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Liebe Geschwister,

 

„Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort“ – so lautet der Titel eines Liedes auf dem neuen Album von Heinz Rudolf Kunze mit dem markanten Namen „Der Wahrheit die Ehre“.
 
Finster scheint es tatsächlich. Die Corona-Krise, die im Moment alles andere überschattet und damit reichlich Leid und Elend an anderer Stelle in der Dunkelheit verschwinden lässt. Aus den Augen, aus dem Sinn. Denn nicht nur in Syrien herrscht weiterhin Krieg. Menschen töten und unterdrücken auch anderswo Menschen – zerstören die Lebensgrundlage anderer – vertreiben sie aus ihrer Heimat und schicken sie auf die Flucht. Bis sie dann aufgehalten werden von Mauern, Zäunen, Tränengas und bewaffneten Grenzschützern.
 
Und auch im vermeintlich Kleinen und Alltäglichen sieht es mitunter bedrohlich und düster aus. Da gibt es Ängste und Sorgen, die uns runterziehen. Wir wissen nicht, wie es weiter geht, verlieren die Kontrolle. Wollen vielleicht auch andere schützen, die uns anvertraut sind oder nahe stehen. Und können es doch nicht wirklich. Was passiert, wenn die Großeltern das Virus bekommen? Habe ich in einem Jahr noch eine Existenzgrundlage? Wie soll ich in dieser sich ständig verändernden Zeit noch zurecht kommen?

 

Die Gefühle, die da in uns hin und her wogen, beschreibt Heinz Rudolf Kunze wie folgt:

 

Das Bleigewicht der Zukunft
drückt jedem auf die Brust
die fremden und die selbstgemachten Sorgen
es schwinden die Gewissheit
die Hoffnung und die Lust
auf ein in Frieden zugebrachtes Morgen

 

Trostlos – könnte man meinen. Und das ist es auch, wenn man den Kopf in den Sand steckt, dem Sarkasmus frönt oder sich von der Wut und dem Hass einzelner anstecken lässt.
 
Zum Glück gibt es auch andere Wege: dort, wo Menschen zusammen stehen, sich solidarisieren, sich für andere – gerade für die Schwachen – einsetzen. Momentan erleben wir das doch an vielen Stellen. Da wird für Senioren eingekauft. Kinderbetreuung wird organisiert. Es wird gemeinsam auf Balkonen musiziert. Auf die Rückerstattung von Konzerttickets wird verzichtet, um notleidenden Künstlern ein wenig zu helfen. Wir entdecken, dass die modernen Medien auch segensreich eingesetzt werden können. Wenn man nur die Augen und Ohren offen hält, stößt man schnell auf viele gute und kreative Initiativen. Das macht mir Mut, weil es mir zeigt, dass wir die Hoffnung in und auf die Menschheit nicht aufgeben dürfen – und weil jede dieser für sich genommen kleinen Taten ein wenig Licht in die Dunkelheit bringt und diese zurücktreibt.

 

Dazu noch einmal Heinz Rudolf Kunze:
 
Das Dunkle fürchtet nichts so wie das Licht
das Licht enthüllt sein schreckliches Gesicht
das Licht das in der Seele wohnt
das ist am rechten Ort
die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort
die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort

 

Für mich ist dieser wunderschöne Song im Moment so etwas wie ein Mutmach-Lied. Zugleich weist er mich als Christen auch an den, der gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Joh 8,12)
 
Ja, wir alle sind Kinder Gottes und damit Kinder des Lichts. Wir tragen sein Licht in uns und sind gehalten, ja beauftragt, dieses Licht weiterzugeben, es auszubreiten. Nehmen wir das Evangelium ernst, das uns zu unseren Mitmenschen schickt – zu denen, die uns brauchen. Üben wir ganz praktisch Nächstenliebe. Möglichkeiten dazu gibt es jede Menge – und Gelegenheiten sowieso.
 
Seien wir also ganz bewusst kleine Lichter, die sich gegen die Dunkelheit stellen, wohl wissend, dass viele kleine Lichter letztlich ein helles Licht werden. Und am Ende stimmen wir gemeinsam und zuversichtlich mit ein in den Refrain: „die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort.“
Amen.

 

Pfr. Dr. Urs-Ullrich Muther

 

Quelle: https://werkzeug.heinzrudolfkunze.de/musik/songs/diedunkelheithatnichtdasletztewort.html
 

Foto: www.pixabay.com
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