Auf ein Wort – oder auch ein paar mehr… So hätte die Einladung zum „Theatergottesdienst“ im Rahmen der ökumenischen Sommerkirche in Horumersiel-Schillig lauten können. Sabine Kullik, Pastorin der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde und der römisch-katholische Pfarrer Lars Bratke baten dazu Schauspieler René Schack in den Altarraum der St. Marien-Kirche in Schillig. Gemeinsam gaben sie ganz unterschiedliche Impulse, über das tägliche „Geplapper“ nachzudenken.
„Wir müssen reden – immer und über alles“, erklärte Bratke und sorgte für Verwunderung, dass es nach neuesten Untersuchungen tatsächlich 16.000 Wörter pro Tag sein sollen, die wir sprechen. Und das in Zeiten, da immer mehr Wissenschaftler vor der „Verstummung“ in Zeiten von WhatsApp, Instagram und Co warnen. 16.000 Wörter – durchschnittlich, nicht geschlechtsspezifisch. Und natürlich wurde auch längst geforscht, worüber geredet wird: über die Arbeit und den Beruf (nahezu pausenlos), über Bekannte und Verwandte und die Preise im Supermarkt. Worüber nicht gesprochen wird: über Sexualität, über Religion und den Tod und über Beziehungsprobleme. Warum eigentlich nicht?
„Am Anfang war das Wort“, so das Thema des Gottesdienstes, der auch die Schöpfungsgeschichte aufnahm, der Bedeutung von Gottes Wort für den Menschen nachging und der immer wieder Staunen ließ über die Vielfalt der Sprache. Renè Schack rezitierte aus dem Grimmschen Wörterbuch, mit dem die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm 1838 begonnen hatten – sie dachten zunächst, sie würden zügig voran kommen und sechs oder sieben Bände vorlegen. Da hatten sie die Arbeit kräftig unterschätzt, fertig gestellt wurde das Werk erst 1961 – mit dem 32. Band. Weiterhin gab er mit einem Text von Günter Grass, der sich vorwiegend mit dem Buchstaben E beschäftigte eine Liebeserklärung an die deutsche Sprache und bewies mit einem selbst verfassten Text, der sich Anna und dem A widmete, wie wenig Wörter nötig sind, um eine ganze Lebensgeschichte zu erzählen – sogar eine, die sich bei Nichtgefallen ganz einfach nochmal umstricken lässt. Ausdrucksstrak in der Sprache während die Mimik eine ganze Welt erschließt, faszinierte der Schauspieler mit seinem Vortrag die Besucher. Florian Bargen sorgte an der Orgel für Musik, die das Gesagte unterstrich.
Ein Beitrag von Annette Kellin