In seinem Weihnachtsgruß ruft der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit angesichts der andauernden Belastungen in der Corona-Pandemie dazu auf, nicht die Hoffnung zu verlieren. Die Zeit vor Weihnachten sei eine Zeit der Erwartung, so Adomeit in seinem Weihnachtsgruß zu 4. Advent. „Ich glaube, dass wir gerade jetzt die Adventszeit und Weihnachten brauchen. Es gibt kein Leben ohne Hoffnung und Erwartung.“
Der Weihnachtsgruß wurde in Kooperation mit dem Oldenburger Lokalsender oeins als Video-Botschaft in der evangelischen Kirche St. Petri in Westerstede aufgezeichnet.
Weihnachtsgruß zum 4. Advent
von Bischof Thomas Adomeit, Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
In Erwartung
Haben wir nicht gerade erst die erste Kerze am Adventskranz angezündet? Und nun steht Weihnachten schon bald vor der Tür, ist nahe herbeigekommen. Die Zeit des Wartens nähert sich rasant ihrem Ende. Mit Blick auf das bevorstehende Weihnachtsfest freue ich mich auf die alte Geschichte aus Bethlehem, den Stall, die Krippe mit dem Kind, den Gesang der Engel, die staunenden Hirten, Maria und Josef. Mit Weihnachten ergreift mich eine Stimmung, eine Spannung, die ich kaum in Worte fassen kann.
Wie wird es bei Ihnen an Weihnachten zugehen? Haben Sie feste Rituale, einen Ablauf, auf den sich alle einstellen und auch freuen können? Bei uns wird es wahrscheinlich wieder so sein, dass wir nach den Gottesdiensten gemeinsam essen. Danach wird meistens ein Lied gesungen und die Weihnachtsgeschichte erzählt. Und dann fangen wir an, die Geschenke auszupacken. Dies tun wir nicht alle gleichzeitig, sondern manchmal würfeln wir, manchmal geht’s von Jung nach Alt, oder – seitdem die Kinder groß sind – freundlicherweise auch mal von Alt nach Jung: Es wird angefangen, Päckchen für Päckchen auszupacken. Die anderen warten – manchmal ungeduldig. Die Spannung, die Vorfreude ist spürbar – eine schöne Bescherung.
Eigentlich ist das die Fortsetzung der Adventszeit: Kerze für Kerze wird angezündet, Woche für Woche wird es heller auf dem Adventskranz. Man zündet nicht alle vier Kerzen am ersten Advent an, genauso wie man nicht alle Türchen des Adventskalenders am ersten Tag öffnet. Das Warten, die Vorfreude sind Teil der Vorbereitung auf Weihnachten. Der Advent bringt uns schrittweise vom Dunkel zum Licht. Weihnachten braucht die Erwartung, sonst gelingt das Fest nicht.
Seit mehr als 20 Monaten beschäftigt uns die Corona-Pandemie, zurzeit wieder mehr. Die Zahlen sind erschreckend. Wir hatten gehofft und geglaubt, dass wir das Schlimmste überwunden hätten. Und nun? Ich spüre bei vielen Menschen große Verunsicherung. Auch wenn es für die Begegnungen im Familienkreis an Weihnachten Erleichterungen gibt: Können wir uns angesichts drängender Fragen auf den Advent einlassen und unser Herz weit für Gottes Ankunft öffnen? „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“, so beginnt das bekannteste Adventslied und spricht von offenen Herzenstüren.
Ich glaube, dass wir gerade jetzt die Adventszeit und Weihnachten brauchen. Es gibt kein Leben ohne Hoffnung und Erwartung. Wer auf nichts mehr hoffen kann, der oder die hat nichts mehr zu erwarten. Erwarten und hoffen heißt, es ist noch etwas offen, es steht noch etwas aus, es kommt noch etwas, es muss nicht bleiben, wie es ist… Wir erwarten die Ankunft von Jesus Christus, dessen Geburt wir zu Weihnachten feiern. Wir erinnern uns daran, dass Gott in die Welt gekommen ist. Er hat die Menschen damals verändert und er kann Menschen heute verändern.
Der Lichtschein der Zukunft Gottes kommt in die Dunkelheiten unseres Lebens. Die Kerzen, die wir in der Adventszeit anzünden, wollen Symbol sein für den, der als Kind in der Krippe im Stall von Bethlehem liegt und der später von sich sagen konnte: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Johannes 8,12)
Das ist die Zusage, auf die wir unsere Hoffnung setzen. Mit dieser Hoffnung, mit dieser Zuversicht wird unser Leben heller.
Kommen Sie gut durch diese besondere Zeit!
Ihr
Thomas Adomeit
Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg