unsere ganze Gesellschaft fragen: wo sind sie geblieben, die Massen auf den Straßen? Der Jubel über die friedliche Erwärmung der kalten Kriegstage? Der demokratische Aufbruch, die Lust an der Aufdeckung politischen Machtmissbrauchs, das breite Interesse, Gesellschaft zu gestalten?“

Hierzu gehöre auch die Frage, ob die wenigen Mahner mit den Kerzen gegen den Rechtsextremismus mitgezählt werden könnten oder die wenigen occupy-Demonstranten, die vielleicht doch nicht nur zu belächeln seien, wie es viele Medien täten.

Auch die Frage sei berechtigt, wo sie geblieben seien, die Menschen in den Kirchen, betonte Janssen. Doch es seien gerade einzelne Christinnen und Christen gewesen, die sich ein Herz fassten, mutig vorangingen und ihr Gesicht hingehalten haben.

Kreispfarrer Lars Dede, der diesen besonderen Gottesdienst liturgisch gemeinsam mit der Zwischenahner Kantorei gestaltete, hatte im Vorfeld betonte, er freue sich, dass in diesem Jahr das Ammerland als Ort für dieses Ereignis ausgewählt wurde. Der Gottesdienst fand unter Mitwirkung der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in Bad Zwischenahn unter der Leitung von Pfarrer Rainer Theuerkauff und Pater Wilhelm Landwehr statt.

 

Hier finden Sie den <media 9227>vollen Wortlaut der Predigt</media> von Bischof Jan Janssen am 1. Advent, 27. November 2011 in Bad Zwischenahn.

 

Gemeinsame Eröffnung des neuen Kirchenjahres in der Zwichenahner St.-Johannes-Kirche. Fotos: ELKiO/D.-M. Grötzsch
St.-Johannes-Kirche in Bad Zwichenahn
Der Gottesdienst fand unter Mitwirkung der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in Bad Zwischenahn unter der Leitung von Pfarrer Rainer Theuerkauff (Mitte) und Pater Wilhelm Landwehr (li.) statt.
(von li. nach re.): Kreispfarrer Lars Dede, der katholische Vechtaer Offizial und Weihbischof des Bistums Münster, Heinrich Timmerevers, und der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Jan Janssen.
Der Oldenburger Bischof Jan Janssen predigte zu Jesu Einzug in Jerusalem aus dem Matthäus-Evangelium (Mt 21,1-9).
Weihbischof Heinrich Timmerevers
Bischof Jan Janssen
Weihbischof Heinrich Timmerevers
Der Altar der St.-Johannes-Kirche in Bad Zwichenahn
Orgel der St.-Johannes-Kirche