Der Oldenburger Bischof Jan Janssen hat am Heiligen Abend dazu aufgerufen, der Gewalt zu widerstehen und ihr beharrliche Hoffnung entgegenzusetzen. Die Weihnachtsgottesdienste seien Orte der Friedenshoffnung und der Sehnsucht. „Gemeinsam sehnen wir uns, suchen nach Orten des Lebens, nach Stätten des Gebets, Plätzen für Begegnung, Räumen für Verständigung – und nach Orten mit Liebesgeschichten, so Bischof Janssen in seiner Weihnachtspredigt in der Christnacht in der Oldenburger St. Lamberti-Kirche. Dass die Menschen in die Weihnachtsgottesdienste gekommen seien, setze ein Zeichen des Friedens an diesen Orten, das ausstrahle in die weite Welt.
Mit Blick auf den Terroranschlag am Montagabend in Berlin sagte Bischof Janssen in seiner Predigt (zu Lukas 2,4+15 [Luther 2017]), „Winnenden. Paris. Charleston. München. Nizza. Und nun: Berlin. Dort und anderswo auf der Welt werden aus Städtenamen Schreckensorte. Zumindest für gewisse Zeit gehört dann zu ihrem Namen ein bestimmtes Ereignis von Tod, von Terror, von Trauer. Schon den Ortsnamen zu erwähnen, heißt Bilder auszulösen, lässt verstummen, ernstwerden, seufzen, gemeinsam still gedenken. Was aber setzen wir entgegen? Wir können diese Art von Identifikation doch nicht zulassen. Dann hätten jene Gewalttäter auch uns noch immer im Griff.“
In seiner Predigt ging Bischof Janssen auf die Geburt Jesu in Bethlehem und die sich anschließende Flucht seiner Familie ein und betonte: „das alles ist Bethlehem: Liebesgeschichte, Herbergsgeschichte, Migrationsgeschichte, Hirtengeschichte, Hoffnungsgeschichte“. Bethlehem sei sowohl der Geburtsort, wo Gott Mensch geworden sei, eine Lebensstation in allem Unterwegssein, wo Gott Herberge all denen biete, die auf dieser Welt keine hätten. Bethlehem ist laut Janssen aber auch ein „Weideplatz für Kraft und Orientierung“, ein „Treffpunkt der Völker über Grenzen hinweg“, wo Gott Menschen einander als Menschen begegnen lasse.
Für Bischof Janssen ist Bethlehem „ein Widerstandsnest für das Leben!“ Bethlehem stehe „für die Orte des Lebens, wo allem Volk große Freude widerfahren wird, für die Orte auf der Welt, wo Menschen lernen, was die Weihnachtsbotschaft sagt: Der Gesang dort oben ‚Ehre sei Gott in der Höhe‘ soll befreien zu einem Geschehen hier unten: ‚Frieden auf Erden‘(Lukas 2,10.14)!“
Janssen rief dazu auf, sich von Bethlehem inspirieren zu lassen, den Blick auf alle Orte zu lenken, „wo Menschen geboren werden und das Licht der Welt erblicken. Bethlehem ist so auch in Berlin, in Beirut und in Bujumbura! Allesamt Orte der Menschwerdung und der Menschenwürde, wo wir sagen: Hier und dort will Gott Leben schenken, hier berühren sich Himmel und Erde. Hier und dort will Gott uns neu begegnen, treu behüten, zum Frieden führen. Woher wir auch kommen, wo wir gerade leben, wohin immer wir gehen: begrüßen wir mit Freuden das neugeborene Menschenkind!“
Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Capella St. Lamberti und Tobias Götting (Leitung und Orgel).
Hier finden Sie den vollen Wortlaut der Weihnachtspredigt von Bischof Jan Janssen im Format PDF.