Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft ist die neue Publikation „Advent und Weihnachten bei Ludwig Münstermann: ausgewählt und erläutert von Rolf Schäfer“ im Oldenburger Isensee-Verlag erschienen. Die 44-seitige Broschüre zeigt Darstellungen zum Thema Advent und Weihnachten des bedeutenden norddeutschen Bildhauers Ludwig Münstermann.
OKR i.R. Prof. Dr. Rolf Schäfer, einer der Verfasser der 2016 erschienenen großen Monografie zu Ludwig Münstermann, hat es sich zur Aufgabe gemacht, aus dem großen Werk kleinere Publikationen zu machen, die jeweils einen kurzen Überblick über den Künstler Münstermann geben.
Die nunmehr vorliegende zweite Auswahl ist dem Weihnachtsfestkreis gewidmet. Die Abbildungen der neuen Münstermann-Ausgabe stammen vor allem von Altären in Berne, Hohenkirchen, Rodenkirchen und Varel. Diese Darstellungen würden wegen ihres kleinen Formats jedoch oft weniger beachtet, so der Autor. Wichtige Bibelstellen aus den Evangelien sind zur besseren Verständlichkeit mit abgedruckt. Die Auswahl wurde gestützt von den grundlegenden Forschungen des Berliner Kunsthistorikers Dr. Dietmar J. Ponert und den Bildern des Oldenburger Fotografen Tobias Trapp.
Künstlerisch bemerkenswert
Laut Schäfer ist die Darstellung der Weihnachtsgeschichte aus der Schlosskirche in Varel besonders sehenswert, da sie nicht in Holz, sondern in Alabaster gearbeitet ist. Künstlerisch bemerkenswert seien auch die Darstellungen in Rodenkirchen. Bei den Arbeiten in Hohenkirchen sei hervorzuheben, dass sie sehr farbenprächtig gestaltet seien.
Das Buch „Advent und Weihnachten bei Ludwig Münstermann: ausgewählt und erläutert von Rolf Schäfer“ mit 44 Seiten (broschiert) und durchgehend farbigen Abbildungen ist in allen Buchhandlungen unter der ISBN-Nummer ISBN 978-3-7308-1501-4 für 12,90 EUR erhältlich.
Bereits 2017 war eine erste Auswahl von Münstermann-Bildern erschienen, die einen Überblick über das Schaffen des Hamburger Bildschnitzers gibt und seine Hauptwerke vorstellt, die mit ihren vielfältigen religiösen Themen in den oldenburgischen Kirchen zu finden sind. Das Buch „Münstermann – Bilder. Ausgewählt und kommentiert von Rolf Schäfer“ stellt auf 25 Doppelseiten jeweils ein Kunstwerk Münstermanns vor und ist unter der ISBN-Nummer ISBN 978-3-7308-1398-0 für 12,90 EUR erhältlich.
Bildhauerkunst des Manierismus
In Hamburg geboren, hatte Ludwig Münstermann (1599-1638) fast ausschließlich für die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst gearbeitet. Nicht umsonst wurde er „der Riemenschneider des Nordens“ genannt, denn wie kein anderer Bildhauer hat er die Kirchen in der Region seit dem frühen 17. Jahrhundert geprägt. Er gilt als die eigenwilligste Künstlerpersönlichkeit unter den Bildhauern des nord- und mitteldeutschen Manierismus. Er war von 1599 bis 1638 mit seiner Werkstatt in Hamburg tätig und arbeitete in Stein, Holz und Alabaster, vielleicht auch in Elfenbein und Bernstein. Sein persönlicher Stil erweist sich als ungewöhnlich und einzigartig.
Im Auftrag des Grafen und der Kirchengemeinden hat Münstermann reformatorische Theologie faszinierend in Bild und Szene gesetzt. Münstermanns Kanzeln und Altäre, seine Taufbecken und Epitaphien versetzen bis heute Einheimische wie Touristen ins Staunen. Wie Martin Luther dem Volk die Bibel mit seiner deutschen Übersetzung im Wort nahegebracht hat, so hat Ludwig Münstermann mit Altären und Kirchenschmuck die biblische Geschichte in eindrucksvollen Bildern erzählt.
Als Oberkirchenrat habe er ab 1971 mitentscheiden müssen, wie das Werk Münstermanns künftig behandelt werde, erinnerte sich der Autor Rolf Schäfer. „Damals stand ich staunend vor dem Altar in Rodenkirchen. So etwas hatte ich in einer evangelischen Kirche nicht erwartet.“ Allerdings räumt er auch ein: „Ich habe mich an Münstermann erst gewöhnen müssen.“ Vermutlich lag dies auch daran, dass Münstermanns Figuren nicht gefällig sind. Dies habe möglicherweise auch dazu geführt, dass die außerordentliche kunsthistorische Bedeutung Münstermanns über Jahrhunderte unterschätzt worden sei. Die Wertschätzung, die Münstermanns außerordentlichem Werk gebühre, habe erst vor rund 100 Jahren eingesetzt. Diese der Öffentlichkeit noch bewusster zu machen, sei eine sehr wichtige Aufgabe.
Für den Kirchenhistoriker Rolf Schäfer sind die Altäre, Kanzeln und Taufen Münstermanns mit „theologischen Wimmelbildern“ zu vergleichen. Die Figuren seien wie in einer Momentaufnahme an den erzählten biblischen Geschichten aktiv beteiligt und verdeutlichten lutherisches Glaubensverständnis. Zu Münstermanns Zeiten seien noch viele Menschen Analphabeten gewesen. Wie der Reformator Martin Luther (1483-1546) habe Münstermann mit seiner Kunst den Menschen einen Zugang zur Bibel eröffnet.