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Noch ist die Corona-Pandemie nicht eingedämmt, doch schon jetzt betont der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, dass es danach einer «riesigen Solidaritätsanstrengung» bedürfe.

 

Osnabrück/Hannover (epd). Aus Sicht des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sollten Wohlhabende zur Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie mehr beitragen als die übrige Bevölkerung. «Wem es gut geht, so wie mir, der sollte sich darauf einstellen, nach der Krise seinen Beitrag zu leisten, um die Folgen zu bewältigen», sagte er der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Samstag). Von einer Reichenabgabe wollte er allerdings nicht sprechen. «Da sollen die Experten bewerten, was nützlich ist und was vielleicht auch kontraproduktiv», sagte der bayerische Landesbischof.

 

In der Debatte um eine Lockerung der repressiven Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen sagte Bedford-Strohm der «Passauer Neuen Presse» (Samstag): «Natürlich muss immer wieder geprüft werden, ob diese Einschränkungen noch verhältnismäßig sind oder nicht.» Dabei sei auch zu beachten, welche Schäden durch solche Restriktionen über längere Zeit entstehen. Zugleich gelte es zu verhindern, «dass es auch hierzulande Bilder wie in New York gibt, wo Leichname mit Gabelstaplern auf Kühllaster gehoben werden».

 

«Wenn die Maßnahmen ausreichend gewirkt haben und es möglich ist, dass man sie lockert, dann soll man es tun», sagte der EKD-Ratsvorsitzende: «Darüber muss die Politik mit den Wissenschaftlern beraten und zeitnah entscheiden.» Gegenüber der «Neuen Osnabrücker Zeitung» gab er zu bedenken, wenn die Wirtschaft einbreche, werde auch damit viel Leid verbunden sein. Der «Süddeutschen Zeitung» sagte er: «Wir müssen auf Sicht fahren.» Man dürfe sich aber keine Illusionen machen, wenn die Krise vorüber sei, werde es «eine riesige Solidaritätsanstrengung brauchen, und ich hoffe, dass wir alle dazu bereit sind. Besonders die, denen es finanziell gutgeht».

 

Auch mit Blick auf Ostern rief Bedford-Strohm in der «Neuen Osnabrücker Zeitung» dazu auf, im Kampf gegen das Coronavirus immer die Würde des Menschen im Blick zu behalten. Er zeigte sich zugleich offen für die Überlegung, Risikogruppen wie alte Menschen durch Maßnahmen zu schützen, die für andere Kreise der Bevölkerung nicht gelten. «Das oberste Ziel muss es sein, Leben zu retten, unabhängig von der Altersgruppe und unabhängig von der wirtschaftlichen Produktivität eines Menschen.»

 

Unterdessen plädierte die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann dafür, in der Corona-Krise vor allem Kinder im Blick zu behalten. Sie habe große Sympathien für das dänische Modell, erst einmal die Kinder wieder in Schulen und Kitas gehen zu lassen und gleichzeitig diejenigen zu schützen, die besonders gefährdet sind, sagte die hannoversche Theologin dem Radiosender Bayern5 in einem am Samstag gesendeten Interview. «Ich sag' Ihnen ganz ehrlich, ich bin doch bereit, als fast 62-Jährige länger zu Hause zu bleiben, wenn ich weiß, dass Kinder raus können», sagte sie.