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„We are liberated by gods grace“, singen die Menschen im Zelt. Marimbatrommeln, Flötenklänge und ein Akkordeon begleiten den großen Chor, der am Mittwochmorgen im Konferenzzentrum des „African Safari Court“ in Windhuk musiziert. Es ist der Beginn der unter dem Motto „Befreit durch Gottes Gnade“ stehenden Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes, des weltweiten Dachverbands von 145 lutherischen Kirchen in 98 Ländern weltweit, denen mehr als 74 Millionen Christinnen und Christen angehören.

 

500 Jahre nach dem Thesenanschlag von Martin Luther treffen sich seine Nachfolgerinnen und Nachfolger in Afrika – „um zu zeigen, dass die Reformation eine Weltbürgerin geworden ist“, so der Generalsekretär des LWB, Martin Junge. Eine Weltbürgerin, die auch in Oldenburg zu Hause ist. Denn zu denen, die den Gottesdienst im Zelt mitfeiern, gehören auch Pfarrerin Nele Schomakers aus Delmenhorst (St. Stephanus) und Pfarrer Thomas Adomeit aus Oldenburg. Sie sind nach Namibia gereist, um die oldenburgische Kirche hier bei der Vollversammlung zu vertreten. Als im Gottesdienst gefragt wird, wer denn aus der Region Europa hier sei, stehen sie auf. „Das war ein schönes Ankommen“, sagt Adomeit. „Man fühlt sich gleich zu Hause.“

 

Zum Programm der Vollversammlung gehören Referate zu den Themen „Schöpfung – für Geld nicht zu haben“, „Menschen – für Geld nicht zu haben“ und „Erlösung – für Geld nicht zu haben“. Die Erlösung, die Schöpfung und die Menschenwürde sind nicht verkäuflich – so deutet der Lutherische Weltbund das Oberthema „Befreit durch Gottes Gnade“.

 

„Besonders Dr. Dennis Mukwege, der Hauptredner aus dem Kongo, der auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machte, hat hier etwas ausgelöst“, sagt Adomeit. „Aber ich stelle mir auch die Frage: Wie transportiert man das in unsere Welt, die dieses Problem längst nicht im Umfang Afrikas hat?“, sagt Schomakers. „Und wie kann man die Christinnen und Christen in Afrika stützen, dass das Tabu-Thema sexuelle Gewalt gebrochen wird und damit anders umgegangen wird?“ Für Adomeit ist dieses Thema auch ein Bildungsthema. „Es muss schon in der Schule klar werden, dass Frauen nicht weniger wert sind als Männer.“

 

Auch das unterschiedliche Wachstum der Kirchen bewegt die Delegierten. Während lutherischen Kirchen heute in Afrika einen großen Zuwachs verzeichnen, gehen die Mitgliederzahlen in Europa zurück. „Die ärmeren Länder haben keine Schwierigkeiten, die Menschen mit dem Evangelium zu erreichen“, sagt Adomeit. „Das macht mich nachdenklich: Ist das Evangelium etwa nur für die Armen?“ 

 

Doch auch die Begegnung mit Delegierten aus aller Welt kam für die Oldenburger nicht zu kurz. Schomakers etwa lief auf dem Marktplatz Abednego Keshomshashara in die Arme, den sie noch aus ihrem Studium in Bethel kannte. „Ich war völlig überrascht, ihn hier zu treffen“, sagt Schomakers. „Es stellte sich heraus, dass er heute Bischof in Tansania ist.“ Nun überlegt die Pfarrerin, ob der Theologe aus Afrika demnächst einmal zu einem Vortrag ins Oldenburger Land gebeten werden soll.

 

Hier finden Sie weitere Informationen zur Zwölften LWB-Vollversammlung.

 

Nigerianischer Erzbischof Filibus ist neuer LWB-Präsident
Pfarrer Dr. Musa Panti Filibus, Erzbischof der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria (Lutheran Church of Christ in Nigeria – LCCN), wurde am Samstagabend zum neuen Präsidenten des Lutherischen Weltbundes (LWB) gewählt. Er ist der dreizehnte Präsident und der zweite Kirchenleiter aus Afrika seit der Gründung des LWB im Jahr 1947. Er wurde im ersten Wahlgang gewählt, mit 274 Stimmen bei einer Gesamtzahl von 303 Stimmen.

