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Minutenlanger Applaus und stehende Ovationen für eine ganz besondere Aufführung: Mit der Friedensmesse „The Armed Man“ eroberten die Musikerinnen und Musiker am Sonntag, 26. Mai, in der Oldenburger Ansgari-Kirche die Herzen des Publikums. Unter der Leitung von Kantor Johannes von Hoff hatten die Ansgari-Kantorei, das Concenti-Ensemble Nordwest, die Bremer Sopranistin Kerstin Stöcker und ein hochkarätig besetztes Orchester mit Querflöte, Violoncello, Klavier, Orgel, drei Trompeten und vier Schlagzeugen die knapp anderthalbstündige Messe von Karl Jenkins präsentiert.

 

Der walisische Musiker und Komponist Karl Jenkins hat dieses Konzert, entstanden zur Jahrtausendwende, den Opfern des Kosovo-Krieges gewidmet, gleichzeitig aber ist die Musik eine Zeitreise durch die Jahrhunderte, die eines eint: Glaubenskriege, Kampf und Mord im Namen Gottes. Spannend war die Mischung der Musik, von zarten, leisen Tönen bis zu Kriegsgebrüll und Todeskampf. Die Euphorie des Soldaten, der in den Kampf zieht, seine Trauer um die Kameraden, schließlich die flehende Bitte um Frieden – all das berührte zutiefst. Respektvolle, beinahe atemlose Stille herrschte, als der junge Muezzin Malik Muaz von der Delmenhorster Mevlana-Gemeinde das „Allahu Akbar – Gott ist groߓ anstimmte. Seine Geste, in einer christlichen Kirche aufzutreten, war dem Publikum zum Ende der Veranstaltung einen ganz besonderen Applaus wert.

 

Es war eine spannende, auch provokante Mischung, die das Publikum mit der Friedensmesse erwartete: Verse der englischen Barockdichter John Dryden und Jonathan Swift, des Kolonialdichters Rudyard Kipling, dazu Texte aus dem traditionellen Kanon des christlichen Gottesdienstes – vieles davon modern vertont – aber auch musikalisch umgesetzte Dramatik des Krieges und die Trauer um die Toten. Zum Ende der Messe erklang die Glocke der Ansgari-Kirche zum Gedenken an alle Kriegsopfer. Johannes von Hoff hatte zu Beginn der Veranstaltung darum gebeten, dass alle Besucherinnen und Besucher diesen Moment abwarteten. Auf die Stille dieses Gedenken folgte lang anhaltender Applaus, der die Stimmung des Publikums widerspiegelte: gemessen, ergriffen, warmherzig.

 

Ein Beitrag von Anke Brockmeyer.

Aufführung der Friedensmesse „The Armed Man“ von Karl Jenkins in der Oldenburger Ansgari-Kirche. Foto: ELKiO/Anke Brockmeyer