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Eine ganze Predigt in 60 Sekunden – wie soll das denn funktionieren? Was zunächst unmöglich schien, wurde für etliche Pastoren, Diakone, Lektoren und Kirchenälteste sowie für eine Kindergartenleiterin aus dem Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven mittlerweile zu einem spannenden Projekt. „Angedacht“ heißt eine Reihe im lokalen Sender „Radio Jade“, bei der es genau eine Minute Zeit gibt, den Hörerinnen und Hörern einen wichtigen Gedanken mit auf den Weg zu geben.


Jeden Montag bis Freitag sind auf der Frequenz 87,8 von Radio Jade jeweils um 11.50 Uhr und um 16.50 Uhr die „Angedacht“-Gedanken zu hören. Ideengeber waren die stellvertretende Redaktionsleiterin Katharina Guleikoff und Frank Morgenstern, Pastor an der Christus- und Garnisonkirche in Wilhelmshaven. Der kirchliche Aspekt war im Programm von Radio Jade ein wenig in den Hintergrund geraten, das Ausstrahlen von Gottesdiensten, das früher mit einem enormen technischen Aufwand betrieben wurde, war schon lange eingestellt.

 

„Dieser hohe Aufwand ist uns heute so nicht mehr möglich, dennoch haben wir immer wieder über ein neues Format mit kirchlichem Inhalt nachgedacht“, sagte Guleikoff bei einem Pressegespräch, in dem die Kooperation zwischen Radio Jade und dem evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven vorgestellt wurde.

Herausgekommen ist nun dieses kurze, knackige Stück „Predigt“. Gelegenheit, mitten im hektischen Alltag, beim Weg in die Mittagspause oder auf dem Heimweg, kurz einmal innezuhalten und vielleicht einen Gedanken mitzunehmen, den man weiterdenken kann, eine Perspektive anzustoßen, die man so noch nicht wahrgenommen hatte,  oder eine Idee, die in einer bestimmten Situation Hilfe anbietet. „Verkündigung ist unser genuines Thema, das können wir, und im Grunde ist auch die Botschaft schnell auf den Punkt gebracht“, so Frank Morgenstern. Allerdings sei es sehr gewöhnungsbedürftig gewesen, so akzentuiert zu arbeiten, dass in 60 Sekunden alles gesagt sei, erklärte Nico Szameitat (Wilhelmshaven), einer der ersten Pastoren, die die Reihe gestalten.

 

Pastorin Meike von Fintel aus Sande kommt es sehr entgegen, dass Kirche auch „im Alltagsmedium Radio“ nun täglich (außer am Wochenende) zu Wort kommt. „Wir haben eine tolle Botschaft und über das Radio erreichen wir auch den großen Kreis deren, die sonst nicht in die Kirche kommen.“ Dabei soll zwar nicht missioniert werden, „aber wir wollen schon die Herzen und Köpfe unserer Hörerinnen und Hörer erreichen“, so von Fintel.

Über den Inhalt des Beitrages kann jeder Teilnehmer frei entscheiden. Über die Länge der Beiträge wurde im Vorfeld allerdings regelrecht „gefeilscht“. Doch die stellvertretende Redaktionsleiterin blieb hart: 60 Sekunden für den Textbeitrag, 30 Sekunden für den Vor- und Abspann, der jeweils durch das „Halleluja“ von Händel gekennzeichnet ist. „Mehr Text ist nicht drin, es gibt genaue Untersuchungen,  wie lange ein Hörer dranbleibt“, sagt Katharina Guleikoff. Jede Sekunde über die eine Minute hinaus würden sich etliche Hörerinnen und Hörer ausklinken. Genau das soll aber vermieden werden.

Das Format läuft erst einmal bis Anfang Februar, dann wird man weitersehen. Jeder Teilnehmer gestaltet die Beiträge für eine ganze Woche, dabei ist aber jeder Teil in sich abgeschlossen. Wer die Beiträge zu den Sendezeiten nicht hören kann, hat aber auch über das Internet Gelegenheit zum Nachhören bei Radio Jade.                                                             

 

Ein Beitrag von Annette Kellin.

 

Frank Morgenstern (v.l.), Katharina Guleikoff, Nico Szameitat und Meike von Fintel machen erste Erfahrungen mit einem neuen Format von „Kirche im Radio“. Foto: Annette Kellin
Frank Morgenstern (v.l.), Katharina Guleikoff, Nico Szameitat und Meike von Fintel machen erste Erfahrungen mit einem neuen Format von „Kirche im Radio“. Foto: Annette Kellin