Bach jazzig, rockig, getrommelt und gesummt. Play Bach hieß es auf dem Kirchentag in Hamburg, und als echte Bachfans waren die Podiumsgäste unter ihnen der Oldenburger Bischof Jan Janssen in bester Gesellschaft: Hunderte Besucherinnen und Besucher aller Generationen brachten am Samstagnachmittag, 4. Mai, die große Messehalle zum Klingen, angeleitet von Uwe Maibaum, Landeskirchenmusikdirektor aus Marburg. Gemeinsam mit Janssen erzählten auch der ehemalige Ministerpräsident Reinhard Höppner aus Magdeburg, die Religionspädagogin Tuba Isik, der Theologe Harald Schroeter-Wittke und der Musikwissenschaftler und Theologe Meinrad Walter ihre persönlichen Erlebnisse mit Johann Sebastian Bach.
Seit den 1960er Jahren geht uns Bach ins Blut, jenseits der Konzertsäle, sagte Moderatorin Gudrun Mawick vom Institut für Aus- und Weiterbildung der Ev. Kirche von Westfalen, und nannte unter anderem Jacques Loussier oder auch die Rockband Jethro Tull, die Bach durchaus eigenwillig interpretiert haben. Gudrun Mawick lud ein, Bach sinnlich zu erfahren, zum Hierbleiben, zum Bewegen. Eine Aufforderung, der die Besucherinnen und Besucher nur zu gerne nachkamen: Sie trommelten auf ihren Papphockern im Takt, ließen sich zu reinen Frauen- und Männergesangseinlagen verleiten, amüsierten sich bei Bach alla Turca und erfüllten die Halle mit einer beschwingten Atmosphäre.
Er sei praktisch mit Bachs Musik aufgewachsen, erzählte Bischof Janssen. Bei uns zu Hause wurde viel Kirchenmusik gespielt, als Jugendlicher fand ich das allerdings eher schwierig, gab er zu. Damals habe er sich auf die Suche gemacht nach anderer Musik. Eine Platte aus dieser Zeit habe ich heute mitgebracht, sagte er und zauberte das hervor, was Moderatorin Mawick für die Jugendlichen erklärte als eine Scheibe, die man früher benutzte, um Musik zu hören: Eine alte Langspielplatte von Jacques Loussier mit wie könnte es anders sein Musik von Bach.
Wie aktuell Bach sein kann, dafür gab Harald Schroeter-Wittke ein Beispiel: Humorig schilderte er eine Szene aus der Casting-Show Germanys next Topmodel, in der eine der Teilnehmerinnen erfuhr, dass sie ausscheiden musste. Da stand sie, enttäuscht und weinend, und die Szene war unterlegt mit Bachs Oh Haupt voll Blut und Wunden, schilderte Schroeter-Wittke. Und derjenige, der dafür verantwortlich ist, hat meine volle Hochachtung denn er hat Bach verstanden. Das Lied ist einer unerreichbaren Geliebten gewidmet, einer Angebeteten, so der Theologe weiter.
Dass Bach über die Jahrhunderte nichts eingebüßt hat an Aktualität, wurde in der Mitmachrevue Play Bach eindrucksvoll deutlich. Fast drei Stunden lang ließen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer mitreißen, harrten aus auf ihren eher unbequemen Papphockern, machten Bachs Musik auf ganz besondere Weise lebendig und stellten unter Beweis, was Beethoven einst über seinen großen Kollegen gesagt haben soll: Nicht Bach sollte er heißen, sondern Meer.