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Wo anders als in einem Gottesdienst können angehende Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker ihr Handwerk am besten erlernen? Am 11. Sonntag nach Trinitatis wurde der Sonntags-Gottesdienst in der Oldenburger Lamberti-Kirche deshalb in einer ganz besonderen Form musikalisch gestaltet.

Sieben in Ausbildung befindliche Musikerinnen und Musiker waren in vielfältiger Ausprägungen aktiv und umrahmten die Predigt, die Jan Janssen, der Bischof der oldenburgischen Landeskirche, hielt. Die sieben jungen Leute hatten unter der Leitung der Landeskirchenmusikdirektorin Beate Besser einen zweitägigen musikalischen Workshop absolviert und erprobten nun in der Kirchengemeinde Oldenburg ihr Können. Neben dem Orgelspiel gehörte nicht nur der Chorgesang dazu, sondern auch die Übung des Dirigierens und die Begleitung durch verschiedene Instrumente.

Ein solcher Erprobungs-Gottesdienst bildet einen festen Bestandteil der C-Ausbildung für nebenamtliche KirchenmusikerInnen. Diese sind zwar zumeist bereits in ihren Gemeinden gottesdienstlich tätig, benötigen aber den Abschluss der „offiziellen Ausbildung“, um auch etwa eine nebenamtliche Kirchenmusikerstelle mit adäquater Bezahlung besetzen zu können. Zur Ausbildung gehören unter anderem Harmonielehre, Gehörbildung, Musikgeschichte, Orgelbau und Gesangbuchkunde. Über die musikalischen Kompetenzen hinaus geht es dabei auch darum, im Rahmen der allgemeinen Gottesdienst-Kunde liturgische Abläufe und Verbindungen zu verstehen und mit zu gestalten.

Von Beate Besser souverän angeleitet verbanden sich die Auszubildenden und die Lamberti-Gemeinde rasch zu einem harmonischen musikalischen Miteinander, etwa beim Choral „Vom Aufgang der Sonne“. Benjamin Reinders und Manuel Klemmt bewiesen gekonntes Orgelspiel, während Christine Rauterberg, Deike Lehmkuhl, Leonie von der Ohe, Gesa Lueken und Felix Sven Barrenschee sich in Chorleitung und Instrumentalbegleitung erprobten. Die Liturgie oblag Pfarrer Christian Egts.

Die Zahl „zwei“ stellte Bischof Janssen in seiner Predigt zu Lukas 18, 9-14 in den Mittelpunkt. Er ging von der Erfahrung aus, dass wir als moderne Menschen gleichsam „in Zahlen leben“, von vielfältigen Nummern umgeben sind sowie von großer Geschwindigkeit. Beim Evangelisten Lukas tritt dagegen die Zahl „zwei“ fast als Lieblingszahl auf, so auch in der Tempelgeschichte Jesu vom Pharisäer und vom Zöllner. Die beiden verkörpern als zwei mit einander Betende das Prinzip „des einen“ und „des anderen“, der Gegensätzlichkeit, die vor Gott in Kontakt und in einen Austausch tritt.

Dabei geht es aber nicht um eine „simple Alternative“, so Jan Janssen, oder um Schwarzweißmalerei, sondern um das Bestreben, zu einem Miteinander zu kommen. Dazu gehört, Selbstgerechtigkeit zu überwinden, auch den Sünder zu rechtfertigen, Erniedrigung und Erhöhung mit einander zu verknüpfen und die eigene Haltung immer wieder neu zu erkennen, zu prüfen und an Jesus Christus auszurichten. Damit erweist sich die Zahl „zwei“ letztlich als schönstes und bestes Symbol für die Versicherung: „Du bist nicht allein“. Hier fügten sich die Predigtworte des Bischofs und die besondere musikalische Gottesdienstgestaltung zu einem Ganzen zusammen.
Kurt Dröge

Die Gruppe der Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker als Chor.
Benjamin Reinders an der Orgel. Fotos: Kurt Dröge