In seiner Predigt am Pfingstmontag in der Oldenburger St. Lamberti Kirche forderte Bischof Thomas Adomeit die christlichen Gemeinden auf, sich mehr für den Zusammenhalt der Menschen einzusetzen. Sie mögen beispielgebend für eine Gesellschaft sein, „die nicht zerfällt, sondern in der Vertrauen wachsen kann; in der Solidarität nicht nur gefordert, sondern auch gegeben und gelebt wird; in der Starke und Schwache ihre Gaben einbringen werden.“ Dazu möge Gott die Gewissheit durch seinen Pfingstgeist schenken.
Pfingsten sei, so Adomeit nicht nur das Fest, das Menschen aller Sprachen und Kulturen im Glauben miteinander verbindet. Es sei auch das Fest, das uns als Gemeinde Jesu Christi in die Nachfolge rufe, mit allen unseren unterschiedlichen Begabungen und Fähigkeiten.
Dennoch sei in der heutigen Welt trotz der unglaublich viele Begabungen so wenig von dem einigenden Geist erkennbar, klagte Adomeit. „In Jerusalem wurde damals der Geist zu Pfingsten ausgeteilt. Wenn ich heute nach Jerusalem schaue, werde ich traurig. Für die Waffenruhe in Israel, Gaza und Westjordanland bin ich dankbar. Aber schon wieder haben zu viele Menschen den Stillstand in diesem Konflikt mit ihrem Leben bezahlt. Und ein Frieden ist nicht in Sicht.“
Auch im Miteinander, habe er nicht den Eindruck, dass „wir mehr in einem Geist unterwegs sind als vorher“. Vielmehr sei die Welt kleinteiliger geworden, in der immer mehr Gruppierungen auf die je eigenen Belange und Befindlichkeiten achteten. Die Sorge um das Miteinander trete in den Hintergrund. So werde das Impfen „nicht mehr als Chance verstanden, die tödliche Gefahr des Virus zu bannen und uns dann als Gesellschaft wieder zusammenzubringen, sondern das Impfen werde als die Erlaubnis verstanden, wieder die eigenen Bedürfnisse zu stillen.“
Auch die Kirche war in der Zeit der Pandemie nicht frei von Fehlern, räumte Bischof Adomeit ein. Aber er stelle sich schon die Frage, „was ist das Gemeinsame, der gemeinsame Geist, der gemeinsame Wert, der uns zusammenhält, der uns als Kirche, die Teil dieser Gesellschaft ist, bewegt – so dass wir die Menschen erreichen und unter dem Wort Gottes im Glauben verbinden können und nicht zum Auseinanderdriften beitragen.“
Es möge dabei helfen, dass der Geist Gottes auch als Tröster zu Pfingsten in die Welt gekommen sei, hob Adomeit hervor. Der Geist Gottes begründe die Kirche. Sie könne nicht von Menschen gerettet werden. „Aber: Trauen wir dem Geist Gottes mehr zu, als dass er nur unsere eigenen Kräfte hätte. Das kann uns motivieren, unsere Begabungen einzubringen.“ Das möge trösten, wenn etwas nicht gelingt. Wichtig sei dabei, „dass wir Suchende bleiben, wie wir unsere Gaben einsetzen. und da ist noch Luft nach oben, die uns der Geist Gottes anfüllen möge. Die Sorge um die Zukunft der Kirche muss uns bei den Gegenwartsfragen also nicht lähmen.“ Das Bild von der Kirche sei von einer Vielfalt und von einem Miteinander geprägt. „Niemand von uns ist allein unterwegs, sondern im Zusammenwirken der Kräfte wird die Gemeinde, die Kirche gebaut.“
Dann könne die christliche Gemeinde auch für die Gesellschaft beispielgebend sein und andere mitreißen und begeistern. Dazu möge Gott die Gewissheit durch seinen Pfingstgeist schenken.