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Hannover (epd). Gute Arbeitsbedingungen sind nach Ansicht der Ärztekammer Niedersachsen wichtig für die psychische Gesundheit. Fehltage durch psychische Erkrankungen haben laut ihren Angaben in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 50 Prozent zugenommen. Inzwischen seien sie der dritthäufigste Grund für Ausfalltage überhaupt, teilte die Ärztekammer am Mittwoch anlässlich der «Aktionswoche der seelischen Gesundheit» mit.

Die am Donnerstag beginnende Woche steht unter dem Motto «Hand in Hand für seelische Gesundheit am Arbeitsplatz». Der Facharzt für Psychiatrie, Hans Martin Wollenberg, betonte: «Gute Arbeit kann die seelische Gesundheit fördern, dies ist hinlänglich erwiesen.» Ebenso könne Arbeit aber auch krank machen, fügte der Mediziner an, der auch Mitglied des Landesvorstands der Ärztekammer ist. «Beispielsweise, wenn die Arbeitslast zu hoch ist, wenn Anerkennung und Belohnungen ausbleiben, wenn Ungerechtigkeiten vorherrschen oder kaum eigene Gestaltungsspielräume bestehen.»

Veränderungen in der Arbeitswelt, wie die Digitalisierung, durchgängige Erreichbarkeit, Ortsungebundenheit und Flexibilisierung von Arbeitszeiten könnten sich individuell positiv wie negativ auf die mentale Gesundheit auswirken. «Manche Menschen sind nicht wirklich dafür geschaffen, ohne feste Rahmenbedingungen und mit reduzierten persönlichen Kontakten im Berufsalltag glücklich zu werden, anderen wiederum erlaubt dies, Beruf und Familie besser unter einen Hut zu bringen.» Es sei darum wichtig, Auswirkungen auf den Einzelnen zu betrachten.

Wollenberg warb für einen offenen und diskriminierungsfreien Umgang am Arbeitsplatz. Es sei wichtig, Menschen mit psychischen Erkrankungen mit Verständnis für ihre individuelle Situation zu begegnen, anstatt sie durch eine Stigmatisierung auszugrenzen.