 

In einer Rede an die Delegierten der LWB-Vollversammlung anlässlich seiner Nominierung sagte Filibus, seine Prioritäten seien die Pflege der Beziehungen der Kirchengemeinschaft und die Förderung von Mission. Auch Geschlechtergerechtigkeit sowie Diakonie und humanitärer Arbeit nannte Filibus als wichtige Felder. Ebenso die Stärkung der Jugend in der Kirche und der interreligiösen Zusammenarbeit für Frieden und Gerechtigkeit.

„Gemeinschaft ist ein Geschenk”, unterstrich Filibus und fügte hinzu, dass der Aufbau von Gemeinschaft aber auch aktiv gefördert werden müsse. „Ebenso ist zum Aufbau von Gemeinschaft ein Gespür für ökumenische Verantwortlichkeit notwendig.“

 

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LWB-Vollversammlung wählt 48 neue Ratsmitglieder
Am Samstagabend haben die Delegierten der Zwölften LWB-Vollversammlung die Mitglieder des neuen LWB-Rates gewählt, des jährlich zusammen tretenden Leitungsorgans aus Vertretern und Vertreterinnen der Mitgliedskirchen der Kirchengemeinschaft aus der ganzen Welt. Die Delegierten stimmten einer Vorschlagsliste von 48 Ratsmitgliedern auf ihrem Treffen in der namibischen Hauptstadt Windhuk zu.

 

Die Nominierten vertreten Kirchen aus den sieben LWB-Regionen. Jeweils zehn kommen aus Afrika und Asien, Mittel- und Osteuropa ist mit fünf Mitgliedern und Mittel- und Westeuropa mit acht Mitgliedern vertreten. Die Nordischen Länder stellen sechs VertreterInnen und Lateinamerika und die Karibik vier, während Nordamerika durch fünf Personen vertreten ist.

 

Die Hälfte der neuen Ratsmitglieder sind Frauen und 13 sind junge Erwachsene. Das entspricht der LWB-Richtlinie hinsichtlich der Geschlechter- und Altersinklusion, wonach Entscheidungsorgane jeweils mit 40 Prozent Frauen und Männern und 20 Prozent jungen Erwachsenen (bis einschl. 30 Jahre) besetzt sein sollen.

 

Der neue Rat wird offiziell im Abschlussgottesdienst am Ende der Vollversammlung übernehmen. Der Rat tritt mindestens einmal alle 18 Monate zusammen, um über die strategische Ausrichtung der Kirchengemeinschaft zu entscheiden, den Haushalt zu beschließen, Finanzberichte entgegen zu nehmen und andere in der LWB-Verfassung beschriebene Aufgaben wahrzunehmen.

 

Die Nominierten aus Deutschland sind:

  • Julia Braband, Theologiestudentin, Evangelische Kirche in Mitteldeutschland
  • Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July, Evangelische Landeskirche in Württemberg
  • Pröpstin Astrid Kleist, Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland
  • Prof. Dr. Bernd Oberdorfer, Professor für Systematische Theologie, Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern
  • Lasse Schmidt-Klie, Lehramtsstudent, Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers
    Bettina Westfeld, Historikerin, Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens

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Pfarrerin Nele Schomakers aus Delmenhorst (St. Stephanus) und Pfarrer Thomas Adomeit aus Oldenburg sind Delegierte der LWB-Vollversammlung in Namibia. Foto: ELKiO/Dirk-Michael Grötzsch.
Pfarrerin Nele Schomakers aus Delmenhorst (St. Stephanus) und Pfarrer Thomas Adomeit aus Oldenburg sind Delegierte der LWB-Vollversammlung in Namibia. Foto: ELKiO/Dirk-Michael Grötzsch.
Erzbischof Dr. Musa Panti Filibus aus Nigeria wurde am Samstagabend zum neuen Präsidenten des Lutherischen Weltbundes (LWB) gewählt. Foto: LWB/Johanan Celine Valeriano
Morgengebet. LWB/Albin Hillert
Plenarsaal. LWB/Johanan Celine Valeriano