„Eine sichere Bindungsentwicklung und das damit verbundene Urvertrauen wirken für ein Kind wie ein großer Schatz auf seiner Reise durch das Leben.“ Dieser Leitgedanke des Kinder- und Jugendpsychotherapeuten Karl Heinz Brisch zog sich wie ein roter Faden durch den 3. Pädagogischen Fachtag, der jetzt gemeinsam von der Ev. Familien-Bildungsstätte und dem Familien-und Kinderservicebüro Wilhelmshaven angeboten wurde.
Zur Einführung wies die Fachbereichsleiterin Nicola Jacobi von der Ev. Familien-Bildungsstätte darauf hin, dass Menschen heute durch soziale Netzwerke ständig in Verbindung sind. „Doch Verbindungen, die uns Halt geben und uns auch in schwierigen Zeiten des Lebens tragen, müssen frühzeitig entwickelt und gepflegt werden. Liebevolle Begegnungen sind die Wurzeln, mit denen sich Kinder fest im Erdreich verankern und ihre Nährstoffe aufnehmen. Zusammen mit Ilona Margowski-Möhlmann vom Wilhelmshavener Familien-und Kinderservicebüro konnte Nicola Jacobi Fachkräfte aus den Familienzentren, Kindertagesstätten der Kindertagespflege und anderen Einrichtungen bei dem Fachtag begrüßen. Anschließend trafen sich die knapp 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer den ganzen Tag über in vier thematischen Workshops.
Dabei ging es mit der systemischen Familientherapeutin Sabrina Blank um die Förderung einer sicheren Bindung zwischen Eltern und Kind und ihre Folgen. Feinfühligkeit in der Erziehung war hier das Stichwort, für viele eine ständige pädagogische Herausforderung angesichts von Wut und Trotz.
Der Workshop „Systemische Fallbesprechungen im pädagogischen Alltag“ ging in besonderem Maße auf die Erfahrungen mit Kindern mit herausforderndem Verhalten und die Konsequenzen für eine positive Pädagogik ein. Dabei geht die systemische Sichtweise davon aus, dass sich pädagogisches Verhalten und auch das der Kinder immer den Erwartungen und Erfordernissen des momentanen Systems anpassen, also der Herkunftsfamilie, der Kindergartengruppe, der Schulklasse und der sonstigen Bezugsgruppen. Die systemische Beraterin Ingrid Klebingat zeigte dabei Eindrücke und Sichtweisen auf, die hilfreich sein können, um dem besonderen Verhalten einzelner Kinder annehmend gegenüber zu treten und die Eltern-Kind Bindung positiv zu fördern.
Die Yoga-Ausbilderin Karin Carstens zeigte in ihrem Workshop auf, wie Kinder im Yoga lernen, ein Gleichgewicht zu finden, das ihr Körpergefühl, ihre emotionale Einstellung zum Gegenüber und die Wahrnehmung des eigenen Selbst mit einschließt. So fördert ein achtsamer Umgang mit sich selbst auch den respektvollen Umgang mit anderen.
Wie Kinder psychisch kranker Eltern unterstützt und begleitet werden können, zeigte Dr. Katharina Schmidt, Oberärztin an der Karl-Jaspers-Klinik in Bad Zwischenahn. Denn diese Kinder sind oft extrem belastet. Ziel war es, den Fachkräften Anregungen für die positive Gestaltung des pädagogischen Alltags mit diesen Kindern zu geben.
Konsens in allen Workshops war, dass eine gute Bindung nicht nur die entscheidende Starthilfe ins Leben für Kinder ist, sondern gute Verbindungen zwischen zwei und mehreren Menschen bis ins hohe Alter hinein die menschliche Kraftquelle schlechthin sind.
Neben der inhaltlichen Arbeit bestand ausreichend Gelegenheit zum fachlichen Austausch mit Fachkräften aus den unterschiedlichen pädagogischen Arbeitsfeldern. Der 4. Pädagogische Fachtag von Ev. Familien-Bildungsstätte und Familien-und Kinderservicebüro Wilhelmshaven findet im Herbst 2018 statt.