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Horst Janssen galt als genussvoller Künstler, der das Leben lebt, wie es sich ihm bot. Viele seiner Arbeiten haben einen Bezug zu Kaffee, Zigaretten, Alkohol und Essen. Eine Ausstellung gewährt nun ungewohnte Einblicke in sein Leben und Schaffen.

 

Oldenburg (epd). Das Oldenburger Horst Janssen Museum zeigt in seinem 25. Jubiläumsjahr die Sonderausstellung «Ich war ein Allesschmecker - Horst Janssen tischt auf». Bis zum 9. Juni gebe die Schau biografische und anekdotenreiche Einblicke, die über das Thema Essen eine neue und sehr private Sicht auf den Alltag des skurrilen Künstlers bieten, sagte Kuratorin Alexandra Hoffmann am Donnerstag.

Zu sehen sind 200 Meisterwerke Janssens auf Bierdeckeln, Einkaufzetteln, Servietten, und Tischdecken. Dazu Zeichnungen, Radierungen und Holzschnitte, die sich alle um das Essen und Trinken drehen, erläutert Hoffmann. Hinzu kommen Fotos, Videos und eine Hörstation.

Der exzentrische Künstler war geprägt von einem großen Schaffendrang, «kombiniert mit Kaffee, Alkohol, Zigaretten und Essen», sagte Hoffmann. Bis zu 60 Tassen Kaffee und Zigaretten seien nicht ungewöhnlich gewesen. Es sei darum nicht verwunderlich, dass sich viele seiner Arbeiten im weitesten Sinne mit den Themen Trinken und Essen beschäftigen.

Zu den ausgestellten Werken zählt das Porträt einer verschimmelten Paprika, die Janssen bis ins kleinste Detail nachzeichnete. Um eine Dreidimensionalität zu erreichen, stellte er hinter der Paprika ein Spiegel auf und zeichnete folgerichtig neben dem vergammelnden Gemüse auf demselben Blatt gleich ein Selbstporträt mit.

Die Ausstellung folgt laut Hoffmann chronologisch Janssens Tagesablauf: Los geht es mit dem Frühstück im Bademantel um 5 Uhr in der Frühe, mit Kaffee und einem Ei. Zum Mittag gibt es den bei Janssens Freunden berühmten Apfelpfannkuchen - weiter geht es über den Nachmittag mit Schach und Kuchen hin zum Abend im italienischen Restaurant und dem nächtlichen «Absacker» in einer Bar. Mitunter zahlte Janssen in diesen Bars mit einer Zeichnung auf einer Serviette seinen Wodka. Oder er beglich mit einer bemalten Tischdecke gleich eine ganze Rechnung in seinem Lieblingslokal. Eine dieser Tischdecken ist als Leihgabe in der Ausstellung zu sehen.

Dass diese Art zu leben seine Spuren hinterlässt, war auch Janssen klar. Auf einer Zeichnung nach einer vermutlich durchzechten Nacht stellt er seinen Kopf eingezwängt in einen Schraubstock dar. Auf einem anderen Bild in Plakatgröße kniet er mit aufgedunsenem Körper nieder. Auf seinem Rücken reitet bereits der Tod. Darunter schrieb Janssen: «Ich kann nicht mehr.»

Das Horst-Janssen-Museum wurde im November 2000 eröffnet. Die Dauerausstellung umfasst zahlreiche Originalwerke Janssens, die in regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden. Janssen wurde am 14. November 1929 in Hamburg geboren und wuchs als uneheliches Kind vaterlos bei den Großeltern in Oldenburg auf. Nach mehreren Schlaganfällen starb er am 31. August 1995 und wurde auf dem Gertrudenfriedhof in Oldenburg beerdigt.